Harry Mathews
(New York 1930 – Key West 2017)
Der treu ergebene Spion
Wo sind die Messinginseln?
Da sind die Messinginseln.
Ihr gelber Weizen beugt sich nicht, und ihre Gipfel
Klingen stumpf. Ihre Messinghäfen
Leuchten im Hauch der Dämmerung in stupider Glorie –
Am hellen Tag bringt in diesem Mattgold
Sogar fast gelber Kupferschrott süße Erleichterung.
Die Straßen sind steif vom Blinken und Klimpern
Oder drahtverbundenen Lidern, ein taubes Klappern
Von Messingfüssen, die auf Messing trommeln,
Messingzähne, Messingtränen,
Messingbrüste! In einer dieser Städte
Fand ich einen Mop aus roten Lumpen,
Ging aber nach Abschluß meiner Geschäfte. An die Farbe
Erinnere ich mich nicht. Von dem Mohn hier bin ich überwältigt –
Wilder Mohn salzt den Ernteweizen
Wie Gedenkbänder, rot unter Tubas.
Übersetzt von Johannes Beilharz. Aus: Ron Padgett/David Shapiro (Hrsg),
An Anthology of New York Poets. Random House, New York, 1970.
»Alles, was in diesen Büchern vor sich geht – die kleinsten Details ihrer Wechselfälle, ihre gelehrten Exkursionen, ihr Rausch und ihr Schmachten – ist nichts anderes als die gespenstischen, zerbrechlichen Umrisse des legendären Ringkampfs, den wir von Anfang an zu führen hatten mit der Welt der Wörter, Zeichen, Bedeutungen und Träume, die wir Fiktion nennen.«
Georges Perec
Harry Mathews wurde 1930 in New York City geboren und studierte Musik an der Princeton University und schloss sein Studium an der Harvard University ab. Nach seiner Heirat mit Niki de Saint Phalle zog er nach Europa, wo er in Paris zu schreiben begann. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren war er mit der New York School of Poets assoziiert und schloss Freundschaft mit John Ashbery. Später gehörte er der Oulipo-Gruppe an. Insgesamt veröffentlichte er sechs Romane und mehrere Gedichtbände. Zudem übersetzte er eine Reihe von Schriften aus dem Französischen ins Englische und schrieb selbst auch in französischer Sprache. Harry Mathews starb im Januar 2017 in Key West, Florida.