Hans Eichhorn
(Vöcklabruck 1956 – Attersee 2020)
PUNKT FÜNFUHRSIEBZEHN SCHREIT DIE KATZE
vor der Schlafzimmertür. Müdigkeit steckt noch
in Augenlidern und Knochen. Aus allen Erdteilen
werden Raketenersatzteile ins Zimmer geschleppt.
Was denn beispielsweise? Sei nicht vorlaut, vertrau
deinem Instinkt. Der Instinkt sagt, wenistens ein
Teil der Raketenersatzteile sollte benannt werden.
Gut, dann benennen wir ihn, er heißt Zünder.
Was für ein Zünder? Was für ein Zünder? So
googel doch! Gut, dann lass uns googeln. Der Katze
habe ich ein Päckchen Putenfleisch ins
Geschirr gefüllt, jetzt ist sie zufrieden und schnurrt.
Aus: Manuskripte. Zeitschrift für Literatur, Heft 195, Graz 2012; S. 118
»Seine Gedichte sind von visueller Kraft geprägt, von großem Feingefühl für die minutiöse Beobachtung von Dingen, Menschen, sozialer Ausgrenzung und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, für die leichtfertige Zerstörung der Umwelt ebenso wie für die vielstimmige Morgenoper des Erwachens auf dem See und für die Sommerkulisse aus Wasser, Gebirge und Licht in Traklscher Farbenpracht.«
Gerhard Melzer, Christine Riccabona, Brita Steinwendtner
Hans Eichhorn wurde 1956 in Vöcklabruck, Oberösterreich, geboren und studierte in Salzburg Religionspädagogik. Im Mittelpunkt seiner literarischen Tätigkeit stand die Lyrik mit zahlreichen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften wie manuskripte, Literatur und Kritik, text + kritik und Wespennest. 1993 kam sein Lyrik-Debüt Das Zimmer als voller Bauch im Residenz-Verlag heraus. Hans Eichhorn erhielt im Jahr 1999 den Manuskripte-Preis. Er starb zwei Wochen nach seinem 64. Geburtstag in Attersee.