Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Hamid Skif
(Oran 1951 – Hamburg 2011)
Stacheldrahtkinder
Meine Kindheit ist ein Tanz über Stacheldraht
Ein Hafen mit Matrosen und Seelenverkäufern
Meine Kindheit ist voller Gräten
Salzig wie ein Stein aus dem Meer
Meine Kindheit schert sich nicht um Gebete
Als Kaskadeur aus eigenem Recht
Schwingt meine Kindheit einen Lumpen als Fahne
Und wirft mit Eiern, findet sie einen Tänzer schlecht.
»Ich bin ein unmöglicher Typ, Veteran eines vergessenen Kriegs. Ich schreibe Gedichte, um den Tag zu erhellen oder das Haar der Nacht zu färben.«
Hamid Skif
Hamid Skif (eigentlich Mohamed Benmebkhout) wurde am 21. März 1951 in Oran (Algerien) geboren und starb am 18. März 2011 in Hamburg. 1997 erhielt er das Stipendium der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und 1999 das Stipendiat des P.E.N. Zentrums Deutschland. 2005 wurde Hamid Skif mit dem Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil ausgezeichnet. Er schrieb neben Lyrik auch Theaterstücke und Prosa, so den Roman Geografie der Angst.
17.08.2011