Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 29. Nachwort
Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
29. Nachwort |
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Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
Angela – die Männerfallgrube – flüstert es angstvoll in hochgestellten CDU-Kreisen.
Nachdem Merkel die Erderwärmung proklamiert hatte, kam ein extrem strenger Winter. Koch ging von Bord, Köhler hinterdrein. Kachelmann als jüngstes Opfer wird einer Vergewaltigung beschuldigt. Weigerte er sich, den Winter in Sommer umzutaufen? Geschichtsbewusste wissen, alles Elend kommt wie Angela nach dem Fall der Mauer. Als die Römer ihren Limes nicht mehr halten konnten, war der Kampf um Rom entschieden d. h. verloren. Auf Mauerfall folgt Machtverfall. Ich aber sage euch, das ist alles Ideologie, also gelogen wie die Parteiräson es verlangt. In Wirklichkeit simuliert die Regierung das Regieren. Irgendwer muss schließlich die Leerstelle im Kopf der Nation besetzen, damit nicht die Simulanten der Opposition eindringen und so tun als könnten sie es besser.
Jetzt soll der sanfte Herr Wulff den weggelaufenen Herrn Köhler als Bundespräsident ersetzen. Das ist als rekrutiere man den Schiedsrichter eines Fußballspiels aus dem Fan-Club einer der beiden gegeneinander antretenden Mannschaften. Als Hessens Koch das Handtuch warf, wurde Sachsens großer Sorbensohn Tillich als rechter Nachfolger in Merkels Kabinett avisiert. Der aber, heimat- und elbverbunden, lehnte erschreckt ab, obwohl eine kleine aber tüchtige DDR- und FDJ-Vergangenheit nicht unbedingt von Nachteil sein muss. SPD und Grüne bringen Joachim Gauck als Bundespräsidenten ins Spiel. Widerstandskämpfer an die Front? Vielleicht sollte Die Linke den zu Guttenberg vorschlagen. Wenn alle lebenden und toten sowie in Zukunft toten Soldaten für den Adel optieren, wird ihm die Mehrheit sicher sein. Soviel vom Theater im Panoptikum, weil die Anstalt pausiert.
Im Hausarchiv fand sich eben ein Aufruf zum Ostermarsch aus dem Jahr 1963 in Frankfurt/Main. Die Namensliste reicht von Niemöller bis – nun ja Z wie Zwerenz, der seinen SED-Zensoren schon sechs Jahre zuvor enteilt war und sich ungescheut unter die westdeutschen Friedenshetzer mischte. Das Plakat offeriert Sozialisten, Christen, Pazifisten, Beamte, Professoren, Autorinnen, Kabarettisten und Kommunisten – lauter Gutmenschen also, die von ihren Gegnern damals wie heute nicht als gut, sondern als so schlecht wie dämlich definiert werden.
Vom Friedensmarsch 1963 zum Kriegsmarsch 2010 – in Afghanistan wird blutig gekämpft zur Verteidigung unserer ewig bedrohten Freiheit, in Berlin führen SPD und Grüne den bewähren Freiheitshelden Joachim Gauck gegen Christian Wulff ins Gefecht um die Präsidentschaft. Ein sehr sensibler Einfall.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung leistet am 5.6.2010 Schützenhilfe: „… Gauck ist christlich, bürgerlich, liberal“, kurzum: „Es ist Sonne über Berlin.“ Offenbar war Horst Köhler Mond über der Spree. Der Ex-Pastor selbst äußert generös: „Für die CDU würde ich auch antreten!.“ ( Bild 4.6.2010) Er kennt keine Parteien mehr. Nur noch deutsche Christen. Schon verkauft Der Spiegel den Mann prophetisch als „besseren Präsidenten“. Ich hielt und halte Gustav Heinemann für den besten Präsidenten und Gauck, den kalten Kriegskämpen für absolut ungeeignet. Die Gründe sind nachzulesen in der Zeitschrift Ossietzky vom 28.6.2008 und im poetenladen in den Folgen 39 und 41 sowie im Nachwort 20. Hier ein Auszug aus Folge 39: Die Zeitschrift stern erkundigte sich am 5.6.08 bei Joachim Gauck, womit er beschäftigt sei, nachdem er in seiner Behörde von Frau Birthler abgelöst wurde. Der Abgelöste bedauerte seine Amtslosigkeit. Als tv-Talker an der Quote gescheitert, als Politiker ungefragt, dämmert er als ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Gegen das Vergessen … dahin, nutzte aber das stern-Interview, um Gregor Gysi aufs Korn zu nehmen, was mich an den 18.11.1996 erinnert. Damals gab ich als parteiloser PDS-Bundestagstags- Abgeordneter folgende Erklärung an die Presse:„Am Freitag, dem 15.11.1996, eröffneten im Bundestags-Foyer die Präsidentin des Deutschen Bundestages und der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen die Ausstellung: Staatssicherheit-Garant der SED-Diktatur. Ich war wie jeder MdB dazu eingeladen. Um 12.30 Uhr ergab sich dabei folgender kurzer Dialog:
Zwerenz: Guten Tag, Herr Gauck, mein Name ist Zwerenz.
Gauck: Ich weiß. Ich kenne Sie doch, Herr Zwerenz.
Zwerenz: Von allen heute hier Anwesenden habe ich wohl die längste Stasi-Akte. Sie reicht von 1956 bis 1989.
Gauck: Aber das weiß ich doch, Herr Zwerenz.
Zwerenz: Und ich weiß, dass Sie das wissen, Herr Gauck.
Gauck: Deshalb verwundern mich doch manche Ihrer Äußerungen.
Zwerenz: Darüber sollten wir mal sprechen, Herr Gauck.
Gauck: Ja, darüber sollten wir wirklich mal sprechen, Herr Zwerenz.
Ich erkläre hiermit erneut meinen Wunsch nach einem Gespräch mit Herrn Gauck, intern, wenn es sein muss, lieber aber öffentlich, am liebsten in Bonn als nachdenkliche Begleitung der Ausstellung. Mögliches Thema: Vom Sinn und Wahnsinn der Stasi-Aktenberge oder Haben wir noch die freie Wahl zwischen Rache und Versöhnung? Zugleich schlage ich vor, der Staatssicherheitsausstellung am gleichen Ort im Bundestag die Wanderausstellung ›Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944‹ des Hamburger Instituts für Sozialforschung folgen zu lassen. Das ist notwendig, weil der Kalte Krieg aus dem 2. Weltkrieg resultierte, die Verbrechen der Wehrmacht heute noch von Politikern und Militärs relativiert werden und die Hamburger Ausstellung diskreditiert wird. Weil schließlich neuentdeckte Dokumente zeigen, dass die Wehrmacht noch schuldhafter am rassistischen Vernichtungskrieg beteiligt war, als es selbst die Hamburger Ausstellung zeigen konnte. Der Umstand, dass der Bundeskanzler die Hamburger Ausstellung nicht mag, sollte die Parlamentarier nicht an der Horizonterweiterung hindern, die so möglich würde. Überdies würde ich mit Herrn Gauck auch gern über die Wehrmachts-Ausstellung öffentlich reden, denn in der Abfolge von Ursache und Wirkung sowie der Analyse von Nazismus und Antinazismus sind gewiss einige Klarstellungen notwendig. Beide Ausstellungen, dazu noch an solchem Ort, können nur der Aufklärung und Information dienen, woran bei den Volksvertretern gewiss allseits Interesse besteht. Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit und ganz der Wahrheit und ihrem Gewissen verpflichtet.“
Diese meine Bonner Aufforderung aus dem Jahr 1996 blieb von Joachim Gauck bis heute ohne Antwort. Dabei hat er doch inzwischen Zeit genug. Der Vorsitzende des Vereins Gegen das Vergessen … wird doch nicht die Ursachen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert vergessen haben? Da er und seine Nachfolgerin in der Behörde so gern von den „zwei deutschen Diktaturen“ sprechen, bitte ich sie als leidgeprüfter Kenner beider Diktaturen höflich um eine öffentliche Diskussion über diese Fragen. Mit Frau Birthler hatte ich schon mal einen interessanten Dialog in Leipzig über den 17. Juni 1953. Ich schlage einen Trialog vor mit dem Titel: Parallele und Differenz zwischen Auschwitz und Bautzen… Es ist ein deutsches Thema wie kein anderes.
Soweit das Zitat aus Folge 39, jetzt einige Sätze aus dem Nachwort 20: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 14. März 2010: „Opa Achim erzählt vom Krieg“ - so die Überschrift. Dann heißt es „War Honecker nicht Bundeskanzler? Die Jugend weiß wenig über die DDR. Ein Fall für Joachim Gauck: Der Herr der Akten hat eine neue Mission …“ So ist es. Gauck predigt den Abiturienten der Gustav-Heinemann-Schule im hessischen Rüsselsheim die reine Wahrheit über die DDR, in der er bis zuletzt als braver Pastor seinen festen Platz gefunden hatte, bevor er zum Herrscher über die Stasi-Hinterlassenschaften verbeamtet wurde und vor den Schülern sogar Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble zu rügen wagt, weil sie das geheime Aktenmaterial „zu vernichten“ gefordert hatten.
Der Herr J. G. ist mutig. Redet als Jahrgang 1940 über den Krieg, den er als Kleinkind erlitt, und über den Widerstand in Hitler-Deutschland, den er im Nachhinein aus eigener Unkenntnis darstellt, so wie er die Opposition in der DDR pünktlich entdeckte, als das SED-Politbüro das Handtuch geworfen hatte. Ab Oktober 1989 jedenfalls übte unser christlicher Held den aufrechten Gang in der Öffentlichkeit von Meckpom. Im November 1997 erhielt er einen Hannah-Arendt-Preis, die Namenspatronin kann sich nicht mehr wehren und ist mit dem nach ihr benannten Dresdner Institut schon gestraft genug. Lebte sie noch, müsste sie ihrem Wort von der Banalität des Bösen das von der Banalität des Guten (Christenmenschen) hinzufügen. Heinemann übrigens war der Bundespräsident mit der zeigefingerstreckenden Hand, bei der drei Finger auf den Ankläger zurückweisen. Arendt und Heinemann sind tot. Gauck lebt in Frau Birthler inkarniert in Ewigkeit fort, die sich eben mal dem Fall Ronald Lötzsch zuwendet.
Springers flotte Federn – Holzauge sei wachsam – nahmen den Ehemann „der designierten Linkspartei-Chefin Gesine Lötzsch (48) ins Visier … er soll IM des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen sein.“ Warum reagierte keiner, als herauskam, Rainer Eppelmanns Papa war als Waffen-SSler im Dritten Reich KZ-Wächter gewesen? Da ich unlustig bin, immer auf eigene Texte zu verweisen, sei den autonomen Welt-Analphabeten die Lektüre von Erich Loest's Buch Prozesskosten angeraten, Steidl Verlag 2007, ab Seite 173, und falls der Grips noch ausreicht: Die Zeitschrift Utopiekreativ 72 vom Oktober 1996 ab Seite 76. Dort findet sich ein Ronald-Lötzsch-Artikel: Russland im Umbruch – Modernisierungsversuche in der neueren und neuesten russischen Geschichte. Jeder vollsinnige Mensch weiß den exzellenten Sprachwissenschaftler Lötzsch zu schätzen, die Westsieger hingegen evaluierten, was sie nicht verstehen.
Zu Zeiten, in denen die heute als asymmetrisch definierten Kriege noch altertümlich symmetrisch waren, galt der gefangene Feind nicht mehr als Feind. Heutzutage ist das anders. Die westlichen Triumphatoren und ihre maulflinken Medienrüssel befeinden die Besiegten im Osten immer heftiger. So langsam beginne ich meine oppositionelle Haltung in der DDR zu bereuen. Und warum waren wir Deserteure im Krieg so blöde, das kleine Leben zu riskieren, wenn wir an der Front die Wehrmachtshelden aufforderten, die Waffen niederzulegen und dafür beschossen wurden? Opa Achim erklärt das gewiss den Heinemann-Gymnasiasten von heute. Er weiß das alles hinterher viel besser, denn er war nirgendwo dabei. Doch als Herr der Akten, als Pastor und Beamter ist er überall im Nachhinein große Klasse, der Dr. h.c. und Bundesverdienstkreuzträger.
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Walter Ulbricht an der Stalingrad-Front vor den deutschen Stellungen
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Soviel zum Nachwort 20 und nun zum Spiegel vom 22.12.1991, wo es unter dem Titel Kein Verbrechen ohne Schuld hieß: „Für die Deutschen ist die Konfrontation mit der Vergangenheit so kompliziert, weil sie mit der Katastrophe der Nazizeit trotz unentwegter Debatten auch heute noch nicht fertig sind – und sich deshalb wohl mit viel Eifer auf die einfachere Abrechnung mit dem SED-Staat stürzen: Er war ja nur ein Teil Deutschlands, der hässlichere, und ist dem besseren Modell des anderen Teils schließlich erlegen. Womöglich reicht das Bedürfnis, nun die Nemesis walten zu lassen, in noch tiefere psychopathologische Untergründe der deutschen Vergangenheit: ›Offenbar suchen die Kinder Hitlers die Fehler ihrer Eltern an Stalins Knechten zu rächen‹ – auf diese Kurzformel brachte der Linke Gerhard Zwerenz, selbst DDR-Verfolgter, im DDR-nostalgischen Neuen Deutschland das Phänomen. Und selbst die bürgerliche Neue Zürcher Zeitung beobachtete bei Westdeutschen ›den Anschein, als suchten sie Versäumnisse in der Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu kompensieren‹“. So historisch besonnen war der Spiegel noch im Jahr 1991 – am 7.6.2010 aber hält er den Verfolgungs-Gauck im Vergleich mit Wulff gar für einen „besseren Präsidenten“. Der Vorschlag passt zur Geschichte der Bonner Republik unter Adenauer – dessen Generäle waren Hitlers Generäle. Beim Nachwuchs der politischen Klasse gaben die Leutnante und Hauptleute aus Wehrmacht, SS, SD wie Gestapo den forschen Ton an. Deutschland-West: Mit Hitler gegen Stalin. Deutschland-Ost: Mit Stalin gegen Hitler. Was Hitler in Mein Kampf angekündigte hatte, bestätigte er 1933 vier Tage nach Machtantritt in General Hammersteins Dienstwohnung den versammelten Reichswehr-Militärs: Krieg gegen Sowjetrussland, Ausmerzung von Pazifismus und Marxismus. Das Programm führte 1990 zum Sieg, ohne dass der Krieg um die Weltherrschaft über die Märkte aufhörte. Pastor Gaucks Vater wurde 1951 „wegen angeblicher Spionage für mehrere Jahre nach Sibirien verschleppt“, was der Sohn „als Auslöser für seine Politisierung“ bezeichnet (stern 7.6.2010) Revanche für Stalingrad? Darüber wollte ich mit dem Herrn Pastor reden. Als Thema hatte ich vorgeschlagen: Die Differenz zwischen Auschwitz und Bautzen. Der große Bürgerrechtler und Freiheitsfan aber schweigt. Dabei hatte unser Dialog am 15. 11. 1996 im Bonner Bundestag doch so hoffnungsfroh begonnen.
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Feldmarschall Hindenburg besiegte 1914 die Russen bei Tannenberg in Ostpreußen
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Die Fragen bleiben: Führte denn die DDR allein den Kalten Krieg? Wer holte 1941 mit dem Angriff auf die SU in der Konsequenz 1945 die Rote Armee nach Berlin? Wäre es nicht an der Zeit, eine Art Gauck-Behörde-West zu gründen? Oder rächt Sohn Joachim noch immer seinen Vater? Der hat immerhin überlebt. Was wäre, wenn die Töchter und Söhne von 25 Millionen getöteten Sowjetbürgern Revanche für ihre Mütter und Väter forderten? Wer gab sich als Pazifist in der DDR, ist Krieger im vereinten Deutschland und führt Krieg in Afghanistan? Die Grünen sind für Gauck als Präsident? Wann ließen die früheren Genossen diverser KP-Gruppen sich von rot auf Blass-Grün umfärben? Die SPD will Gauck, weil der im Osten den Kalten Krieg für sie gewann? Hindenburg gewann im 1. Weltkrieg die Schlacht von Tannenberg und wurde 1925 Reichspräsident, der 1933 Hitler implantierte.
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Ebert besiegte 1918 die Revolution
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Sein Vorgänger Ebert war auch nicht von Pappe: 1914 für den Krieg – 1918 gegen die Revolution. Diese SPD kann seitdem gar nicht anders. Dass die Kommunisten einst vor Leningrad und Moskau siegten und von Stalingrad bis Berlin durchmarschierten, vermögen deutsche Söhne ihren Vätern nicht zu verzeihen. In Ihren Ohren hallt das Dröhnen der Stalinorgeln überlebenslang nach. Pastor Gauck als Bundespräsident wäre die deutsche Reichskriegsflagge über Berlin. Die Schande der Roten Fahne vom Mai 1945 über dem Reichstag soll ausgelöscht sein. Dazu fehlt nur noch der rechte Unrechtsstaat.
Köhler ging ab. Wulff wird zur Machtprobe zwischen CDU und FDP. Gauck ist für die Freiheit. Über die Freiheit von Faschismus und Krieg schweigt er vielsagend, während die Medien den frommen Rückstrahler des Kalten Krieges bejubeln. Da tritt Luc Jochimsen an. Die Presse schäumt: Anti-Gauck – Linkspartei nominiert Jochimsen – Ein Riesenfehler, der empört – Wen wohl? Sind diese Linken nicht schon 1933 und 1989/90 endgültig besiegt worden?
Bertolt Brecht in „Neue Zeiten“: Der Stier, er kann nichts Rotes sehn./ Da können wir nichts zu sagen. / Die roten Fahnen werden wehn. / Er wird's schon müssen ertragen.
PS: Das 29. Nachwort war eben abgeschlossen, als am 11. Juni pünktlich 21 Uhr 45 Pastor Gauck via ARD den Raum betrat. In der Sendung Farbe bekennen gab er den perfekten deutschen Christen mit Kriegsbekenntnis. Mir fällt ein: Nach dem Reichstagsbrand vergruben wir unsere linken Bücher aus Angst im Wald. Nach dem 20. Juli 1944 wusste ich, dieses Reich ist nur noch den Untergang wert, und ging davon. Am 30. Januar 1957 erklärte meine Partei, die SED in der Leipziger Kongresshalle mein Freiheitsgedicht für parteifeindlich. Ich wurde illegal und musste gehen. Das sind so Kehren in der großen Geschichte und im kleinen Leben, wenn einer zu widerstehen sucht. Die jeweiligen Eliten sind dazu jeweils unfähig. Die kommende Wahl des Bundespräsidenten ist keine Kehre. Nur deren politische Metapher.
Ein weiteres Nachwort ist für Montag, den 21.06.2010, geplant.
Fotos zur Lesung mit Gerhard Zwerenz aus der Sächsischen Autobiographie am 19.11.2009 im Haus des Buches, Leipzig
Lesungs-Bericht bei Schattenblick
Interview mit Ingrid und Gerhard Zwerenz bei Schattenblick
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Gerhard Zwerenz
Serie
- Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
- Wird Sachsen bald chinesisch?
- Blick zurück und nach vorn
- Die große Sachsen-Koalition
- Von Milbradt zu Ernst Jünger
- Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
- Reise nach dem verlorenen Ich
- Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
- Van der Lubbe und die Folgen
- Unser Schulfreund Karl May
- Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
- Die Westflucht ostwärts
- Der Sänger, der nicht mehr singt
- Ich kenne nur
Karl May und Hegel
- Mein Leben als Prophet
- Frühe Liebe mit Trauerflor
- Der Schatten Leo Bauers
- Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
- Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
- Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
- Tanz in die zweifache Existenz
- General Hammersteins Schweigen
- Die Pleiße war mein Mississippi
- Im Osten verzwergt und verhunzt?
- Uwe Johnson geheimdienstlich
- Was fürchtete Uwe Johnson
- Frühling Zoo Buchmesse
- Die goldenen Leipziger Jahre
- Das Poeten-Projekt
- Der Sachsenschlag und die Folgen
- Blick zurück auf Wohlgesinnte
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
- Brief mit Vorspann an Erich Loest
- Briefwechsel mit der Welt der Literatur
- Die offene Wunde der Welt der Literatur
- Leipzig – wir kommen
- Terror im Systemvergleich
- Rachegesang und Kafkas Prophetismus
- Die Nostalgie der 70er Jahre
- Pauliner Kirche und letzte Helden
- Das Kickers-Abenteuer
- Unser Feind, die Druckwelle
- Samisdat in postkulturellen Zeiten
- So trat ich meinen Liebesdienst an …
- Mein Ausstieg in den Himmel
- Schraubenzieher im Feuchtgebiet
- Der Fall Filip Müller
- Contra und pro Genossen
- Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
- Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
- Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
- Als Atheist in Fulda
- Parade der Wiedergänger
- Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
- Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
- Fragen an einen Totalitarismusforscher
- Meine fünf Lektionen
- Playmobilmachung von Harald Schmidt
- Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
- Denkfabrik am Pleißenstrand
- Rendezvous beim Kriegsjuristen
- Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
- Der Bunker ...
- Helmut auf allen Kanälen
- Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
- Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
- Die Sächsischen Freiheiten
- Zwischen Genossen und Werwölfen
- Zur Geschichte meiner Gedichte
- Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
- Der Dritte Weg als Ausweg
- Unendliche Wende
- Drei Liebesgrüße für Marcel
- Wir lagen vor Monte Cassino
- Die zweifache Lust
- Hacks Haffner Ulbricht Tillich
- Mein Leben als Doppelagent
- Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
- Vom Langen Marsch zum 3. Weg
- Die Differenz zwischen links und rechts
- Wo liegt Bad Gablenz?
- Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
- Der 3. Weg eines Auslandssachsen
- Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
- Am Anfang war das Gedicht
- Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
- Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
- Im Hotel Folterhochschule
- Brief an Ernst Bloch im Himmel
- Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
- Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
- 94/95 Doppelserie
- FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
- Rainer Werner Fassbinder ...
- Zähne zusammenbeißen ...
- Das Unvergessene im Blick
1. Nachwort
Nachworte
- Nachwort
siehe Folge 99
- Auf den Spuren des
Günter Wallraff
- Online-Abenteuer mit Buch und Netz
- Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
- Die Leipziger Denkschule
- Idylle mit Wutanfall
- Die digitalisierte Freiheit der Elite
- Der Krieg als Badekur?
- Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
- Alter Sack antwortet jungem Sack
- Vor uns diverse Endkämpfe
- Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
- Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
- Kampf der Deserteure
- Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
- Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
- Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
- Was zum Teufel sind Blochianer?
- Affentanz um die 11. Feuerbach-These
- Geschichten vom Geist als Stimmvieh
- Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
- Trotz – Trotzalledem – Trotzki
- Der 3. Weg ist kein Mittelweg
- Matroschka –
Die Mama in der Mama
- Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
- Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
- Jan Robert Bloch –
der Sohn, der aus der Kälte kam
- Das Buch, der Tod und der Widerspruch
- Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
- Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
- Hölle angebohrt. Teufel raus?
- Zwischen Heym + Gauck
- Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
- Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
- Die Philosophenschlacht von Leipzig
- Dekonstruktion oder Das Ende der Verspätung ist das Ende
- Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
- Meine Weltbühne im poetenladen
- Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
- Die Internationale der Postmarxisten
- Dies hier war Deutschland
- Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
- Einiges Land oder wem die Rache gehört
- Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
- Macht ist ein Kriegszustand
- Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
- Damals, als ich als Boccaccio ging …
- Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
- Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
- Leipzig am Meer 2013
- Scheintote, Untote und Überlebende
- Die DDR musste nicht untergehen (1)
- Die DDR musste nicht untergehen (2)
- Ein Orden fürs Morden
- Welche Revolution darfs denn sein?
- Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
- Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
- Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
- Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
- Die heimatlose Linke (I)
Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
- Die heimatlose Linke (II)
Ein Zwischenruf
- Die heimatlose Linke (III)
Wer ist Opfer, wer Täter ...
- Die heimatlose Linke (IV)
In der permanenten Revolte
- Wir gründen den Club der
heimatlosen Linken
- Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
- Links im Land der SS-Obersturmbannführer
- Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
- Leipzig. Kopfbahnhof
- Ordentlicher Dialog im Chaos
- Büchner und Nietzsche und wir
- Mit Brecht in Karthago ...
- Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
- Die Suche nach dem anderen Marx
- Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
- Vom Krieg unserer (eurer) Väter
- Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
- Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
- Die Heldensöhne der Urkatastrophe
- Die Autobiographie zwischen
Schein und Sein
- Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
- Atlantis sendet online
- Zur Philosophie des Krieges
- Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
- Der Prominentenstadl in der Krise
- Der Blick von unten nach oben
- Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
- Vom Krieg gegen die Pazifisten
- Keine Lust aufs Rentnerdasein
- Von der Beschneidung bis zur
begehbaren Prostata
- Friede den Landesverrätern
Augstein und Harich
- Klarstellung 1 – Der Konflikt um
Marx und Bloch
- Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philosophie und Verbrechen
- Der Kampf ums Buch
- Und trotzdem: Ex oriente lux
- Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
- Der liebe Tod – Was können wir wissen?
- Lacht euren Herren ins Gesicht ...
- Die Blochianer kommen in Tanzschritten
- Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz
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