Petr Král
(Prag 1941 – ebenda 2020)
Aus dem Haus treten und wissen
daß es in Stadtmitte jemand gibt
der ebenfalls das Haus verläßt
Zuhause sitzen über einem großen
Zimmermannsbleistift gebeugt
im Restaurant über verlorenem Ei
nach Art Henri IV
Komplizenschaft im Vorübergehen mit dem Mantel
der im Schaufenster hängt
Nicht vergessen auf einer Anhöhe der Stadt
regnet es über der Radrennbahn
auf einer anderen gibt es eine Reiterstatue
und nichts darüber
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Ce qui s´est passé. Le Réalgar, Saint-Étienne 2017.
»Es ist unsere Blindheit, existentielle Blindheit, was die Welt um uns so geheimnisvoll macht. Petr Král lüftet auf seine diskrete Art den Schleier.«
Milan Kundera
Petr Král wurde 1941 in Prag geboren und arbeitete nach seinem Abschluss an der Film- und Fernsehschule in Prag als Verlagsredakteur. 1968 emigrierte er – wie andere namhafte tschechische Künstler – nach Frankreich, wo er als Lehrer, Übersetzer und Drehbuchautor wirkte. Er wechselte in seiner Dichtung von der tschechischen zur französischen Sprache. Zeitweilig hatte er unter dem Einfluss des Surrealismus gestanden. Von 1990 bis 1991 war er Kulturberater an der tschechischen Botschaft in Paris. 2006 kehrte Petr Král in seine Geburtsstadt zurück, wo er im Juni 2020 starb.