Harry Almela
(Caracas 1953 – Mariara 2017)
Ertrag des Elends
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Im Innenhof wirbelt der Müll. Dieses Gebüsch wird überschwemmt von Sepia. Der Staub sammelt sich an auf Buchrücken, unter dem Abend des Wassers. Die Tote kommt, trinkt aus dem Glas neben meinem Bett.
Ein uralter Sonntag zeigt sich in den Zikaden.
Ich habe sie satt diese Fenster, den Nebel in den Fluren, die Frösche am Anfang des Winters.
Nimm dieses Haus mit, Stute der Nacht.
Deutsch von Geraldine Gutiérrez-Wienken und Hans Thill.
Aus: Fértil Miseria. Ediciones Dharma, Maracaibo 1992.
»In der Person von Harry Almela erkennen wir einen der beneidenswertesten Dichter der venezolanischen Literatur der letzten fünfzig Jahre, einen echten Vatermörder.«
Rafael Rattia
Harry Almela wurde 1953 in Caracas geboren und studierte Erziehungswissenschaften an der Universität von Carabobo. Er war Dichter, Essayist, Erzähler und Dozent für Literatur sowie Autor zahlreicher Gedichtbände: Dazu gehören unter anderem: Fértil Miseria (1992); El terco amor (1996); Silva a las desventuras en la zona sórdida (2012) sowie Contrapastoral (2014, Premio 1. Bienal Abraham Salloum Bitar). 1991 gründete er den Verlag La Liebre Libre. Er wirkte bei Literaturzeitungen in Venezuela mit und war Stipendiat der Guggenheim-Stiftung New York 2009. Harry Almela starb im Oktober 2017 in Mariara (Venezuela).