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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | Teil 3 | Nachrufe & Abrechnung
Die Sächsische Autobiographie, inzwischen ungetarnt offen als authentisches Autobiographie-Roman-Fragment – weil unabgeschlossen – definiert, besteht bisher aus 99 Folgen (Kapiteln) und 99 Nachworten (Kapiteln). Der Dritte Teil trägt den Titel: Nachrufe & Abrechnung.
Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
Nachrufe & Abrechnung 17 |
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Aufmarsch unserer Kriegsverteidigungsminister
Deutsche Kriegsverteidigungsminister von Noske bis ...?
Gustav Noske, Otto Geßler, Wilhelm Groener, Kurt von Schleicher, Werner von Blomberg, Wilhelm Keitel, Heinrich Krone, Franz Josef Strauß, Kai-Uwe von Hassel, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Georg Leber, Hans Apel, Manfred Wömer, Rupert Scholz, Gerhard Stoltenberg, Volker Rühe, Rudolf Scharping, Peter Struck, Franz Josef Jung, Karl-Theodor zu Guttenberg, Thomas de Maizière … soweit die Namen der rechtmäßigen Deutschländer, gespiegelt in Reichswehr, Wehrmacht, Bundeswehr. Dazwischen ein weggetretener Staat – Die Deutsche Demokratische Republik mit dem Ministerium für Nationale Verteidigung DDR: Willi Stoph, Heinz Hoffmann, Heinz Keßler, Theodor Hoffmann, Rainer Eppelmann.
Soweit der chronologische Parademarsch der Ministerriege. Sieben der Herren kannte ich durch kurze Gespräche immerhin soweit, dass ich sagen darf: Aus ihnen hätte auch etwas Vernünftiges werden können. Bleiben die fünf DDR-Minister – mit Heinz Hoffmann und Heinz Keßler fühlte ich mich partiell verbunden – Hoffmann war im 2. Weltkrieg Partisan gewesen, Keßler Deserteur. Wer keine so achtbare Vergangenheit aufzuweisen vermag, sollte schweigen. Für den Letzten der Riege, Rainer Eppelmann spricht, er löste eine deutsche Armee auf. Leider inkonsequent, an die zweite deutsche Armee wagte er sich nicht heran. Das erschien dem verbliebenen Deutschland wie Eppelmann unvorstellbar – aus seinem schwedischen Grab dringt das Lachen Tucholskys herüber.
Schöne Soldaten
So reihten Sieg an Sieg wir, und
Untergang an Untergang. Bis dass
wir selber jubelnd untertauchten.
Die schönsten Soldaten sind die
Verbrauchten.
(Aus Die Venusharfe, Knaur München 1985)
Von Hans-Ulrich Rudel erschien 1983 im Limes Verlag Mein Kriegstagebuch. Wer ist – war – Rudel? Die Buchrückseite trompetet:
Verlag und Politik in inniger Verbindung. Zimmermann, seines Zeichens unter Helmut Kohl Innenminister der Bonner Republik, kann sich nicht halten vor Begeisterung. Die regierungsamtliche Werbung für den Supersoldaten Rudel, der sich schämte, zur Ordensverleihung im durchgeschwitzten Hemd vor den Führer zu treten, wirkte effektiv bis in die Jenaer Neonazi- Kreise, aus denen das NSU-Trio hervorging. Welch ein Wunder, eine bessere Faschismus-Werbung als so ein von hoher Instanz empfohlenes Heldenbuch gibt es gar nicht. Da hat der 2012 verstorbene Innenminister Zimmermann ein Erbe hinterlassen, auf das er und seinesgleichen stolz sein können. Soviel zu den durchgeschwitzten Hemden.
Unsere Aufzählung der Kriegsminister beginnt ab Ende des 1. Weltkriegs mit dem Sozialdemokraten Noske und schließt bis jetzt mit Thomas de Maizière, einem Christdemokraten ab. Noske ließ Luxremburg und Liebknecht 1919 durch Soldatenhand ermorden. Künftig erledigen Drohnen das Geschäft, und wer dabei Terrorist ist, entscheidet die jeweilige Konstellation von Macht und Gewalt.
In Kopf und Bauch, Erstausgabe Köln 1971, ist auf Seite 183 zu lesen:
»Auf dem Bahnsteig, den Zug erwartend, mich umblickend, erkannte ich, alle anderen Anwesenden trugen ihren Vater auf dem Rücken. Ächzend und stöhnend schleppten sie sich ab, gingen gebeugt schweren Schritts, die erbarmungslose Last auf ihrem Rücken malmte, verschlang riesige Mengen von Nahrung, noch schwerer und bedrückender zu werden. Ah, diese alten Gewohnheiten! Hätte nicht jeder von uns zwei Fahrkarten lösen müssen? Die Väter auf den Rücken ihrer Söhne und Töchter winkten einander von Schulter zu Schulter zu, schnitten Grimassen, stießen unartikulierte, in ihrer Widerlichkeit nicht zu kopierende Laute aus und betrugen sich ungehemmt, schamlos und fast so unästhetisch wie in der Wirklichkeit.«
Dem ritualen Ritt der Väter auf dem Rücken ihrer Nachkommen folgt eine schwer errungene, heute etwas zu vornehm klingende Belehrung:
»Die Form zwingt den Text unter sich, statt zu freien Erkundungen zu entbinden. Form und Stil als Disziplinierungsmittel, so will es die bürgerliche Ordnung, die, wollen wir sie aufheben, eben in ihren Voraussetzungen Form und Stil mit aufzuheben ist; das Erzählte bedient sich der Formen, aus ihnen herauszuspringen. Literatur ist jetzt nicht mehr das Geschlossene, sondern die Sondierung von Material,damit Neues entdeckt werden könne«
Tacheles gesprochen: Die vorgeführten Kriegsminister sind meine Väter nicht. Ich erkenne sie nicht an. Wer auf meinem Rücken reiten will wird abgeworfen. Das Kapitel in Kopf und Bauch trägt den Titel: Die ganz ungeheure und unfassbare Freude und die ganz ungeheure und unfassbare Trauer. Dann geht es weiter: »Ich gestand es mir nicht ein, aber ich war von einer solchen ungeheuren und unfassbaren Freude erfüllt, als ich die Nachricht vom Tode meines Vaters hörte und den Leichenwagen bestieg, ihn heimzuholen in die Stadt.« Sind die Kriegsminister nicht die Väter eurer Soldaten inklusive der Toten? Auf den Rücken der Söhne hockend spielen sie in ewiger Wiederholung Weltgeschichte. Einspruch IHR Überväter. Ein Stück ostwärts von Warschau wurde ich am frühen Morgen des 18. oder 21. – die Papiere differieren – August 1944 zum Obergefreiten der Wehrmacht ernannt. Am Abend desselben Tages verließ ich die Armee aus lauter Angst, es etwa noch bis zum General oder gar Kriegsminister zu schaffen. Heute ist übrigens der 3. Juni 2013.
Deine und Eure Monika & Hartwig
Lieber Gerhard, nun kannst Du wählen, aber Du hast bei der Wahl keine Qual! Denn Deine 88 ist nun mal die wichtigste Glückszahl Deines 3. Weges; Dir kann fast alles „egal ist 88“ bleiben – nur nicht die Neonazis; Dir bleiben Liebe und Küsse; Und alles, was Dir noch egal bleiben soll, verabschiede mit „byebye!“ Nur nicht meine 88 … Klaviertasten!
Zum 85. Geburtstag hatte ich gebeten, erst den 90. und 100. wieder zu ästimieren, so sie mir vergönnt sein sollten – Hartwig jedoch, mit Wort und Bildmontage oft produktiver Gast unserer Sachsenserie im www.poetenladen gewinnt der Zahl 88 verborgene wie weitreichende Dimensionen ab. Das Foto zeigt Gerhard Zwerenz mit seinem 1. Pseudonym Gert Gablenz im Disput gestikulierend mit 20 Fingern. Ingrid, zwischen beiden durchblickend, kennt das Palaver schon seit 1953. Waltraud Seidel, vormals auch Karl-Marx-Universität Leipzig, danach ins Altenburger Land übersiedelt, beklagt per E-mail den Verfall der Skat-Stadt:
»Immer wieder finde ich bestätigt, dass die Altenburger Mehrheit sich der Region Leipzig zugehörig fühlte und übrigens noch fühlt. Es war der erste Beweis der neuen Demokratie, dass diese Demokratie ihre lexikalischen Bedeutung wohl keineswegs kennt. Es sei schließlich nur eine Meinungsumfrage gewesen – so die damalige Begründung. Und der DDRler, wissend dass seine Meinung nicht zählt, erkannte: Vom Regen in Traufe!
Jetzt haben die Landesbediensteten Angst um ihre Pfründe, für Altenburg dagegen ist die erhoffte Zusammenarbeit mit Leipzig-Chemnitz-Zwickau überlebensnotwendig. Unser Flughafen wurde geschlossen, weil er sowohl Erfurt als auch Leipzig Konkurrenz bot. Wie viel von der einstigen Schönheit dieser alten Stadt geht täglich verloren, weil hier weder Industrie noch Vergleichbares angesiedelt wird, keine Arbeit, also zieht die arbeitsfähige Bevölkerung der Arbeit hinterher. Altenburg wird zur Rentnerresidenz. Unzählbare Häuser stehen leer, verfallen, die toten Augen meiner Stadt, so nannte ich eine angefangene Erzählung. Ich komme damit nicht zum Ende, das tägliche Straßensterben kann man nicht mehr ansehen …
Dieses Altenburg ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Wie froh war ich, dass polnische Bauschaffende meine erste Heimatstadt Breslau so großartig wieder aufgebaut hatten. Wie weh tut jetzt das Gegenstück.«
Statt der von vielen Ostthüringern seit DDR-Zeiten gewohnten Gemeinsamkeit mit Sachsen ergießen sich von dort her feindliche Wassermassen. Flüsse und Bäche im Aufstand. Neptun statt Lenin. Mein freches Pseudonym Gert Gablenz hadert mit Gott: »Herr schick Hirn herunter statt der andauernden Sintflut!« Der alte Herr wird von USA und Asien abgelenkt. An seiner Stelle antwortet Petrus: »Regen ist Taufwasser. Genießt es.« Gablenz entgegnet: »Genug getauft, lass die Sonne frei!« Tatsächlich fällt ein paar Tage lang Sommer vom Himmel. Der Himmelspförtner ist ein dankbarer Mann. Wie unsere Stammleser wissen, verschaffte Gert Gablenz dem kränkelnden Petrus preiswerte Kuren in Bad Schlema, Bad Brambach und Bad Elster. Seither ist das Rheuma des alten Knaben besänftigt. Das ist eine Geschichte, die mir die Pleiße erzählte, die ist urweltlich älter als der urchristliche Petrus.
Eine Mail aus Berlin von Jürgen Reents. Wir kennen uns aus Bonner Bundestagszeiten. Der vormalige Grüne mutierte zum Rotgrünen, chefredakteurte das neue deutschland bis ihn die totale Wortfreiheit wieder ergriff, was ihn für den 3. Weg tauglich machen könnte, wie seine fröhlich-operativen Sätze zeigen:
»Lieber Gerhard,
da ich gelernt habe, mich nicht vorzudrängeln, schicke ich Dir erst jetzt am späten Nachmittag meine herzlichen Geburtstagsgrüße und Wünsche. Ich hoffe, es geht Dir gut und Ingrid auch. Hin und wieder schaue ich in den »poetenladen« rein und freue mich, eine neue Abrechnung zu finden, bin und bleibe begeistert, wie lebhaft du am inzwischen dritten Teil deiner Verteidigung Sachsens arbeitest, die natürlich weit mehr als eine solche ist. Du müsstest deine feinen Polemiken längst eine Verteidigung der Vernunft nennen, obwohl ich weiß, dass dieser Begriff nicht nur Ausrufezeichen, sondern auch Fragezeichen in dir weckt. Aber so ist das ja, die Interpunktion weiß sich bei klugen Geistern zu strecken und zu krümmen. Nun komme ich auch gleich auf die Einsicht, sie sei dialektisch: Las doch gerade in einem eingesandten Manuskript eines ansonsten gut bewaffneten Autors, sogar die Tür sei dialektisch, sie öffne sich nach innen und außen, könne aber auch nach innen und außen geschlossen sein. Ja, was uns heute doch alles mit tiefen Gedanken vorgestellt wird, so tief gelegentlich, dass man genötigt ist, in Abgründe zu schauen, in diesem Fall keine dialektischen, sondern nur diakonische oder diakomische, um diesen Unterschied will ich nicht feilschen.
Übrigens, habe ich natürlich es ist ja wohl schon zwei Monate her auch die verdienstvolle Fritz-Bauer-Dokumentation auf 3sat gesehen, ich weiß gar nicht, ob ich geantwortet habe. Falls ich es vergaß: hier ein verspäteter Dank für Ingrids Tipp. Ich blättere nämlich die Programmzeitschriften nur noch selten durch, um so überraschender, wenn man mal rechtzeitig auf etwas wirklich Sehenswertes hingewiesen wird ...«
Die Verteidigung Sachsens als Verteidigung der Vernunft gelesen, wie Reents listig anmerkt, bringt Leipzig, Erfurt, Gotha als einstige SPD-Gründungsorte ins Spiel. 1914 folgte dem Aufstieg der Berliner Bruch: Kriegskredite, USPD, Spartakus, KPD. 1923 lässt der Spitzen-Genosse Friedrich Ebert die Reichswehr nach Sachsen und Thüringen einmarschieren, die frei gewählten linken Regierungen zu zerschlagen. Als Hitler zehn Jahre später die Macht erhält, dritteln sich im roten Sachsen trotzdem noch die Wählerstimmen in 1/3 SPD, 1/3 KPD (SAP) 1/3 NSDAP. Eine gemeinsame Linke hätte die vereinte Rechte verhindern können.
Sachsen verteidigen heißt politische Vernunft verteidigen. Das Wahlvolk ist weder unvernünftig noch machtlos, es sei denn, seine Intelligentsia treibt es dazu in die Ecke. Das Volk hat hinreichend zu tun, seinen Arbeitsalltag zu bestehen. Wem das Wasser bis zum Halse steht, der hat Sorgen genug. Das hatten wir schon mal. Der Berliner Republik machen die ökonomischen und politischen Unwägbarkeiten seit Jahren in immer größeren Dimensionen zu schaffen. Das hatten wir so noch nicht. Vereint in Euro-Krise, Europa-Krise, Welt-Krise. Eine Sintflut von Krisen wie unsere fatalen Jahrhundertfluten, die von der fatalen Wasserüberproduktion kommen. Schlag nach bei Marx. Wieviel ist selbstgemacht? Soviel zum unterschätzten Klima-Wandel. Die Wettergötter verteilen Wasser und Dürre so unmäßig wie das Kapital Recht und Unrecht, mithin Macht/Ohnmacht und Krieg/Frieden. Ilona Zioks Fritz-Bauer-Film Tod auf Raten wurde inzwischen wegen des lebhaften Zuschauer-Interesses nach der Wiederholung in 3 Sat auch in Phönix ausgestrahlt, allen überlebenslangen Bauer-Feinden zum Trotz. Näheres dazu in Nachwort 15: »Fritz Bauers unerwartete Rückkehr«. Der Hessische Generalstaatsanwalt war es, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess durchsetzte. Fortschritte gab es auch im Osten. In den fünfziger Jahren bekam man für gar nichts 25 Jahre Sibirien. In den sechziger Jahren gab es für ideologische Abweichungen 5 – 10 Jahre Bautzen. In den siebziger Jahren wurden Opponierende nur noch für ein paar Monate in Haft zwischengelagert. In den achtziger Jahren gab es einige Stunden Verhöre und anschließend Westreisen. Als 16 Millionen auf den Trichter gekommen waren, hatte das Volk gesiegt. Seitdem erwartet es in fröhlicher Freiheit das große versprochene Glück. Ist das nun, wer weiß es, Hoffen und Harren hält manchen zum Narren oder das Prinzip Hoffnung?
Professor Richard Schröder zaust in der FAZ den Dr. Hubertus Knabe
Sensation in der FAZ vom 3.6.2013. Der Herr Professor Dr. Richard Schröder knöpft sich über eine ganze Seite hin den offensichtlich kritikresistenten Herrn Doktor Hubertus Knabe vor, dass die akademische Welt aufschreckt. Tatsächlich wird nicht ohne Sachverstand gegen das schwachsinnige Tilgungs-Delirium von Knabe argumentiert, der im Nachhinein auch noch die DDR verbieten möchte. Im Kontrast zu dem staatsbeamteten Dr. Hubertus K. erscheint der theologisch staatsbeamtete, inzwischen pensionierte Prof. Richard S. so vernünftig, dass sowohl neues deutschland wie junge Welt ihn unerschrocken nachdrucken könnten. Der nichts weniger als linke Schröder kommt damit zwar spät, doch sein Himmelsherr wird's ihm sicher lohnen. Stichwort reuiger Sünder – mehr Freude im Himmel.
Keine Sensation, aber linksverspätete Tragödien finden sich in der Sozialistischen Zeitung vom 6.6.2013. In einer herzhaft zupackenden Rezension bespricht Werner Abel den Band Die Opfer Stalins von David King. Gegen Ende der Besprechung dieses Trotzki-Zitat: »Niemand, Hitler inbegriffen, hat dem Sozialismus so tödliche Schläge versetzt wie Stalin … Die GPU-Kaserne ist nicht das Ideal, für das die Arbeiterklasse kämpft.» Daneben ein GPU-Foto des schwer gefolterten und später erschossenen Grigori Sinowjew . Die Augen des Todgeweihten bezeugen die letzten Tage.
Es gibt trotz aller Opfer hier wie dort Bereitschaft zur Überwindung kriegerischer Vergangenheiten. Fehlt nur die Sozialdemokratie. Führte ihr schändliches Einknicken im Jahr 1914 zum Bruch mit ihrer guten Geschichte, warum dann nicht – besser spät als nie – die deportierten Gründerväter Marx/Engels bei den Marxisten von Bebel und Liebknecht bis Franz Mehring wieder entdecken?
Plakat Forum 2002: Anregung zur Kommunikation in üblen Zeiten
In der nd-Wochenendausgabe vom 15./16. Juni wird Erich Loest von Karlen Vesper interviewt. Tritt nicht wie zuletzt als sächsischer Schimpfvirtuose auf. Hat vorm Gespräch Kreide verspeist. Traf sein Hass bisher ungebremst das Leipziger Marx-Relief, erwidert er auf die Vesper-Frage nach seiner Meinung zum Chemnitzer Marx-Kopf: »Ach Gott, ich hab mich inzwischen wieder mit ihm versöhnt.« Wird so langsam der frühere Erich nochmal kenntlich? Und das neue deutschland will es auch wissen. Auf der nächsten Seite schreibt Dieter Schiller über den 17. Juni 1953 als »Nagelprobe«. Wer ist Nagel, wer Hammer. Als Antwort am Rand des Artikels ein Zitat:
In der Tat habe ich das so geschrieben und als roter Anarchist nichts davon zu korrigieren oder zu bedauern.
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