Marcos Ana
(Alconada 1920 – Madrid 2016)
Aus: An die Katholiken
…
Hör mich an, wer du auch seist
sofern dich die Liebe zu Gottes Seele tatsächlich erleuchtet;
du kannst doch nicht aus dieser Welt einfach so weglaufen
den großen Weg antreten mit leeren Händen
und wie in deinem Traum vor den Pforten Gottes
sagen: »Herr, ich habe nichts mitgebracht;
gib mir eine Spur von der Liebe deines göttlichen Feuers.«
Denn der Herr, dein Gott, wird darauf entgegnen:
»Geh und laufe dir die Füße wund im unendlich rotglühenden Eis,
als Stütze nimm die knotige Rute deines Hasses,
du sollst für immer auf Wanderschaft sein bis du die
Palme der Liebe entdeckst, bis du gewillt bist sie
vom Baum zu pflücken, den mein Blut pflanzte.
...
Deutsch von Hans Thill.
Aus: Poemas de la prisión y la vida. Ed. Tabla Rasa y Ediciones Urano 2011.
»Vielleicht war er die größte Niederlage des Franco-Regimes, denn dessen Gefängnissen ist es nicht gelungen, ihn zu brechen, zu demütigen, oder ihm die Hoffnung zu nehmen, seine jugendliche Energie, die er sich bis zuletzt bewahrt hat«
Almudena Grandes Aus: Schmutziges Gedicht
Marcos Ana (Pseudonym für Fernando Macarro Castillo) wurde 1920 in Alconada (Spanien) geboren. Als Jugendlicher schloss er sich der Spanischen Kommunistischen Partei an und kämpfte später im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco. Es folgten über zwei Jahrzehnte Gefängnisaufenthalte, während der er vor allem Gedicht zu schreiben begann. Erst 1962 kam Marcos Ana frei und ging ins Exil nach Frankreich. 2013 erschien sein autobiographischer Roman Es loht sich zu kämpfen. Marcos Ana starb im November 2016 in Madrid.