Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Kamala Das
(Kerala/Malabar 1934 – Pune 2009)
Die Maden
Am Fluß bei Morgengrauen liebte
Krishna sie ein letztes Mal und floh –
Nachts dann in den Armen ihres Mannes
War Radha wie tot. Er fragte: Was ist los,
Stören dich meine Küsse, Liebste? Und sie sagte,
Nein, überhaupt nicht, dachte aber: Was machts
Der Leiche aus, wenn die Maden an ihr nagen?
Aus: The Descendants. Writers Workshop 1967. Übersetzung von
Hans Thill.
»Kamala Das war eine Bilderstürmerin, in ihren englischen Gedichten sprach sie offen Dinge aus, die ihr auf Malayalam die Gegnerschaft der Kritiker eingebracht hätten. – Ihre Konversion zum Islam war ein Wendepunkt in ihrem Leben ›Religion‹ oder ›Matham‹ ist eine Lebensentscheidung, eine Meinung. Jeder und Jede hat das Recht, sein Leben selbst zu wählen.«
M T Vasudevan Nai
Kamala Das (Pseudonym als Autorin: Madhavikutty / Islamischer Name: Kamala Surayya) wurde am 31. März 1934 in Punnayurkulam (Südindien) geboren und starb am 31. Mai 2009 in Pune (Westindien).
Sie schrieb als Autorin in Englisch und in ihrer Muttersprache Malayalam, der regionalen Sprache des indischen Bundesstaates Kerala. Ihr erstes Buch hieß Sommer in Kalkutta (Summer in Calicut), ihre mit 42 Jahren verfasste Biografie Meine Geschichte (My Story) wurde in mehrere Sprachen übersetzt. 1999 konvertierte sie mit 65 Jahren zum Islam. Sie bereiste als Autorin viele Länder und war auch in deutschen Städten zu Gast.
02.06.2009