Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Pete Morgan
(Leigh 1939 – York 2010)
Spätes Feuer
Das Feuer soll nicht knistern. Es soll glimmen.
Die Lampe wirft einen Schatten an die Wand.
Die ganze Welt in diesem einen Raum.
Jemand gähnt. Die Ungeduld der Uhr
Wirft eine laute Stimme an den Rand der runden Welt.
Jemand schläft, ein Kopf wird schwer.
Den unbekannten Traum unterbricht
Ein rascher Schnitt: Fiktion, dann Realität.
Jemand erwacht, steht auf, legt den Schalter um
Von der unbekannten in die nächst bekannte Welt.
© Pete Morgan 1998 | Übersetzt von Hans Thill
»Vor allem sah er aus wie ein Dichter: groß gewachsen, hatte er etwas von einem Pferd, dabei gutaussehend auf eine Art, die Fragilität nahelegte, richtete er die Augen durch einen hindurch auf einen jenseitigen Ort, wo die Poesie gedeihen konnte.«
Ian Macmillan
Pete Morgan wurde am 7. Juli 1939 in Leigh (Lancashore) geboren und starb am 5. Juli 2010 in York.
Pete Morgan trat als Sechzehnjähriger in die Britische Armee ein, wandelte sich später zum Pazifisten. Die erste Gedichtveröffentlichung von ihm erschien bei Kevin Press, Edinburgh 1969. Er unterrichtete unter anderem kreatives Schreiben und moderierte TV-Sendungen. Seit 1984, nach einem Hirntumor, war er kaum noch in der Lage, sein Haus zu verlassen. Im Jahr 2005 erschien August Light, seine letzte Gedichtsammlung.
10.08.2010