Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Heinz G. Hahs
(Köln 1934 – Mainz 2019)
tag-über mein sleipnir und stets
danebengewiehert die blitze
stehn geölt vorm tor
so dröselnd wie das weltgewölle
als scheuche baumeln
zwischen den soffiten
den atem käuen, die kehle
von innen verkneifen bis
alles vorüber und wieder in gummi
nacht-unter mein sleipnir
herzlieber bruder ach lass uns
am schnürchen gehen lass uns perlacken
Aus: Michael Braun / Hans Thill, Lied
aus reinem Nichts. Deutschsprachige
Lyrik des 21. Jahrhunderts. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2010
»Er verfremdet Wörter, prägt neue Begriffe, spielt auf hintergründige Art mit Märchensätzen, Gebetzeilen, Sprichwörtern, Floskeln, Archaismen, Privatsprachen und Dialekten.« Michael Buselmeier
Heinz G. Hahs (Pseudonym für Helmut Schwank) wurde 1934 in Köln geboren und studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Mainz. Anschließend war er als Gymnasiallehrer tätig und veröffentlichte 1985 seinen ersten Gedichtband (Versäumt zu scheitern) in der Mainzer Edition Despalles. Neben Gedichten verfasste er Erzählungen, Essays und Theaterstücke. Heinz G. Hahs starb im November 2019 in Mainz.
04.08.2020