Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Wladimir Klimow
(Moskau 1951 – Moskau 2010)
Gogol war hier
Gogol war hier
von Höllentrieben
sind Delln und Höllungen geblieben
Fluchten der Mond-Glä-seher-Gläser
geschwärmzte Gogolscharen rund
ein Farbbarock wie schwanke Gräser
Furchtsaiten Angstlitz sonder Grund
und zuckende Gardinen glitten
Aufschlag und flatternd Flügelstreich
Profil voll Jubel eingeschnitten
berückter Rücken Schmerzens-Reich
(auf das Bild von Olga Bulgakowa »Furchtbare Nacht. Hommage à Gogol« )
Übersetzt von Alexander Nitzberg
»Ich bin ein Avantgardist!«
Wladimir Klimow
Wladimir Klimow wurde 1952 in Moskau geboren und starb am 31. März 2010 in Moskau.
Er absolvierte die Journalistische Fakultät der Moskauer Staatsuniversität und arbeitete als Lyriker und Essayist. Gedichtbände: Suromorphosen, Rutsch der Phrase, Tragiator, Dem Vogel gingen die Flügel aus. Wladimir Klimow war Mitbegründer und Sekretär der Russischen Brecht-Gesellschaft und Gründer des Bertolt-Brecht-Privatmuseums. 2010 erschienen auf Deutsch Gedichte in poet nr. 8, übersetzt von Alexander Nitzberg.
06.05.2010