Peter Härtling
(Chemnitz 1933 – Rüsselsheim 2017)
Der Anfang einer Gewißheit
Von woher ich auch lebe,
welches Gestirn
ich auch wähle,
um meine Ankunft zu bestimmen,
welchen Schatten
von welchem Baum,
welche Ebene ich auch
entdecke,
so zu atmen,
wie ich es lernte,
welchen Hügel,
um in seiner Neige
zu schlafen,
welche Stadt ich auch erfinde
mit wohnlichen Straßen –
allmählich komme ich,
Wort für Wort,
zurück, erfahre
die Regeln meiner Wiederkehr
und sei es
eine unerprobte Art von Liebe.
Aus: Der Große Conrady. Düsseldorf, Artemis & Winkler 2008.
»Das Selbstporträt, die Spiegelung, das Liebesgedicht als sensibelste Anrede gehören wie Wort und Widerwort ins Bild dieser Lyrik, wie Frage und Unterhaltung ...«
Karl Krolow
Peter Härtling wurde 1933 in Chemnitz geboren und arbeitete als Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften, ehe er 1967 Cheflektor des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main wurde. Seit 1974 wirkte er als freier Schriftsteller und verfasste neben Romanen – darunter mehrere Künstlerbiographien – Kinderbücher, Essays, Dramatik und Gedichte. Als letzter Gedichtband erschien 2005 Schattenwürfe (Radius, Stuttgart). Neben zahlreichen Literaturpreisen erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen und die Ehrenbürgerwürde der Städte Nürtlingen und Mörfelden-Walldorf. 20 Schulen tragen inzwischen seinen Namen. Peter Härtling starb im Juli 2017 im Alter von 83 Jahren in Rüsselsheim.