Nabile Farès
(Collo/Algerien 1940 – 2016 Paris)
Zeichen oder Verse
...
Absurde Stufen
Der Mächte der Morgendämmerung
Aktive Nacht im Überfluß
Wo Hören stattfinden könnte
Erstickend
Auf der Bühne der Überschreitung
Eine andere Stimme
Schlichter Beginn einer langen Ernüchterung
Doppeltes Lied der Erde
Dort einer den du getragen hast
Dann gleichsam ein Spielzeug geschleudert auf die Träume
– Das Spielzeug beim Schlaf seiner Wiege –
Er hört die Morgendämmerung da Verweilen möglich ist
Gewebe des Schattens, Geste des Bogens
Schwerfällig, schmächtig, unsichtbar
Gesehen, im Außen, endlos
Auf den weiten Wellen der Erde
Erzielt
Durch eifrige Auslöschungen
Über den unbesonnenen Maßstab des Sandes
Gebet: Möge die Tiefe des Roten Mondes
Hätte doch die Gerste von der Erde gefegt
in einer Reede: du schriebst jeden Tag
Über das Ocker am Anfang der Entlaubung
Von der eine Sprache berichtete gründend
Auf dem verwundeten Roten Mond o Wort
Agurs ...
So fand also statt
Jenes Spielzeug gleichsam auf dem Morgen der Träume
Die Wiege. Jene Wiege wo das Verweilen
Als Schattengewebe existierte.
Subversiv in der Sprache
Blick deiner Hand
Getragen von der Geste
All die Auslöschungen
Um den Schrei der unbesonnenen Erde
So hatte die Gerste die Mutter
Hinweggefegt
Wie ein Spielzeug geschleudert auf den Morgen der Träume
Auf jene alte Liebe wo subtil gespieltes Ich
Unbesonnener Augenblick im Sand.
Übersetzt von Hans Thill. Aus: L'exile au féminin. L'Harmattan, Paris 19
»Ein Werk, das sich auf Sprachbrüchen aufbaut, auf ihrer Aufhebung, ihren Verrenkungen, um die Möglichkeit einer kommenden Sprache zu zeigen, zunehmend menschlich und poetisch, die den Krieg zur Vergangenheit werden läßt, als Erinnerung und nicht als ewige Gegenwart.« Karima Lazali
Nabile Farès wurde 1940 in Collo, Algerien, geboren und studierte in Algerien und Frankreich, wo er auch promovierte. Er lehrte Literatur in Frankreich, Spanien und Algerien und arbeitete später als Psychoanalytiker. Ein Thema seiner Texte, die er überwiegend auf Französisch verfasste, ist die Entkolonialisierung und der Krieg der Unabhängigkeit. Als Lyriker publizierte er unter anderem die Bände und Sammlungen Le Chant d'Akli (1971), Chants d'histoire et de vie pour des roses de sable (1978) und L'Exil au féminin (1986). Nabile Farès starb 75jährig im August 2016 in Paris.