Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
José Emilio Pacheco
(Mexiko-Stadt 1939 – Mexiko-Stadt 2014)
Mücken
Geboren in den Sümpfen der Schlaflosigkeit
sind sie zähe Schwärze, die flattert.
Waffenlose Miniaturvampire,
Kryptolibellen
Lanzenpferdchen
des Satan.
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Tarde o temprano (Gedichte 1958-2009), Fondo de Cultura Económica (Mexiko-Stadt) 2009
»José Emilio Pacheco hat den Cervantes-Preis von Geburt an verdient. Ich möchte sagen, er ist als Dichter geboren. Ich habe ihn kennengelernt, als er ein Junge von siebzehn Jahren war, und wenn ich rückblickend sein Werk betrachte, glaube ich, dass er vom ersten Gedicht an ein großer Dichter ist und daß sein letztes Gedicht das erste ist, das er geschrieben hat. Ich möchte sagen, daß José Emilio Pacheco für eine verblüffende Kontinuität des Schaffens steht.« Carlos Fuentes
José Emilio Pacheco, geboren 1939 in Mexiko-Stadt, studierte zunächst Jura, wechselte dann zum Studium der Philologie und begann seine Tätigkeit als Kritiker, Herausgeber und Kolumnist. Später lehrte er Literatur und Poesie an internationalen Universitäten, eher er nach Mexiko-Stadt zurückkehrte. 2009 erhielt er den renommierten Cervantes-Preis. Zu seinen bekanntesten Lyrikwerken gehören die Bände Rückkehr zu Sisyphos und Früher oder später (Werkauswahl 2011l). José Emilio Pacheco starb 74-jährig am 26. Januar 2014 in Mexiko Stadt.
06.02.2014