Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Fuad Rifka
(Kafroun/Syrien 1930 – Beirut 2011)
Wunsch
Er träumt
eine Wolke
hinter den Wolken zu sein,
eine Quelle hinter den Quellen,
ein Stern hinter den Sternen,
eine Träne hinter den Tränen,
ein Weg hinter den Wegen,
eine Sprache hinter den Sprachen.
Er träumt
eine Frage zu sein
hinter den Fragen.
»Mit bewußt schlichter Sprache und auf ein Mindestmaß beschränktem Wortschatz erreicht seine Dichtung eine tiefe Klarheit, eine fühlbare Nähe zum steten Kreislauf des Kosmos. Die Titelfiguren seiner Gedichtbände – der Holzfäller, der Scheich Derwisch, der Sufi oder der Samariter – übertragen die Sprache der Natur in die des Menschen, sie verkünden aus dem Mund des Dichters das Sein der Dinge«
Cornelia Jentzsch
Fuad Rifka, geboren 28. Dezember 1930 in Kafroun (Syrien) und gestorben am 14. Mai 2011 in Beirut, war ein syrisch-libanesischer Lyriker und Übersetzer aus der deutschen in die arabische Sprache. Im Mittelpunkt seiner Übersetzungen standen vor allem Rainer Maria Rilke und Friedrich Hölderlin. Er erhielt unter anderem den Friedrich-Gundolf-Preis und die Goethe-Medaille.
23.01.2012