Hansjörg Zauner
(Salzburg 1959 – Wien 2017)
den finger verlassen
den streifen auf stroh
wie laute auf
kuppen und stellung
dazwischen darauf
wie schneiden um laenge
und zunge zum bauch
wie lauter das sprechen
um raender gezielt
wie dicken die finger
und spiegelt geruch
und weicher die
streifen auf stellen
der laut in den lauf
auch waage die laenge
im bisz zu dem wort
wie wort ohne lippe
mit dehnung der zug
wiegt schneller der schnitte
im lauf dadurch ohr
um dehnt sicht
zum zucken des zuckers
zum toast dieser dose
die schaerfe der stellung
und lackt dieser
loeffel die luft
um sich her
Aus: Petra Nachbaur u. Sigurd Paul Scheichl: Sprachkurs. Beispiele
österreichischer Wortartistik 1978–2000; Innsbruck: Haymon 2001
»Er ersann Verse von unerhörter Klangkraft und dennoch zauberisch verschwimmendem semantischem Gehalt. Zauner, dessen Hausgöttin die US-Avantgardistin Gertrude Stein war, arbeitete wie ein Besessener als ein Transformator – als poetischer Gestaltwandler, dessen Kettentexte und Sprachinstallationen noch den avanciertesten Theorien über den Erwerb und den Gebrauch von Sprache Paroli boten.«
Ronald Pohl
Hansjörg Zauner wurde 1959 in Salzburg geboren und wuchs in Obertraun auf und lebte später in Wien. Er widmete sich der experimentellen Dichtung und Prosa, visuellen Arbeiten, Schmalfilmen und war als Herausgeber tätig. In den 1980er Jahren experimentierte er mit Selbstaktfotos und war an Kunstausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Zuletzt veröffentliche er mehrere Bücher im Ritter Verlag, so 2016 den Band 99.144 gedichtnasenlöcher schießen auf mich bis alles passt. Hansjörg Zauner starb Ende Juni 2017 im Alter von 57 Jahren.