Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Magang-Ma-Mbuju Wisi
(Yidoumi/Gabun 1943 – Mouila 2011)
Das Heldenepos
Ein Gedicht
ein Gedicht neu zu erbauen
die Jahrhunderte
ein Gedicht – Marmor der Chöre
die Zukunft zu errichten
Lieder und Masken
Wirbel und Lungen
durch den Glauben der Vergangenheit
durch den Ruhm ferner Tage
meine Schmiede ist bereit
für das Feuer der Geschosse
das sagen wird
die Namen der Schlachten
und der Helden
Nding-Mamb
Mbombi
Nyond-Mam-kit
Blut der Anführer im Tausch
gegen ein paar Flaschen
Rhum
gegen ein paar Tropfen
Whisky
Die Kreuzung leer
neun Straßen gab es
neun Trennungen
Seid umsichtig bevor
ihr schlafen geht
Die Toten halten Wache am Kopfende
der Geschichte
Zwei Monde sind vorüber
dann der dritte
dann der vierte
welch möderische Stille
Gebt mir einen Namen
Gebt mir einen Klumpen
jungfräulicher Erde
durchdrungen von Erinnerungen
der Kämpfer der Erbauer
von Städten
einst verstreut über den
Kontinent
Aus dem Französischen von Hans Thill.
»In seinen Briefen sind Lied und Revolte nah beieinander, Aufsässigkeit und Zärtlichkeit. Der Rhythmus seines Tam-Tam erhob sich mit Nachdruck gegen die finsteren Mächte aus unermesslichem Gestammel jener satanischen Fratzen, schmerbäuchigen Kerle, die jede klare Sicht auf das Leid der Menschen vernebeln« (Belarmin Moutsinga)
Magang-Ma-Mbuju Wisi, geboren 1943 als Pierre-Edgar Moundjegou-Magangue in dem kleinen Ort Yidoumi in Gabun, promovierte er an der Universität Paris VIII. mit einer Arbeit über „Mündlichkeit, Übersetzung und Poetologie“. Nach einigen Jahren der Lehrtätigkeit wurde er Beamter am Erziehungsminsterium von Gabun. Neben seinen herausragenden Werken „La crépuscule des silences“ (1975; Die Dämmerung der Stille) und „Ainsi parlaient les Anciens“ (1987; Also sprachen die Ahnen), wurde er bekannt als Textdichter des gabunesischen Sängers Pierre-Claver Akendengué. Zehn Jahre vor seinem Tod schloß er sich einer Erweckungskirche an und wollte von seinen Gedichten nichts mehr wissen. Er starb am 31.8.2011.
05.10.2011