Mariano Lebrón Saviñón
(Santo Domingo 1922 – Santo Domingo 2014)
Feuer auf dem Fluß
Erde, Wege, frei für den Menschen,
Tropen, freie Liebe für den Weg.
Tropen, niemals nannte ich euch beim Namen.
Ich folge, singe auf eurer Trommel ohne Menschen,
ich folge, folge glücklich, ich wahrsage euch,
in eurer aufglänzenden stillen Liebe.
Das Blut fließt über eure Berge,
das Blut erzittert auf eurer Wiese,
ein Fleck, bedeckt, beugt sich an eurem Horizont,
mit dem heftigen Schweigen eines Panthers.
Steigt auf das Blut, stöhnt, der Fluß schwillt an,
er reicht an den Himmel, plündert, verwandelt ihn,
überschwemmt Caimital, läuft, bringt es zum erzittern.
Läuft zum Flammenbaum, um seine Konturen zu finden,
sprüht Funken in eurem Baum, läuft in die Venen,
rennt durch die Wunden im Sand,
das Feuer kommt zum Blut, rennt zum Fluß;
wenn der Mensch stirbt, steigt, kreischt, tanzt
das Blut; das lebendige Feuer rennt, greift an.
Blut, Feuer der Liebe, meine Tropen.
Übersetzt von Hans Thill. Aus Luces bajo el trópico, 1949.
»Ein revolutionärer Geist kam auf, neue Umgangsformen. Sie brachten eine starke Persönlichkeit hervor (…) Er wurde in eine ländliche Welt hineingeboren, die schlecht kommunizierte. Später gab es dann Gewerkschaften, Darlehen und eine Modernisierung der spanischen Sprache.« El Castellan
Mariano Lebrón Saviñón, geboren 1922 in Santo Domingo (Dominikanische Republik). Begründete 1942 (zusammen mit den Chilenen Alberto Baeza Flores und Franklin Miéses Burgos) die Literarische Bewegung Poesia Sorprendida (Poesie der Überraschung). Studierte Kindermedizin in Santo Domingo und Buenos Aires. Später arbeitete er als Arzt und Lehrer an der Universidad Autonoma Santo Domingo, war gleichzeitig Verlagsdirektor der Universidad Nacional Pedro Henríquez Ureña. Übersetzte Gedichte von Robert Desnos und Paul Eluard. Neben seinem poetischen und essayistischen Werk verfasste er auch eine Kulturgeschichte von Santo Domingo. Historia de la cultura dominicana, Santo Domingo, 1982. Er starb am 18. Oktober in Santo Domingo.