Leland Bardwell
(Madras/Indien 1922 – Sligo/Irland 2016)
Ehemänner
Mein erster Mann haßte intelligente Frauen
er fand, sie seien wie Avokados
teuer, fad.
Er sagte, würde man mich mal von der Leine lassen
könnte ich doch nach Mexiko gehen,
aber Lederröcke waren sein ein und alles.
Mein zweiter Mann haßte Mexikaner
und mich. Er sagte, bei uns: Verkehr eingestellt.
Er mochte Antonioni Frauen
mit kurzem Haar und dicken Titten
und wollte selber eine sein.
Gern hätte ich einen neuen ohne Haß
und mit prima Zähnen.
Meine beiden Männer hatten ein schwarzes
Lächeln und waren Transvestiten.
Ich dachte, wie dumm:
(und wenn meine Brüste
wie zwei Spiegeleier sind?)
Sie haben überhaupt keine.
Einmal wurde ich gefickt in Euston Station
und der Mercury fuhr mir vor der Nase weg.
All das Quecksilber in Flaschen abgefüllt,
hätte ich ein Vermögen gemacht.
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Dostoievsky's Grave, Dedalus, Sawtry 1991.
»Sie war in vielerlei Hinsicht ihrer Zeit voraus und hatte sich ein Leben auf den Leib geschneidert, das nicht immer einfach war, aber in den Jahren, als ich sie kannte, passte es sehr gut zu ihr. Sie war unabhängig, respektlos, vergnügt, und sehr großzügig.« Molly McCloskey
Leland Bardwell wurde 1922 in Madras, Indien, als Tochter irisch-protestantischer Eltern geboren und wuchs seit 1924 im irischen County Kildare auf. Sie lebte und arbeitete in London und zeitweise in Paris und war u.a. mit dem Schriftsteller Patrick Kavanagh befreundet. Von ihr erschienen mehrere Romane, so. u. a. Mother to a Stranger (Mutter eines Fremden), Kurzgeschichten und fünf Gedichtbände. Das Literaturmagazins Cyphers wurde von ihr mit herausgegeben. Leland Bardwell starb im Juni 2016 in Sligo / Irland.