Martin Harrison
(Yorkshire 1949 – nahe Sidney 2014)
Lieder und Verse
Der weiße Tisch, die weißen Stühle,
dort unter den Bäumen –
Fliegen umkreisen sie, summend im Zickzack;
im Auge die blutrote Baumwollader.
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Dort hinten gepacktes Leben im kleinen Zimmer;
Stille regiert im Haus. Straßengeräusche schwappen
hinein wie kleine Wellen, die lecken
an einem gefällten Stamm.
Jenseits murmeln Seen, von Bäumen umwölkt.
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Wir sind auf einer Reise,
es ist unsere Reise
aus bildhaften Regungen,
die fragen, wer so viele Seelen gemacht hat.
Die Reise geht weiter,
während du und ich still sitzen;
Mücken in Schwärmen über trockenen Schluchten,
gespenstische Reiher pirschen durch bronzenes Schilf.
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Hier müht eine Larve sich ab
in ihrer Welt aus Himmel und Holz,
dort ist schimmernder Tag, dort ist gleißender Tag.
und warme Böen glitzern auf der Rinde.
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Wild Bees. Shearsman, Exeter 2008.
»Die ganze Energie, die ganze Spannung des Gedichts baut sich auf zwischen dem Gegenstand und dem Zeugnis ablegenden Ich, behutsam dargelegt in poetisch reicher, aber direkter Sprache. Es dient auch als Demonstration der Tauglichkeit expliziter Rede für meditative Inhalte.« Peter Riley
Martin Harrison wurde 1949 in Yorkshire, England, geboren und starb am 6. September 2014 nahe Sidney (Brooklyn, N.S.W). Er studierte Bildende Kunst an der Universität in Cambridge und begann Mitte der 70er Jahre seine Gedichte zu publizieren. 1978 siedelte er nach Sydney um und arbeitete für den Australischen Rundfunk. Harrison unterrichtete Schreiben, Poesie sowie Klangstudien an der Technischen Universität in Sydney. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und äußerte sich vielfach zur Poesie und zur Poesiegeschichte Australiens. Zuletzt erschienen u.a. New and Selected Poems: Wild Bees.