Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Lucille Clifton
(Depew / New York 1936 – Baltimore 2010)
im traum bin ich weiss
toll! musik und
ich
ganz weiss
das haar flatterndes
herbstlaub
umkreist die perfekte
linie meiner nase
keine lippen
kein hintern. toll!
ich bin weiss
und trage
weisse geschichte
aber in diesen kleidern
ist keine zukunft
ich ziehe sie aus und
erwache
tanzend
Aus:
Next (1987). Übersetzt von Hans Thill.
»Clifton hatte sechs Kinder und schrieb ihre Gedichte nicht in einem ›Zimmer für sich allein‹ sondern eher am sprichwörtlichen Küchentisch, während das Familienleben um sie herum weiterging. ›Was glauben Sie, warum meine Gedichte so kurz sind?‹ pflegte sie lachend zu sagen, wenn die Leute sie fragten, wie sie es fertig gebracht habe, soviele Bücher zu schreiben.«
Elisabeth Alexander
Lucille Clifton wurde am 27. Juni 1936 in Depew (New York) geboren und starb am 13. Februar 2010 in Baltimore.
Lucille Clifton studierte an der Howard University und der State University of New York at Fredonia. Ihre erste Gedichtsammlung erschien 1969 und wurde von der New York Times als eines der 10 besten Bücher des Jahres gelistet. Im Jahr 2000 erhielt sie den National Book Award für ihren Lyrikband Blessing the Boats: New and Selected Poems 1988-2000.
22.04.2010