Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Tomas Tranströmer
(Stockholm 1931 – ebenda 2015)
Mittwinter
Ein blauer Schein
strömt aus von meinen Kleidern.
Mittwinter.
Klirrende Tamburine aus Eis.
Eine lautlose Welt gibt es
einen Spalt gibt es
da werden Tote
über die Grenze geschmuggelt.
»Bei ihm ist Sprache das Stillste auf der Welt. Und dann hat sich etwas verwandelt. Ich weiß nicht, was – weil es schon da war.« Renate Bleibtreu
Tomas (Gösta) Tranströmer wurde 1931 in Stockholm geboren, studierte u.a. Literaturgeschichte und debütierte 1954 mit der Gedichtsammlung 17 dikter (17 Gedichte). 1990 erlitt er einen Schlaganfall und war erst nach einer längeren Rehabilitation wieder in der Lage, zu schreiben. Deutsche Übersetzungen seiner Gedichte erschienen u.a. im Hanser Verlag – übersetzt von Hanns Grössel – und 2012 als Poesiealbum 298. Neben vielen andere Preisen erhielt er 2011 den Nobelpreis für Literatur.