Katerina Angelaki-Rooke
(Athen 1939 – ebenda 2020)
Ganz ruhig bleiben
»Ganz ruhig bleiben ...«
wir sind nur die Stimmen verflossener Lieben
nicht jener, die dein Leben veränderten
wo du plötzlich aufwachtest in einer anderen Welt
und zu anderen Göttern betetest
sondern jener kleinen Amoretten
die dich dazu brachten, den Blick zu heben
im Vertrauen auf den Himmel
nur einen Augenblick lang
während ein paar versprengte Monokotyledone
(ein Lächeln, ein Blick)
dich die immergrünen Stacheln der Kaktuszeit
vergessen ließen
eine kleine Liebe des letzten Augenblicks
gestützt auf eine fanatisch sterbliche Schulter
gestützt auf das Kenotaph von Träumen
Aus dem Griechischen übersetzt von Torsten Israel und Rolf Haufs. Aus: Gregor Laschen (Hrsg.), Atmen lang von Babel her. Poesie aus Griechenland. edition die horen, Bremerhaven 2003. Poesie der Nachbarn Band 15.
»Zentrale Motive der Lyrik von Katerina Angelaki-Rooke sind Liebe, Eros und Körper, wobei in den jeweiligen Gedichten, auf deren Grund fast immer eine Erfahrung elementarer Einsamkeit erkennbar wird, sowohl auf konkrete Personen, als auch in pantheistischer Weise auf die belebte und unbelebte Natur Bezug genommen werden kann ...« Torsten Israel
Katerina Agelaki-Ruk wurde 1939 in Athen geboren und studierte im Athen, Südfrankreich und in der Schweiz und legte ihr Diplom als Dolmetscherin ab. Seit 1956 veröffentlichte sie Artikel und Essays über griechische Dichtung, schrieb und übersetzte Lyrik und publizierte in Zeitschriften und Zeitungen. Katerina Agelaki-Ruk brachte mehr als 20 Gedichtbände heraus und erhielt den Preis für Lyrik der Stadt Genf und den griechischen Nationalpreis für Lyrik. Sie starb im Januar 2020 in Athen.
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