Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Jacques Dupin
(Privas 1927 – Paris 2012)
Allgegenwart als notwendiges Wort
damit das Kind Tod die Fliegen
der disparaten Flut
verjagt – die stockt
mit der Schimäre Milch …
Der Schrei der Halme
an der Oberfläche
zweier unter-lebter Gedichte verschweisst
mit dem inzestuösen
Doppel, der Schrei
im Gras: letztes
Wort wildes
Verlangen nach Allgegenwart.
Aus: Henry Deluy (Hrsg.): Poésie en France 1983 – 1988, une anthologie critique,
Paris Flammarion 1989, S. 97
»Der Dichter gehört zu einer Generation (zusammen mit André du Bouchet, Yves Bonnefoy, Philippe Jaccottet, Jean Laude), die dauerhaft und mit einem Schlag die Hegemonie der surrealistischen Ideologien in der französischen Poesie zertrümmert hat.« Henry Deluy
Jacques Dupin wurde am 4. März 1927 in Privas, Frankreich, geboren und starb am 27. Oktober 2012 in Paris. 1950 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband (Cendrier du voyage; Vorwort von René Char) und war neben seiner schriftstellerischen Arbeit als Kunstkritiker tätig; so schrieb er unter anderem Biografien über Alberto Giacometti und Joan Miró. 1988 erheilt er den Grand Prix national de la poésie.
25.11.2012