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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte

Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 29. Nachwort

Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.

  29. Nachwort

Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad




Angela – die Männerfallgrube – flüstert es angstvoll in hochgestellten CDU-Kreisen.

 

Nachdem Merkel die Erderwärmung pro­klamiert hatte, kam ein extrem strenger Winter. Koch ging von Bord, Köhler hinterdrein. Kachelmann als jüngstes Opfer wird einer Vergewaltigung beschuldigt. Weigerte er sich, den Winter in Sommer umzutaufen? Geschichtsbewusste wissen, alles Elend kommt wie Angela nach dem Fall der Mauer. Als die Römer ihren Limes nicht mehr halten konnten, war der Kampf um Rom entschieden d. h. verloren. Auf Mauerfall folgt Machtverfall. Ich aber sage euch, das ist alles Ideologie, also gelogen wie die Parteiräson es verlangt. In Wirklichkeit simuliert die Regierung das Regieren. Irgendwer muss schließlich die Leerstelle im Kopf der Nation besetzen, damit nicht die Simulanten der Opposition eindringen und so tun als könnten sie es besser.

 

Jetzt soll der sanfte Herr Wulff den weg­gelau­fenen Herrn Köhler als Bundes­präsident ersetzen. Das ist als rekrutiere man den Schieds­richter eines Fußballspiels aus dem Fan-Club einer der beiden gegen­einander antre­tenden Mannschaften. Als Hessens Koch das Handtuch warf, wurde Sachsens großer Sorbensohn Tillich als rechter Nachfolger in Merkels Kabinett avisiert. Der aber, heimat- und elbverbunden, lehnte erschreckt ab, obwohl eine kleine aber tüchtige DDR- und FDJ-Vergangen­heit nicht unbedingt von Nachteil sein muss. SPD und Grüne bringen Joachim Gauck als Bundespräsidenten ins Spiel. Widerstandskämpfer an die Front? Viel­leicht sollte Die Linke den zu Guttenberg vorschlagen. Wenn alle lebenden und toten sowie in Zukunft toten Soldaten für den Adel optieren, wird ihm die Mehrheit sicher sein. Soviel vom Theater im Panoptikum, weil die Anstalt pausiert.

 

Im Hausarchiv fand sich eben ein Aufruf zum Oster­marsch aus dem Jahr 1963 in Frankfurt/Main. Die Namensliste reicht von Niemöller bis – nun ja Z wie Zwerenz, der seinen SED-Zensoren schon sechs Jahre zuvor enteilt war und sich ungescheut unter die westdeutschen Friedens­hetzer mischte. Das Plakat offeriert Sozialisten, Christen, Pazifisten, Beamte, Professoren, Autorinnen, Kabarettisten und Kommunisten – lauter Gutmenschen also, die von ihren Gegnern damals wie heute nicht als gut, sondern als so schlecht wie dämlich definiert werden.

 

 

Vom Friedensmarsch 1963 zum Kriegsmarsch 2010 – in Afghanistan wird blutig gekämpft zur Verteidigung unserer ewig bedrohten Freiheit, in Berlin führen SPD und Grüne den bewähren Freiheitshelden Joachim Gauck gegen Christian Wulff ins Gefecht um die Präsidentschaft. Ein sehr sensibler Einfall.

 

Die Frankfurter Allge­meine Sonntags­zeitung leistet am 5.6.2010 Schützen­hilfe: „… Gauck ist christlich, bürgerlich, liberal“, kurzum: „Es ist Sonne über Berlin.“ Offenbar war Horst Köhler Mond über der Spree. Der Ex-Pastor selbst äußert generös: „Für die CDU würde ich auch antreten!.“ (Bild 4.6.2010) Er kennt keine Par­teien mehr. Nur noch deutsche Christen. Schon verkauft Der Spiegel den Mann prophetisch als „besseren Präsi­denten“. Ich hielt und halte Gustav Heine­mann für den besten Präsi­denten und Gauck, den kalten Kriegs­kämpen für absolut ungeeignet. Die Gründe sind nach­zulesen in der Zeitschrift Ossietzky vom 28.6.2008 und im poetenladen in den Folgen 39 und 41 sowie im Nachwort 20. Hier ein Auszug aus Folge 39: Die Zeitschrift stern erkun­digte sich am 5.6.08 bei Joachim Gauck, womit er beschäf­tigt sei, nachdem er in seiner Behörde von Frau Birthler abgelöst wurde. Der Ab­ge­löste bedauerte seine Amts­losig­keit. Als tv-Talker an der Quote gescheitert, als Poli­tiker ungefragt, dämmert er als ehrenamtlicher Vor­sitzender des Vereins Gegen das Ver­gessen … dahin, nutzte aber das stern-Interview, um Gregor Gysi aufs Korn zu nehmen, was mich an den 18.11.1996 erinnert. Damals gab ich als parteiloser PDS-Bundes­tags­tags-Abge­ordneter folgende Erklärung an die Presse:„Am Freitag, dem 15.11.1996, eröffneten im Bundes­tags-Foyer die Präsidentin des Deutschen Bundes­tages und der Bundes­beauf­tragte für die Stasi-Unter­lagen die Ausstellung: Staats­sicherheit-Garant der SED-Diktatur. Ich war wie jeder MdB dazu eingeladen. Um 12.30 Uhr ergab sich dabei folgender kurzer Dialog:

Zwerenz: Guten Tag, Herr Gauck, mein Name ist Zwerenz.
Gauck: Ich weiß. Ich kenne Sie doch, Herr Zwerenz.
Zwerenz: Von allen heute hier Anwesenden habe ich wohl die längste Stasi-Akte. Sie reicht von 1956 bis 1989.
Gauck: Aber das weiß ich doch, Herr Zwerenz.
Zwerenz: Und ich weiß, dass Sie das wissen, Herr Gauck.
Gauck: Deshalb verwundern mich doch manche Ihrer Äußerungen.
Zwerenz: Darüber sollten wir mal sprechen, Herr Gauck.
Gauck: Ja, darüber sollten wir wirklich mal sprechen, Herr Zwerenz.

 

Ich erkläre hiermit erneut meinen Wunsch nach einem Gespräch mit Herrn Gauck, intern, wenn es sein muss, lieber aber öffent­lich, am liebsten in Bonn als nachdenkliche Begleitung der Ausstellung. Mögliches Thema: Vom Sinn und Wahnsinn der Stasi-Akten­berge oder Haben wir noch die freie Wahl zwischen Rache und Ver­söhnung? Zugleich schlage ich vor, der Staats­sicherheits­aus­stel­lung am gleichen Ort im Bundestag die Wander­ausstellung ›Ver­nich­tungs­krieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944‹ des Hamburger Instituts für Sozial­forschung folgen zu lassen. Das ist notwendig, weil der Kalte Krieg aus dem 2. Weltkrieg resultierte, die Verbrechen der Wehrmacht heute noch von Politikern und Militärs rela­tiviert werden und die Hamburger Ausstellung diskreditiert wird. Weil schließlich neuentdeckte Dokumente zeigen, dass die Wehrmacht noch schuld­hafter am rassis­tischen Ver­nich­tungs­krieg beteiligt war, als es selbst die Hamburger Aus­stellung zeigen konnte. Der Umstand, dass der Bundeskanzler die Hamburger Ausstellung nicht mag, sollte die Parlamentarier nicht an der Horizonterweiterung hindern, die so möglich würde. Überdies würde ich mit Herrn Gauck auch gern über die Wehrmachts-Aus­stellung öffentlich reden, denn in der Abfolge von Ursache und Wirkung sowie der Analyse von Nazismus und Anti­nazismus sind gewiss einige Klar­stellungen notwendig. Beide Aus­stellungen, dazu noch an solchem Ort, können nur der Aufklärung und Informa­tion dienen, woran bei den Volks­vertretern gewiss allseits Interesse besteht. Unabhängig von ihrer Partei­zuge­hörig­keit und ganz der Wahrheit und ihrem Gewissen verpflichtet.“

 

Diese meine Bonner Aufforderung aus dem Jahr 1996 blieb von Joachim Gauck bis heute ohne Antwort. Dabei hat er doch inzwischen Zeit genug. Der Vorsitzende des Vereins Gegen das Vergessen … wird doch nicht die Ursachen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert vergessen haben? Da er und seine Nachfolgerin in der Behörde so gern von den „zwei deutschen Diktaturen“ sprechen, bitte ich sie als leidgeprüfter Kenner beider Diktaturen höflich um eine öffentliche Diskussion über diese Fragen. Mit Frau Birthler hatte ich schon mal einen interessanten Dialog in Leipzig über den 17. Juni 1953. Ich schlage einen Trialog vor mit dem Titel: Parallele und Differenz zwischen Auschwitz und Bautzen… Es ist ein deutsches Thema wie kein anderes.

 

Soweit das Zitat aus Folge 39, jetzt einige Sätze aus dem Nachwort 20: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 14. März 2010: „Opa Achim erzählt vom Krieg“ - so die Überschrift. Dann heißt es „War Honecker nicht Bundeskanzler? Die Jugend weiß wenig über die DDR. Ein Fall für Joachim Gauck: Der Herr der Akten hat eine neue Mission …“ So ist es. Gauck predigt den Abiturienten der Gustav-Heinemann-Schule im hessischen Rüsselsheim die reine Wahrheit über die DDR, in der er bis zuletzt als braver Pastor seinen festen Platz gefunden hatte, bevor er zum Herrscher über die Stasi-Hinter­lassen­schaften verbeamtet wurde und vor den Schülern sogar Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble zu rügen wagt, weil sie das geheime Aktenmaterial „zu vernichten“ gefordert hatten.

 

Der Herr J. G. ist mutig. Redet als Jahrgang 1940 über den Krieg, den er als Kleinkind erlitt, und über den Widerstand in Hitler-Deutschland, den er im Nachhinein aus eigener Unkenntnis darstellt, so wie er die Opposition in der DDR pünktlich entdeckte, als das SED-Politbüro das Handtuch geworfen hatte. Ab Oktober 1989 jedenfalls übte unser christlicher Held den aufrechten Gang in der Öffentlichkeit von Meckpom. Im November 1997 erhielt er einen Hannah-Arendt-Preis, die Namenspatronin kann sich nicht mehr wehren und ist mit dem nach ihr benannten Dresdner Institut schon gestraft genug. Lebte sie noch, müsste sie ihrem Wort von der Banalität des Bösen das von der Banalität des Guten (Christenmenschen) hinzufügen. Heinemann übrigens war der Bundespräsident mit der zeigefingerstreckenden Hand, bei der drei Finger auf den Ankläger zurückweisen. Arendt und Heinemann sind tot. Gauck lebt in Frau Birthler inkarniert in Ewigkeit fort, die sich eben mal dem Fall Ronald Lötzsch zuwendet.

 

Springers flotte Federn – Holzauge sei wachsam – nahmen den Ehemann „der designierten Linkspartei-Chefin Gesine Lötzsch (48) ins Visier … er soll IM des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen sein.“ Warum reagierte keiner, als herauskam, Rainer Eppelmanns Papa war als Waffen-SSler im Dritten Reich KZ-Wächter gewesen? Da ich unlustig bin, immer auf eigene Texte zu verweisen, sei den autonomen Welt-Analphabeten die Lektüre von Erich Loest's Buch Prozesskosten angeraten, Steidl Verlag 2007, ab Seite 173, und falls der Grips noch ausreicht: Die Zeitschrift Utopiekreativ 72 vom Oktober 1996 ab Seite 76. Dort findet sich ein Ronald-Lötzsch-Artikel: Russland im Umbruch – Modernisierungsversuche in der neueren und neuesten russischen Geschichte. Jeder vollsinnige Mensch weiß den exzellenten Sprach­wissen­schaftler Lötzsch zu schätzen, die Westsieger hingegen evaluierten, was sie nicht verstehen.

 

Zu Zeiten, in denen die heute als asymmetrisch definierten Kriege noch altertümlich symmetrisch waren, galt der gefangene Feind nicht mehr als Feind. Heutzutage ist das anders. Die westlichen Triumphatoren und ihre maulflinken Medienrüssel befeinden die Besiegten im Osten immer heftiger. So langsam beginne ich meine oppositionelle Haltung in der DDR zu bereuen. Und warum waren wir Deserteure im Krieg so blöde, das kleine Leben zu riskieren, wenn wir an der Front die Wehrmachtshelden aufforderten, die Waffen niederzulegen und dafür beschossen wurden? Opa Achim erklärt das gewiss den Heinemann-Gymnasiasten von heute. Er weiß das alles hinterher viel besser, denn er war nirgendwo dabei. Doch als Herr der Akten, als Pastor und Beamter ist er überall im Nachhinein große Klasse, der Dr. h.c. und Bundes­verdienst­kreuz­träger.

 

Walter Ulbricht an der Stalingrad-Front vor den deutschen Stellungen
Soviel zum Nachwort 20 und nun zum Spiegel vom 22.12.1991, wo es unter dem Titel Kein Verbrechen ohne Schuld hieß: „Für die Deutschen ist die Konfron­tation mit der Ver­gan­gen­heit so kom­pliziert, weil sie mit der Kata­strophe der Nazizeit trotz unent­wegter Debatten auch heute noch nicht fertig sind – und sich deshalb wohl mit viel Eifer auf die ein­fachere Ab­rechnung mit dem SED-Staat stürzen: Er war ja nur ein Teil Deutsch­lands, der häss­lichere, und ist dem bes­seren Modell des anderen Teils schließ­lich erlegen. Wo­mög­lich reicht das Bedürf­nis, nun die Nemesis walten zu lassen, in noch tiefere psycho­patho­logische Unter­gründe der deut­schen Ver­gangen­heit: ›Offenbar suchen die Kinder Hitlers die Fehler ihrer Eltern an Stalins Knechten zu rächen‹ – auf diese Kurz­formel brachte der Linke Gerhard Zwerenz, selbst DDR-Verfolgter, im DDR-nostal­gischen Neuen Deutschland das Phäno­men. Und selbst die bürgerliche Neue Zürcher Zeitung beobachtete bei Westdeutschen ›den Anschein, als suchten sie Ver­säumnisse in der Auf­arbei­tung des National­sozialis­mus zu kom­pen­sieren‹“. So historisch besonnen war der Spiegel noch im Jahr 1991 – am 7.6.2010 aber hält er den Verfol­gungs-Gauck im Ver­gleich mit Wulff gar für einen „bes­seren Präsi­denten“. Der Vor­schlag passt zur Geschichte der Bonner Republik unter Adenauer – dessen Generäle waren Hitlers Generäle. Beim Nachwuchs der politischen Klasse gaben die Leutnante und Haupt­leute aus Wehr­macht, SS, SD wie Gestapo den forschen Ton an. Deutsch­land-West: Mit Hitler gegen Stalin. Deutsch­land-Ost: Mit Stalin gegen Hitler. Was Hitler in Mein Kampf angekündigte hatte, bestätigte er 1933 vier Tage nach Macht­antritt in General Hammer­steins Dienst­wohnung den ver­sammelten Reichs­wehr-Militärs: Krieg gegen Sowjet­russland, Aus­merzung von Pazi­fis­mus und Marxismus. Das Programm führte 1990 zum Sieg, ohne dass der Krieg um die Welt­herrschaft über die Märkte aufhörte. Pastor Gaucks Vater wurde 1951 „wegen an­geb­licher Spionage für mehrere Jahre nach Sibirien verschleppt“, was der Sohn „als Auslöser für seine Poli­tisie­rung“ bezeichnet (stern 7.6.2010) Revanche für Stalingrad? Darüber wollte ich mit dem Herrn Pastor reden. Als Thema hatte ich vorge­schlagen: Die Differenz zwischen Auschwitz und Bautzen. Der große Bürger­rechtler und Freiheits­fan aber schweigt. Dabei hatte unser Dialog am 15. 11. 1996 im Bonner Bundes­tag doch so hoff­nungs­froh begonnen.

 

Feldmarschall Hindenburg besiegte 1914 die Russen bei Tannenberg in Ostpreußen
Die Fragen bleiben: Führte denn die DDR allein den Kalten Krieg? Wer holte 1941 mit dem Angriff auf die SU in der Konse­quenz 1945 die Rote Armee nach Berlin? Wäre es nicht an der Zeit, eine Art Gauck-Behörde-West zu gründen? Oder rächt Sohn Joachim noch immer seinen Vater? Der hat immerhin über­lebt. Was wäre, wenn die Töchter und Söhne von 25 Millionen getöteten Sowjet­bürgern Revanche für ihre Mütter und Väter for­derten? Wer gab sich als Pazifist in der DDR, ist Krieger im ver­einten Deutsch­land und führt Krieg in Afgha­nistan? Die Grünen sind für Gauck als Präsident? Wann ließen die früheren Genossen diverser KP-Gruppen sich von rot auf Blass-Grün umfärben? Die SPD will Gauck, weil der im Osten den Kalten Krieg für sie gewann? Hinden­burg gewann im 1. Weltkrieg die Schlacht von Tannen­berg und wurde 1925 Reichs­präsident, der 1933 Hitler implantierte.
Ebert besiegte 1918 die Revolution
Sein Vorgänger Ebert war auch nicht von Pappe: 1914 für den Krieg – 1918 gegen die Revolution. Diese SPD kann seit­dem gar nicht anders. Dass die Kom­munis­ten einst vor Lenin­grad und Moskau siegten und von Stalin­grad bis Berlin durch­mar­schierten, vermögen deut­sche Söhne ihren Vätern nicht zu ver­zeihen. In Ihren Ohren hallt das Dröhnen der Stalin­orgeln über­lebens­lang nach. Pastor Gauck als Bundes­präsident wäre die deutsche Reichs­kriegs­flagge über Berlin. Die Schande der Roten Fahne vom Mai 1945 über dem Reichs­tag soll aus­gelöscht sein. Dazu fehlt nur noch der rechte Unrechts­staat.

 

Köhler ging ab. Wulff wird zur Machtprobe zwischen CDU und FDP. Gauck ist für die Freiheit. Über die Frei­heit von Fa­schis­mus und Krieg schweigt er viel­sagend, während die Medien den frommen Rück­strahler des Kalten Krieges bejubeln. Da tritt Luc Jochimsen an. Die Presse schäumt: Anti-Gauck – Links­partei nominiert Jochimsen – Ein Riesen­fehler, der empört – Wen wohl? Sind diese Linken nicht schon 1933 und 1989/90 end­gültig besiegt worden?

 

Bertolt Brecht in „Neue Zeiten“: Der Stier, er kann nichts Rotes sehn./ Da können wir nichts zu sagen. / Die roten Fahnen werden wehn. / Er wird's schon müssen ertragen.

 

PS: Das 29. Nachwort war eben abgeschlossen, als am 11. Juni pünktlich 21 Uhr 45 Pastor Gauck via ARD den Raum betrat. In der Sendung Farbe bekennen gab er den perfekten deutschen Christen mit Kriegs­bekenntnis. Mir fällt ein: Nach dem Reichstagsbrand vergruben wir unsere linken Bücher aus Angst im Wald. Nach dem 20. Juli 1944 wusste ich, dieses Reich ist nur noch den Untergang wert, und ging davon. Am 30. Januar 1957 erklärte meine Partei, die SED in der Leipziger Kongress­halle mein Freiheits­gedicht für partei­feindlich. Ich wurde illegal und musste gehen. Das sind so Kehren in der großen Geschichte und im kleinen Leben, wenn einer zu widerstehen sucht. Die jeweiligen Eliten sind dazu jeweils unfähig. Die kommende Wahl des Bundes­präsidenten ist keine Kehre. Nur deren politische Metapher.

Ein weiteres Nachwort ist für Montag, den 21.06.2010, geplant.

Fotos zur Lesung mit Gerhard Zwerenz aus der Sächsischen Autobiographie am 19.11.2009 im Haus des Buches, Leipzig   externer Link

Lesungs-Bericht bei Schattenblick  externer Link

Interview mit Ingrid und Gerhard Zwerenz bei Schattenblick  externer Link

Gerhard Zwerenz   14.06.2010   
Gerhard Zwerenz
Serie
  1. Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
  2. Wird Sachsen bald chinesisch?
  3. Blick zurück und nach vorn
  4. Die große Sachsen-Koalition
  5. Von Milbradt zu Ernst Jünger
  6. Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
  7. Reise nach dem verlorenen Ich
  8. Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
  9. Van der Lubbe und die Folgen
  10. Unser Schulfreund Karl May
  11. Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
  12. Die Westflucht ostwärts
  13. Der Sänger, der nicht mehr singt
  14. Ich kenne nur
    Karl May und Hegel
  15. Mein Leben als Prophet
  16. Frühe Liebe mit Trauerflor
  17. Der Schatten Leo Bauers
  18. Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
  19. Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
  20. Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
  21. Tanz in die zweifache Existenz
  22. General Hammersteins Schweigen
  23. Die Pleiße war mein Mississippi
  24. Im Osten verzwergt und verhunzt?
  25. Uwe Johnson geheimdienstlich
  26. Was fürchtete Uwe Johnson
  27. Frühling Zoo Buchmesse
  28. Die goldenen Leipziger Jahre
  29. Das Poeten-Projekt
  30. Der Sachsenschlag und die Folgen
  31. Blick zurück auf Wohlgesinnte
  32. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
  33. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
  34. Brief mit Vorspann an Erich Loest
  35. Briefwechsel mit der Welt der Literatur
  36. Die offene Wunde der Welt der Literatur
  37. Leipzig – wir kommen
  38. Terror im Systemvergleich
  39. Rachegesang und Kafkas Prophetismus
  40. Die Nostalgie der 70er Jahre
  41. Pauliner Kirche und letzte Helden
  42. Das Kickers-Abenteuer
  43. Unser Feind, die Druckwelle
  44. Samisdat in postkulturellen Zeiten
  45. So trat ich meinen Liebesdienst an …
  46. Mein Ausstieg in den Himmel
  47. Schraubenzieher im Feuchtgebiet
  48. Der Fall Filip Müller
  49. Contra und pro Genossen
  50. Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
  51. Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
  52. Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
  53. Als Atheist in Fulda
  54. Parade der Wiedergänger
  55. Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
  56. Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
  57. Fragen an einen Totalitarismusforscher
  58. Meine fünf Lektionen
  59. Playmobilmachung von Harald Schmidt
  60. Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
  61. Denkfabrik am Pleißenstrand
  62. Rendezvous beim Kriegsjuristen
  63. Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
  64. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
  65. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
  66. Der Bunker ...
  67. Helmut auf allen Kanälen
  68. Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
  69. Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
  70. Die Sächsischen Freiheiten
  71. Zwischen Genossen und Werwölfen
  72. Zur Geschichte meiner Gedichte
  73. Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
  74. Der Dritte Weg als Ausweg
  75. Unendliche Wende
  76. Drei Liebesgrüße für Marcel
  77. Wir lagen vor Monte Cassino
  78. Die zweifache Lust
  79. Hacks Haffner Ulbricht Tillich
  80. Mein Leben als Doppelagent
  81. Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
  82. Vom Langen Marsch zum 3. Weg
  83. Die Differenz zwischen links und rechts
  84. Wo liegt Bad Gablenz?
  85. Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
  86. Der 3. Weg eines Auslandssachsen
  87. Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
  88. Am Anfang war das Gedicht
  89. Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
  90. Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
  91. Im Hotel Folterhochschule
  92. Brief an Ernst Bloch im Himmel
  93. Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
  94. Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
  95. 94/95 Doppelserie
  96. FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
  97. Rainer Werner Fassbinder ...
  98. Zähne zusammen­beißen ...
  99. Das Unvergessene im Blick
    1. Nachwort
Nachworte
  1. Nachwort
    siehe Folge 99
  2. Auf den Spuren des
    Günter Wallraff
  3. Online-Abenteuer mit Buch und Netz
  4. Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
  5. Die Leipziger Denkschule
  6. Idylle mit Wutanfall
  7. Die digitalisierte Freiheit der Elite
  8. Der Krieg als Badekur?
  9. Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
  10. Alter Sack antwortet jungem Sack
  11. Vor uns diverse Endkämpfe
  12. Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
  13. Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
  14. Kampf der Deserteure
  15. Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
  16. Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
  17. Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
  18. Was zum Teufel sind Blochianer?
  19. Affentanz um die 11. Feuerbach-These
  20. Geschichten vom Geist als Stimmvieh
  21. Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
  22. Trotz – Trotzalledem – Trotzki
  23. Der 3. Weg ist kein Mittelweg
  24. Matroschka –
    Die Mama in der Mama
  25. Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
  26. Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
  27. Jan Robert Bloch –
    der Sohn, der aus der Kälte kam
  28. Das Buch, der Tod und der Widerspruch
  29. Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
  30. Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
  31. Hölle angebohrt. Teufel raus?
  32. Zwischen Heym + Gauck
  33. Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
  34. Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
  35. Die Philosophenschlacht von Leipzig
  36. Dekonstruktion oder Das Ende der Ver­spä­tung ist das Ende
  37. Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
  38. Meine Weltbühne im poetenladen
  39. Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
  40. Die Internationale der Postmarxisten
  41. Dies hier war Deutschland
  42. Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
  43. Einiges Land oder wem die Rache gehört
  44. Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
  45. Macht ist ein Kriegszustand
  46. Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
  47. Damals, als ich als Boccaccio ging …
  48. Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
  49. Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
  50. Leipzig am Meer 2013
  51. Scheintote, Untote und Überlebende
  52. Die DDR musste nicht untergehen (1)
  53. Die DDR musste nicht untergehen (2)
  54. Ein Orden fürs Morden
  55. Welche Revolution darfs denn sein?
  56. Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
  57. Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
  58. Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
  59. Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
  60. Die heimatlose Linke (I)
    Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
  61. Die heimatlose Linke (II)
    Ein Zwischenruf
  62. Die heimatlose Linke (III)
    Wer ist Opfer, wer Täter ...
  63. Die heimatlose Linke (IV)
    In der permanenten Revolte
  64. Wir gründen den Club der
    heimatlosen Linken
  65. Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
  66. Links im Land der SS-Ober­sturm­bann­führer
  67. Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
  68. Leipzig. Kopfbahnhof
  69. Ordentlicher Dialog im Chaos
  70. Büchner und Nietzsche und wir
  71. Mit Brecht in Karthago ...
  72. Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
  73. Die Suche nach dem anderen Marx
  74. Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
  75. Vom Krieg unserer (eurer) Väter
  76. Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
  77. Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
  78. Die Heldensöhne der Urkatastrophe
  79. Die Autobiographie zwischen
    Schein und Sein
  80. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
  81. Atlantis sendet online
  82. Zur Philosophie des Krieges
  83. Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
  84. Der Prominentenstadl in der Krise
  85. Der Blick von unten nach oben
  86. Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
  87. Vom Krieg gegen die Pazifisten
  88. Keine Lust aufs Rentnerdasein
  89. Von der Beschneidung bis zur
    begeh­baren Prostata
  90. Friede den Landesverrätern
    Augstein und Harich
  91. Klarstellung 1 – Der Konflikt um
    Marx und Bloch
  92. Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philo­sophie und Verbrechen
  93. Der Kampf ums Buch
  94. Und trotzdem: Ex oriente lux
  95. Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
  96. Der liebe Tod – Was können wir wissen?
  97. Lacht euren Herren ins Gesicht ...
  98. Die Blochianer kommen in Tanzschritten
  99. Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz