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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | Teil 3 | Nachrufe & Abrechnung
Die Sächsische Autobiographie, inzwischen ungetarnt offen als authentisches Autobiographie-Roman-Fragment – weil unabgeschlossen – definiert, besteht bisher aus 99 Folgen (Kapiteln) und 99 Nachworten (Kapiteln). Der Dritte Teil trägt den Titel: Nachrufe & Abrechnung.
Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
Nachrufe & Abrechnung 37 |
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Auf zur allerletzten Schlacht an der Ostfront
Vorläufig noch ohne Militär – Verteidigungsministerin wehrt Putin ab: Go away!
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Das alte Reich neu aus der Asche? Je älter ich werde, desto wiederholter das Land. Statt dich an den Sternen zu weiden, musst du in den Clinch gehen. Zurück aus den Niederungen, die Heimat des Herrn Sisyphos ist der Berg. Und so mitten im schwunghaften Waffenhandel dem nackten Wort den Vorzug gebend, vernehmen wir, die Sprache wird eingezogen. Die Nazi-Lieblingsvokabel Einsatz beherrscht wieder die aktuelle Presse. Längst überqueren mediale Eierköpfe im Schweinsgalopp die ideologischen Ziellinien. Heimlich betreiben unheimliche, beinahe sympathische alte Herren ihre hochgeehrte Rückkehr nach Walhalla, von wo sie einst, das Horstwesseldeutschlandlied auf den süßen Lippen, aufgebrochen. Jeder zweite deutsche Doktor ein Rächer verlorener Ehre. Die neue Ostfront ruft. Nation oder NATO, das alte Gesülze würzt die morschen Knochen mit dem lang vermissten Lorbeergeschmack. Die Hunnen, in offner Feldschlacht abgeschlagen, brauchen ihre Niederlage nicht länger als Demokratie zu tarnen, nur weil's so befohlen von den Siegern. Ein Halbjahrhundert nach den verlorenen letzten Kämpfen erheben sich die ausgebluteten Gespenster und reden ungebrochen weiter, als wären sie nie verstummt. War alles nur Theater, erläutern nach rechts geläuterte Kritiker die Rolle der Helden, wir sind wieder die wahren Meister der Weltgeschichte. Die Fahne flattert als Schwanz uns hinterdrein. In den Wiedergeburtsregistern melden die Kreuzzügler sich per Handzeichen erfreut zur Stelle. Endlich tritt Barbarossa mit Donnerschlag und Chemiegestank aus dem Kiffhäuser wie Ziethen aus dem historischen Buschfeuer. Ich wünschte, es wäre Nacht oder die Preußen blieben, wo der rote Pfeffer wächst. Das zahnlose Gelächter des mit Pomp und Kohl zu Sanssouci endbestatteten Alten Fritzen irrlichtert aus dem Mauerwerk der Neuen Wache, unser Fridericus Rex alias Otto Gebühr spielt die Asche des Unbekannten Soldaten, der im Fernsehen strahlend als Frau von der Leyen erscheint. Kenntlich zu werden ist den Gespenstern aufgegeben, die Pflicht ruft, die Führer kehren aus der inneren Emigration ihrer sieben Berge als sieben Zwerge zurück. Deutschland, göttlicher Wotanssitz, offenbart sich in Ewigkeit und kein Amen.
Was ich hier schreibe, fügt Tagebuchnotizen aus verschiedenen Zeiten zusammen. Was ist Herzblut, Herzwut, Leitartikelgift, Polithinterlist, offene Aggression, was ist mediale Ideologie und wie reagieren wir auf die davon ausgehende Verdrossenheit, als Stachel-Igel oder eifrig erinnernder Marathonläufer? Lyrik entsteht neu als Dauerlauf mit bloßen Füßen über die verbalen Wortfeuer einer Gegenwart, die nichts ist als Wiederholungszwang. Wiederholung tötet mindestens zum Schein. Die Toten leben als Scheintote immer erneut auf und fort. Hitler, nur als Beispiel, ist zwar real tot, als Kunstfigur doch jederzeit abrufbar. Sebastian Haffner suchte ihn mit seinen Anmerkungen zu Hitler nachhaltig zu entmaterialisieren, Joachim Fest weckte ihn gemeinsam mit Albert Speer wieder auf. Der Führer wird als Gegenpol gebraucht für den Widerstand, den man selbst schuldig blieb. Ein Attentäter, der für seine tapfre Tat erschossen wurde, leiht dem Schauspieler, der ihn Jahrzehnte später darstellt, die Aura von Courage, wozu ihm ein feuilletonistischer Sprücheklopfer verhilft, um sich selbst zu erhöhen. Dazu schreiben Horden beflissener Historiker die Geschichte so lange um, bis sie sich in die jeweils herrschenden Interpretationen nahtlos einfügt, wozu das verflossene Personal im scheintoten Aggregatzustand zur Stelle sein muss. Da heißt es, das Fleisch aufwecken, ummodeln, Kultseele einblasen und fertig ist das neue Meisterwerk. Real tot zu sein ist unmodern geworden. Historiker wie Mediziner arbeiten daran, den relativen, zeitlich beschränkten, bei Bedarf widerrufbaren Tod in Perfektion zu erfinden, den Scheintod der Scheintoten, dieser Lückenbüßer im Angebot von Politik und Kultur. Entweder wachsen die Übermenschen von Kindheit an auf dem Markt nach oder der Geschichtsschreiber sammelt sie auf Friedhöfen ein, die längst zu modernen Wartesälen für postmoderne Aggregat- Seelen ausgestaltet wurden. Es gibt Widerstände.
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Walter Janka
Zu Kreuze kriechen kann ich nicht!
Erinnerungen und Lebenszeugnisse
Verlag für Berlin-Brandenburg 2014
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Heute ist der 29. April 2014, ich habe meine morgenfrische Wut in Wortschläge verwandelt, atme die schlafschweren Muskeln und kaputten Knochen lebendig und begrüße Walter Janka, der heute 100 Jahre alt wird, vor 2 Jahrzehnten abtrat und den Tod widerruft, indem er sein neuestes letztes Buch im Taunus vorbeibringt: Zu Kreuze kriechen kann ich nicht – Erinnerungen und Lebenszeugnisse – herausgegeben von Heike Schneider, bestückt mit fast zwei Dutzend Beiträgen. Am Ende steht mein Brief vom 27. März 1991 und seine Antwort vom 6. April. Weitere Korrespondenz wartet im Hausarchiv. Ich zeige sie dem totlebendigen Jubilar als unvergessene Spuren. Im Vorwort zum Buch zitiert Heike Schneider meine Charakteristik Jankas, dessen Leben ich einen Steinbruch für drei Shakespeare-Stücke nannte. Warum so hoch greifen. Weil's eine Frage von Haltung, Ziel, Stil und Niveau ist. Indem ich das Janka-Erinnerungsbuch durchblättere, fällt mir ein, der Tote trat doch lebendig durch die Tür, und wir wohnen im Hochtaunus, wo Brunhilde vom Feldberg herunter mit Steinbrocken wirft – alles ganz märchenhaft.
Vom 19. bis 25. Mai wird in Köln das Festival für Sinnsucher zelebriert. Sloterdijk mit seinem nächsten noch gar nicht geschriebenen Buch ist bereits zur Stelle. Wie wäre es mit einer Lesung aus dem Sammelband zum 100. Geburtstag von Walter Janka oder aus seinem DDR-Klassiker Schwierigkeiten mit der Wahrheit, weißt du noch, frage ich meinen überlebenden Gast, der 28. Oktober 1989 im überfüllten Deutschen Theater zu Berlin, deine Lebensgeschichte, zweimal Bautzen, unter Hitler, unter Ulbricht, Exil außen, Exil innen, Spanienkrieg gegen Franco, wer so universell lebt und kämpft, hatte und hat im Westland eine elend schlechte Presse, kaum Chancen, wahrgenommen zu werden – lass es gut sein, sagt Janka, mein Büchlein gibt's heute im Internet für 1 Cent pro Stück, wir sind perdu wie man verschwundener gar nicht sein kann. Dann geh runter nach Frankfurt, rat ich ihm, da gibt es vom 20. bis 27. Mai die Reihe LiteraTurm mit enormen Koryphäen vom Dresdner Bestsellertyp Tellkamp bis zum Jung-Prosaisten Fritz J. Raddatz. Du kaufst dir 50 Exemplare Schwierigkeiten mit der Wahrheit, macht zusammen 50 Cent und verschenkst deine antiken Bücher dann an Kollegen und Publikum. Wenn du zu signieren bereit bist, kannst du sogar deine Ausgaben zurückverlangen. 50 Cent sind für einen freien toten Autor doch allerhand ehrlich verdientes Honorar. Von den Lebenden wird dich so mancher beneiden.
Zwei entspannt lachende Schwarze: Spätgeborener Kohl und unbeirrbarer Ostfrontkämpfer Dregger mit tapfer verschwiegener NSDAP-Mitgliedschaft. Dem 2002 Verstorbenen zu Ehren stiftet CDU Silber- und Goldmedaillen „für besonders bürgerschaftliches Engagement“.
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Da ich nun einmal Janka ins heutige Leben zurückträume, soll dazu ein prominenter Gegenfüßler auftreten. Ich rufe zur Hölle hinab. Schon meldet Alfred Dregger sich zur Stelle. Als der Sender in Hessen noch Rotfunk sein durfte, gelang es mir, Dregger 1987 im Hörspiel vorzuführen. Die Programmverantwortlichen staunten, wie positiv das Volk der Zuhörer darauf einging. Heute unmöglich. Seit Jahrzehnten wird von Hessen her Schwarzfunk verabreicht. Höflich frage ich den aus der braunen Hölle herbeigerufenen Dregger: Weshalb sonnten Sie sich in Ihrer Hauptmanns-Vergangenheit und verschwiegen Ihre NSDAP-Mitgliedschaft? Er salutiert, macht kehrt und verschwindet in der Unwirklichkeit meiner schattenschwarzen Phantasien. So sind sie, die Kriegshelden, sage ich zu Walter Janka, auf dessen hundertsten Geburtstag außer dem Freitag keine Zeitung im Westen eingeht. Nur im Osten lebt der Jubilar für einige Tage auf. Alte Erfahrungen. Deutsche Teilung ohne Mauer. Immerhin traut man sich in der vormaligen BRD nun skeptisch und kritisch an Heidegger ran. War der Nationalsozialist? fragt die FAZ am 13. März 2014 und gibt unzweideutig Bescheid: Die Antwort lautet schon lange: ja. Wer wie er am 1. Mai 1933 in die NSDAP eintrat und öffentlich Sätze sagte wie ›Das Deutsche Volk ist jetzt dabei, sein eigenes Wesen wiederzufinden und sich würdig zu machen eines großen Schicksals …‹ Schön gesagt. Nur etwas spät. Und wahrscheinlich folgenlos Die Kriegsgeschichte geht wie vordem weiter.
Der frühere Kohl-Berater Professor Michael Stürmer warnte bereits am 26.1.1997: Wenn Europa stagniert, kommt die deutsche Frage zurück. Offenbar ist es jetzt soweit. Obama fordert die deutsche Bundeskanzlerin unumwunden auf, Europa zu führen. Wohin soll's denn gehen? Gauck auf der jüngsten Münchner Sicherheits-Konferenz: Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein. Was Merkel bisher ausschloss. Und wie lange unterwerfen willige Europäer sich tatsächlich der deutschen Führung? Professor Stürmer avancierte inzwischen als Welt-Chefkorrespondent auf einen alterprobten Kampfplatz. Deutschland samt Europa, dazu die Ukraine schon in Flammen. Ostkrieger an die Front. Hauptmann und NSDAP-Mitglied Dregger zum Volkstrauertag 1986 via Bonner Bundestag im damals noch unvereinten Deutschland: Wer sich in dieser ausweglosen Situation dafür entschieden hat … dem Kriegsgegner bis zuletzt zu widerstehen, der hat für seine Person eine ehrenvolle Wahl getroffen. Das gilt insbesondere für die Soldaten des deutschen Ostheeres, die in den letzten Monaten des Krieges die Flucht von Millionen Ostdeutschen vor der Roten Armee zu decken hatten …
Inzwischen ist die Rote Armee passé. Russen und Ukrainer gibt es weiter. Wohin soll Merkel Europa führen. Ins Christentum? Ihr vorgesetzter NATO-Generalsekretär Rasmussen verlangt: Nato muss rüsten. Ihr Christus darf nicht runter vom Kreuz. Er wird neu angenagelt?
Seit es keine Philosophie mehr gibt, tauchen unglaublich viele weibliche und männliche Philosophiebetreiber in Print- und tv-Medien auf. Da muss irgendwo ein Nest sein. Unterscheiden wir wie Schopenhauer und Ernst Bloch zwischen Philosophen und Philosophieprofessoren, minimalisiert sich der Berufsstand. Ob aber professionell oder freischwebend, fachspezifische Treffen verlaufen zunftgemäß esoterisch-exotisch wie eh und je. Öffentliche Auftritte bedürfen dagegen der klugen Mixtur von Spekulation und Sensation, Kopfzirkus eben. Die Haupt-Krux ist, keiner hat essentiell Neues zu sagen. Sie wissen nichts, falls aber doch, wagt es keiner zu äußern. Sklavensprache. Habermas streichelt die SPD liebevoll in den Irrgarten Große Koalition. Negt dementiert, dass er Bloch einst den Philosophen der russischen Oktoberrevolution nannte. Zwischen Suhrkamp und Fernsehen pendelt Alexander Kluge als dritter Promi der Adorno-Legende. Doch die liebe Aufklärung ist vorüber. Hat nie gewirkt und blieb Kants unerreichbares Ding an sich. Verwandelte Kants Schrift Zum ewigen Frieden je einen einzigen Krieger zum Antikrieger? Wir wollen nicht ungerecht sein, der marktgängige Solipsist Markus Gabriel, zuletzt erschienenes Buch: Warum es die Welt nicht gibt, zerlegte neulich souverän Heideggers Schwarze Hefte sogar in der erzkonservativen Welt. Ausnahmen sind rar, werden dankbar wahrgenommen. In der Politik dominiert wie in großdeutschen Zeiten die Nazivokabel Einsatz. Du wachst auf und lebst in einer déjà-vu-Totalität, eure Weltkriege enden nicht, solange es den Siegern gelingt, die Besiegten für sich zur Fortsetzung des Kampfs um die Weltherrschaft zu engagieren.
In den Medien neuer Pädophilen-Verdacht gegen Lehrer. Sind die Kirche, der Odenwald oder Edathy en suite dran, dem seine SPD-Genossen noch nachweisen werden, dass er das Manneken Pis in Brüssel fotografierte mit besonderer Hervorhebung des Wasserstrahls aus dem kindlichen frisch-fröhlichen Pimmel? Was ist, wenn sich einer statt an Jungen an Mädchen aufgeilt. Die Deutschen sterben sowieso aus. Dabei werden sie gebraucht. Schon George W. Bush wollte Ukraine, Moldawien, Georgien stracks in die NATO aufnehmen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es gibt keinen Neuschnee schrieb Tucholsky – alles schon mal dagewesen, gesehen, erlebt – Nietzeanischer Kreisverkehr, die Welt als Karussell. Obamas unstillbare Neugier auf Angelas Handy. Agiert sie rechts oder wegen DDR-Erziehung linksrum. Hat die CDU bereits sozialdemokratisiert. Geht's weiter Richtung Kommunismus? Muss der Westen den Osten kultivieren oder sich selbst?
Bericht eines auf dem Schlachtfeld verirrten Soldaten: Zwei Schüsse fallen. Zum Wald hetze ich, brotkauend, mein Gewehr schwenkend. Je mehr ich mich der Front nähere, desto belebter wird das Land. Russische und polnische Trupps wimmeln durcheinander, meine Uniform wird mir gefährlich. Im Unterholz such ich nach Beeren. Höre Schritte. Ein russischer Soldat nähert sich. Vielleicht hat er mich bemerkt und sucht nach mir. Keine zehn Schritt entfernt, unter einer ausladenden Eiche, zieht der Soldat seine Litewka über den Kopf, breitet sie sorgfältig am Boden aus und setzt sich still, den Rücken zu mir, nieder. Ich seh seine Nackenmuskeln spielen. Der Mann kaut. Irgend etwas in mir ist dafür, ihm eine Chance zu geben. Wenn ich ihn anrufe, wendet er sich um, und ich müsste schießen. Er könnte schreien. Es muss lautlos zugehen. Er hört noch etwas, zieht die Schultern hoch und will sich umwenden, ich stolpere auf dem letzten Stück und renne ihm im Fallen das Bajonett in den Rücken; knirschend bohrt es sich in die linke Seite und zerschneidet durch die Rippen das Herz. Du glaubst nicht, wie lautlos es zugehen kann, wenn Menschen einander töten. Er sagt nur laut und erstaunt: Warum. Wie ich seine Litewka untersuche, find ich das deutsche Soldbuch, die Erkennungsmarke, eine Brieftasche mit Bildern. Auf den Fotos erkenne ich den Toten. Er steht, mit Frau und Kindern – zwei Töchtern – vor einer Laube, den Hut schwenkend. Auf einem andern Foto sitzt er am Steuer eines DKW, lacht mit blitzenden Zähnen. Ich ziehe ihm Hosen und Stiefel aus. Das blutige Hemd wasche ich am See. So als eingekleideter Russe wage ich mich nun offener hervor. Dabei ist es mir unangenehm, dass ich einen Deutschen umgebracht habe. Das konnte ich ihm nicht ansehen. Er hatte einem Russen geglichen. Nun gleiche ich einem Russen.
Mai 2014. Obama telefoniert mit Merkel. Merkel mit Putin. Putin mit Merkel. Merkel mit Obama, der sowieso weiß, was Merkel mit wem auch immer beredet. Für Obama wirkt Merkels Handy als öffentliche Telefonzelle. Putin sagt, er hört nicht mit. Warum kommen die drei fernsprechenden Hauptleute nicht direkt zusammen? Roosevelt, Churchill, de Gaulle, Stalin verabredeten ihre kriegerischen Weltfriedenspläne auf realen Meetings. Kocht die Kriegsgefahr wieder so hoch, sollten Obama, Merkel, Putin direkt in Kiew tagen. Wer hat mehr Macht als ihr Welt-Trio? Wer wagte dem zu widerstehen, wenn sie sich einigen. Dass daraus später neue Kriege entstehen wie nach Weltkrieg 1 und 2 entspricht Clausewitz'scher Logik. Vielleicht sollten unsre drei gläubigen Globalpolitiker ihren Herrn Jesus vom Kreuz nehmen und als auferstanden einbeziehen. Das schafft emotionale Nähe. Wir von den letzten verstreuten Linken entsenden unseren Ernst Bloch dazu mit der luziden Botschaft Kampf, nicht Krieg. Sollten also Obama, Putin, Merkel die Ukraine befrieden, könnten sie es anschließend auch mit Kuba versuchen, das seit Jahrzehnten darauf wartet, inklusive Rückgabe des durch USA-Folter missbrauchten Guantanamo.
In Horst Krügers Anthologie Was ist heute links? von 1963 hatte ich optimistisch auf Literatur und Philosophie gesetzt und geschrieben: Die neue Linke ist der Prolog des dritten Jahrtausends oder gar nichts. Diese beschworene Linke gibt es nicht mehr. Ihre überständigen Nachkommen gehen als zirzensische Schausteller oder gleich ganz und gar als mauläffische PC-Krieger ihrer Herrschaften an die Medienfront. Immerhin rührt sich mit den Maiblümchen unter kühler Frühlingssonne im Umkreis der Linkspartei ein erster Diskurs zur Frage, wie es weitergehen soll. Die Partei enthält sich schwerer Fehler und bleibt bisher ca. 10% stark oder schwach, je nach Sichtweise. Ich wünsche ihr das Doppelte, also etwa gleichauf mit der SPD. Und was dann? Wird die Linkspartei zur SPD, ist sie keine Linkspartei mehr. Wird die SPD tatsächlich links, gilt sie als systemfeindlich.
Als Hitlers Wehrmacht im Juni 1941 Lemberg eroberte, schlossen sich Kollaborateure des ukrainischen Nationalisten Bandera den Nazis an. Es ging gegen Juden, Polen, Russen. Die Pogrome forderten Tausende von Opfern. Später wurde eine ukrainische Waffen-SS-Devision aufgestellt. Heute gilt Bandera jungen wie alten Bürgern der West-Ukraine als Held und Vorbild. Unsere Medien nehmen davon nur ungern Kenntnis. Das Politmagazin Panorama brachte am 8. Mai 2014 einen resolut recherchierten Bericht. Offenbar braucht es inzwischen verdammt viel Courage, Hitlers Mordhelfer beim Namen zu nennen.
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