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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 55. Nachwort
Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
55. Nachwort |
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Welche Revolution darfs denn sein?
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Buchseite 153 – Rückkehr der ermordeten Jüdin Rosa L.
Gerhard Zwerenz
Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland
Hueber Verlag 1990 (1986)
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Kafka meldet von der Tür her wieder den Mann mit dem Gewehr, der den Ernst Jünger erschießen will. Brecht setzt Jünger gerade den Helm mit dem Durchschussloch auf und saut mich an: Schafft mir den Kerl vom Hals. Ich zur Tür. Der Rache-Engel trägt seine Stirn-Narbe als Orden. Wir proben hier Welttheater, sag ich, Sie stören die poetische Genossenschaft. Er: Der Jünger kommandierte das Exekutionskommando und gab mir den Fangschuss. Ich: Rache wird auf die Dauer langweilig und stillos wie die Nationalhymne. Er: Eis am Stiel kenn' ich, aber Rache mit Stiel? Ich: Kamerad, marschier' ab zur Deutschen Nationalbibliothek, ganz am Ende unter Z findest du mein Büchlein Die Rückkehr des toten Juden nach Deutschland. Schlag die Seite 153 auf und du wirst gerettet sein! Er: Ich gerettet? Meine Rache will ich endlich genießen. Welchen Genuss haben wir Erschossenen sonst noch?
Ich ziehe das zerlesene Buch aus der Tasche und deklamiere: „… und nicht allein die Juden kehren zurück. Mitten unter ihnen werden Zigeuner gesichtet, fremde Gestalten zuhauf, die man erledigt gewähnt hatte, bis auf ein paar Nachzügler, die sich leicht zernieren ließen, ausschließen, absondern, ignorieren, polizeilich überwachen. Seltsame Männer in vergessenen Uniformen marschieren einher, unter Schirmmützen, wie in alten Wochenschauen, eine kurzwüchsige Frau mit von Schlägen entstelltem Gesicht hinkt vorbei, die Jüdin Rosa, die unter allgemeinem Beifall erschlagen, erschossen, erstochen und ertränkt worden war bis zur Unkenntlichkeit, sie geht nun durch die Stadt, ein Lächeln voller Wunden und Blut, und ein Mann bei ihr, Karl Liebknecht, wer heißt schon Liebknecht, muss was Linkes und Jüdisches sein. Matrosen mit von Kugeln durchbohrten Herzen, eingeschlagenen Stirnen, zerfetzten Gliedern werden sichtbar, alte, vergessene Arbeiterlieder ertönen, von den Klängen der Schalmeien begleitet, denen eine preußische Militärkapelle folgt, an der Spitze der Division der dreißigtausend erschossenen und gehenkten Soldaten, das erste Regiment der Deserteure paradiert wie die Volksarmee, ein hingerichteter Herr Oberst mit gezücktem Preußensäbel spiegelt die Morgensonne im gewichsten Stiefelleder, bis die Millionen toter Gefangener heranmarschieren, unübersehbar der Zug der russischen Divisionen, Hungergestalten aus den Lagern und Fabriken, den Bergwerken und Privatzuchthäusern. Der Vorbeimarsch dauert drei Tage und Nächte hindurch, und nun erleben wir das Heer der toten Zivilisten, Bombenopfer, Vertreibungsopfer, Vergewaltigungsopfer, zu beiden Seiten des Zugs die Kinder in weißen Kleidern, blumengeschmückt, schwarze Papierfahnen in Händen. Am Ende wieder die Juden, gruppenweise, scharenweise, mit Koffern und Gepäckstücken beladen, rastlos-ratlos und unsicher, wohin sich wenden, denn die Behörden haben geschlossen, die Beamten sind verzweifelt …“
Er lauschte als läse ich aus der Bibel vor. Ich komm' zurück! ruft er und rast davon, dass Kafka erbleicht. Der wird tatsächlich wieder auftauchen, erklärt er im Ton des Prager Juden, der sich alles vorstellen kann, was die Wissenschaft ausschließt. Pünktlich zur Mittagszeit ist die Szene mit Jünger so klar, dass Brecht sich zufrieden gibt, auch wenn er's nicht ist. Da eilt Kafka herbei: Draußen vor der Tür, ruft er nach Atem ringend, draußen vor der Tür ... alle sind da … alle …
Wir wissen, was geschah. Dreißigtausend exekutierte Wehrmachtdeserteure füllten die Leipziger Innenstadt und die Mädlerpassage dicht an dicht, sodass kein Durchkommen war. Haben Sie das geschrieben? fragt Brecht den verstörten Kafka. Und unser guter Franz aus Prag: Dreißigtausend exekutierte Wehrmachtdeserteure marschieren an der Pleiße auf, nur weil Ernst Jünger die Erschießung eines einzelnen Deserteurs kommandierte? Und Kafka zum Regisseur Brecht: Wie wollen Sie das inszenieren? Und Brecht mit bewährter Ironie zu Kafka: Die liebe Bundeswehr stellt mir drei Divisionen zur Verfügung – wie aber sollen diese Kameraden Deserteure spielen? Das sind beamtete Berufssoldaten. Die dürfen das nicht. Kafka: Mit einem Brecht als Regisseur – Mann, Bert – Sie schaffen das! Brecht: Was ist, wenn ich Ernst Jünger durch die dreißigtausend Bundeswehrsoldaten einfach erschießen lasse? Kafka: Dann fehlt der großen Zeitung am Main ein weltanschaulicher Hauptschriftleiter …
Vom Welttheater Auerbachs Keller zurück in den prosaischen Naturalismus unserer Tage. Wir rekapitulieren: In unseren schönen uralten Leitz-Bücherkästen mit aufklappbaren Glasfenstern steht die besondere Bibliothek aufgereiht, die mir vor 80 Jahren in der Gablenzer Bodenkammer dazu diente, lesen zu lernen, was einem Bücherwurm nicht so schwer fällt, denn er ist von leidenschaftlicher, wo nicht insurgenter Neugier auf die vorenthaltene Welt befeuert und geplagt. Jetzt sind fast acht Jahrzehnte vergangen, seit mir eingeschärft worden ist, zu niemanden über diese gefährliche Lektüre zu sprechen, die man verstecken musste. Der Zwang versetzt mich noch heute in Zorn. Reden durfte ich über Karl-May-Romane, was ich gern tat, es half, nicht über Remarque, Ludwig Renn, Henry Barbusse, Arnold Zweig zu reden. Die Einschränkung prägte und brachte mir jene widerspenstige Artikulation bei, die, ich will's nicht beklagen, mein Leben kennzeichnen sollte.
Die Linkspartei-Ko-Vorsitzende Gesine Lötzsch galt als zu still und passiv. Weil junge Welt, das „Sektiererblätttchen“ ( FAS) zur Diskussion Wege-zum-Kommunismus einlud, sagte die den Provokationswert sofort erfassende Politikerin zu, gleich wurde es laut um sie. Das K-Wort avancierte zur Droge der Partei-Eliten und ihrer medialen Lautsprecher. Kommunismus ist als Begriff eine Mehrzweckwaffe. Sektierer nutzen ihn als Schreckschusspistole. SPD-Funktionäre machen ein Warndreieck draus. 1914 bekriegten gehorsame Sozis arme Russen, die damals noch gar keine Kommunisten waren. Die deutsche Rechte bekämpfte von 1918 bis 1945 den Kommunismus, was sie bis vor Leningrad, Moskau sowie Stalingrad und zurück bis zum Berliner Reichstag führte, auf dem die bolschewistischen Kommunisten ihre Siegesflagge hissten. Sowas traumatisiert. Das furchtbare K-Wort vernehmend, schreien die einen aus Angst und die anderen aus Wut. Unzufriedenheit mit Frau Lötzsch auch unter linken Genossen. Die einen stört's beim sedierenden Wahlkampf. Sie heißen Revisionisten. Die anderen verübeln der Ko-Vorsitzenden, dass sie gar keinen Kommunismus will, sondern das hölzerne Eisen „demokratischen Sozialismus“. Aber da blüht und gedeiht noch Chinas kapitalistischer Kommunismus, der sich als Lokomotive anschickt, mit seinen angesammelten Dollars Europa aus der Krise zu ziehen. Wer hat Angst vor den roten Gelben? Ist da das K-Wort akzeptiert?
Warum organisiert das sogenannte Sektiererblättchen nicht einen Kongress „Wege zum chinesischen 3. Weg“? Mit Referenten aus der prosperierenden Luxusauto-Industrie? Auch „Wege zum Weltuntergang“ wäre denkbar. Der liegt näher als irgendeine Horrorstory vom drohenden globalen Kommunismus. Der Weltreligionskrieg kann schon morgen ausbrechen.
Im Streit um das Wort Kommunismus geht die aktuelle Diskussion um die Revolution ab 1918 und um den von Noske befohlenen und eingestandenen Doppelmord Luxemburg-Liebknecht unter. Wenn Revolution die Mutter der Freiheit ist, endet mit der verlorenen Revolution auch die Freiheit. Von der kompakten Konterrevolution der Jahre 1918 – 1923 dauerte es nur noch ein Jahrzehnt bis zum Ziel der deutschen Einheit von 1933. Seither laufen nur noch Wiederholungen – nein Komparationen.
In der eurozentrierten Berliner Republik setzt die Linkspartei seit einiger Zeit über die Zehnprozenthürde der Wählerstimmen. Ob mal mehr oder weniger hängt von den Zählwerkern ab. Der Umstand selbst ist ein deutsches Wunder. Offenbar bewirkt die soziale Funktion dieser Linken eine unerwartete Permanenz. Sah und sieht sich die SPD als Arzt am Krankenbett des Kapitalismus, erreichte die Linke mit Gysis Vorarbeit und Lafontaines explosiver Nachschubkraft das Profil eines Arztes am Krankenbett der Sozialdemokratie. Die hat' s nötig. Beider Parteien Zukunft hängt davon ab, wer dem anderen Mitglieder und Wähler abwirbt und ihn damit dominiert. Der SPD fehlen Charakter, Intelligenz und revolutionäre Tradition, solange Noske und Kurt Schumacher nachwirken. Den Linken ermangelt es an Phantasie zum Glücksentwurf oder Glücksritt. Das Volk wartet darauf. Es ist traumschiff- und lotteriesüchtig und lebt von der Hoffnung auf den Hauptgewinn. Die Esel der Linken gehen derweil aufs Eis tanzen bis es bricht. Meiner Sympathien dürfen sie trotzdem sicher sein. Macht Liebe blind? Wenn nicht blind, so scharfsichtig: „Der Krieg ging aus, die Revolution ging an und mit ihr die offenen Türen … sie haben sich bald wieder geschlossen … Die unproletarische Jugend ist so roh und dumm wie nie zuvor, die Universitäten sind wahre Grabstätten des Geistes geworden, erfüllt vom Gestank der Fäulnis und starren Verfinsterung. So spielen die scheinbar Restaurierten insgesamt nach, was ihnen die Reaktion vor hundert Jahren vorgespielt hatte. ( Geist der Utopie Seite 11 und 294) Porträt der neuen Linkspartei 2011: Aus lauter erfolgreicher Nettigkeit fast süß und an den Spitzen aus albernem Übermut etwas streitsüchtig. Unser guter Freund Gregor mit einem Reserveplatz in Israel, den Markus Wolf versäumt hatte, unser aller Hoffnungs-Oskar vom fröhlichen Donnergott zum saarländisch- staatsmännischen Talkshow-for-ever-men gemäßigt. Wie vom sezierenden Ernst Bloch vor neun Jahrzehnten prophezeit? Da fällt mir wiedermal der 30.Januar 1957 in Leipzig ein:
Die alte Erde hält den Atem an,
heißer Brodem der Revolution
erfüllt wieder die Räume.
Die Menschen schreien nach Zeitung,
Babys schauen erstaunt,
Bettler schmecken Hoffnungsträume.
Das Zitat möbelt ganz unerwartet auf. Das ganze Gedicht Die Mutter der Freiheit heißt Revolution ist im Nachwort 50 mit Hintergründen abgedruckt samt den handschriftlichen Anmerkungen des anklagenden Kultur-Sekretärs Siegfried Wagner, der danach im SED-Zentralkomitee auf Heiner Müller losgelassen wurde. In Leipzig hatte ich die Gedichtform gewählt, weil sie einigen Schutz zu bieten versprach, wie ich arglos vermeinte. In Prosa reden die Verse Tacheles:
„Die alte Erde hält den Atem an, heißer Brodem der Revolution erfüllt wieder die Räume. Die Menschen schreien nach Zeitung, Babys schauen erstaunt. Bettler schmecken Hoffnungsträume. Missratne brüten Rache. Ein Vertrockneter weint Jauche. Aufgeblasene ärgern sich krumm. Leben – ruft die Menge und baut Brücken ins Diesseits. Die Epigonen schreien stumm. Das Leben unter Käseglocken der Freiheit züchtet Maden, die im Abgeschlossenen wimmeln und lebendigen Leibes verschimmeln. Wenn der Ofen nicht brennt putzt ihr sein Rohr aus oder baut die Esse. Aber ihr haltet nicht Messe. Wenn Erden dürsten, gießt ihr die Blumen. Aber ihr verbrennt ihnen nicht das frischtrunkene Angesicht. Wenn die Revolution versandet und die Freiheit versickert winkt ihr mit Palmen – seit wann singen Löwen Psalmen? Leih deine Feder keinem, schreib dich allein, brenn deine Flamme ab bis auf einen Schrei: Im Namen der Revolution! Schiel nicht, schau gradaus; wo Horizonte sich wölben wär' der Blick in die Nacht Lüge.
Red nicht, bilde, zag nicht, gehe. Wenn die Hand den Kompass fühlt, hievt der Kopf Anker aus schlammigem Grund und die Wellen reiten dir Kraft zu; der Fels unterm Leuchtturm hebt wolkenhoch sich! Dich zieht dein Ziel, und nichts kann mehr trügen.
Wenn die Möwe kreischend ums Segel fliegt hör ich Warnung und fächer mir Wind ins Gesicht, dass die Frische bleibt und nicht müde schlaffen die Lider. Dumpfe Stille täuscht und lässt schlafen, das Boot liegt still aber sinkend, weil Trägheit es anbohrt.
Die Revolution ist keine Mütze, in der sich sanft schlafen lässt. Bommeln baumelnd am Rücken. Ozeane sind keine Pfütze, Sand, leicht wassergenässt, den Buben zum Entzücken. Aber Buben gleich habt ihr geschlafen, lange, nur nicht so gesund.
Die Revolution fuhr auf Grund, und das mitten im Hafen. Ihr schliefet den Schlaf der Ungerechten. Erwacht, und lasst uns gemeinsam besser fechten! Die Mutter der Freiheit heißt Revolution. Die Freiheit ist Tochter, Partei ist der Sohn.“
Aber welche Revolution darfs denn sein? Dieser kurze Text der Dekonstruktion einer auf Grund gefahrenen Partei, verlesen in der Leipziger Kongresshalle, dort offiziell verdammt und im Schweigen der versammelten Genossen begraben ist, so scheint mir, ein Halbjahrhundert später von erneuerter Aktualität. Doch welche Revolution und welche Freiheit darfs denn sein? Die Rede über Wege zum Kommunismus, nicht von Gesine Lötzsch allein verfasst, was legitim ist, wurde in der jungen Welt vorabgedruckt, aber nicht gehalten. Stattdessen stellte sich die Links-Politikerin auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz sechs Fragen und beantwortete sie so bravourös, dass die tonangebenden Medienzwerge nur noch Wut absonderten. Ein schwerer Fehler war die Lötzsch-Absage der anschließenden Diskussion. Die Flucht vor der Realität kennzeichnet den wahren Konflikt inmitten der Linken. Der Kongress war eine gelungene Werbeaktion der jungen Welt, die es damit sogar in einen FAZ-Leitartikel von Mechthild Küpper schaffte: Leiden an der Führung. (12.1.2011) Das ist böse gemeint, aber daneben. Die Frage bleibt: Welche Revolution darfs denn sein? Die Bourgeoisie will gar keine und führt lieber Krieg. Die Linke kostümiert sich mit den Helden ihrer Vergangenheit, ohne deren Essenz und Substanz wirklich zu erfassen. So missriet der Rosa-Luxemburg-Kongress zum Medienereignis fernab von Luxemburg und Liebknecht.
Soweit waren wir gelangt, als am Abend des 13. Januar um 22 Uhr 15 bei Maybrit Illner über Die Linke und der Kommunismus gedröhnt wurde. Der CSU-Generalsekretär Dobrindt rief in freundlichstem Ton nach der Geheimpolizei. Theater-Intendant Peymann brachte Leben in die Runde und zitierte Brecht, obwohl der doch durch Adenauers Außenminister Heinrich von Brentano (CDU) schon 1957 gewürdigt worden war durch den Satz: „Die späte Lyrik Bertolt Brechts ist mit der des nationalsozialistischen ›Märtyrers‹ Horst Wessel zu vergleichen.“ CDU/CSU sind auf dem besten Weg, im Kampf gegen die Linke dieses Niveau noch zu überbieten. Frau Lötzsch spielte Wagenburg und riskierte wie schon in der Urania nicht den revolutionären Marx. Frau Illner, früher Rotes Kloster zu Leipzig, fühlte sich im Schwarzen ZDF-Kloster sichtlich wohl. Da mochte SPD-Genosse Klaus von Dohnany, prominenter Sarrazin-Verteidiger, nicht zurückstehen, äußerte sich verärgert wegen der Hochschätzung für Rosa Luxemburg und urteilte über sie, als wäre sie Frau Stalin. So also sieht diese SPD 2011 den Doppelmord von 1919? Gibt's bald ein Denkmal für den Genossen Noske samt Hauptmann Pabst? Wird Dohnany es einweihen? Unverdrossen rate ich zur Lektüre des 54. Nachworts – Ein Orden fürs Morden im poetenladen. Nachgedruckt aus der CIA-finanzierten, mitunter kaltkriegerischen Zeitschrift Der Monat, in dem Melvin J. Lasky 1962 gestattete, dass ich glasklar die Fakten zur Ermordung von Luxemburg und Liebknecht darlegen durfte. Das wäre heute in keinem Presseorgan unseres doch so überaus freiheitlichen, vereinigten Landes mehr möglich. Warum nicht?
Den Linken täte gleichwohl Erinnerung gut. In Neues Deutschland vom 22.11.1990 stand zu lesen Stalinismus als letzte Form des Sozialismus. Am 23. November: Der Dritte Weg. Am 24. November: Die Höllenfahrt einer sozialistischen Parodie. Am 26. November: Was zu tun wäre oder Die Erneuerungsfrage. Das waren Eckdaten unserer relativen Verbundenheit. Hier der Anfang der ersten Kolumne:
GERHARD ZWERENZ: Stalin im Kopf der Linken – Eine Abrechnung (I)
Stalinismus als letzte Form des Sozialismus
Der Ausriss aus Neues Deutschland von 1990 soll den damaligen Ab- und Aufbruch ins Gedächtnis zurückrufen. Es geht nicht um Antikommunismus, sondern um die Dekonstruktion einer entfremdeten Revolution. Wer von der schamlosen Rechten daraus Selbstgewissheit und Vorteile zu ziehen sucht, möge bedenken, die Teilnehmer der Maybrit-Ilner-Runde, dies nur als Beispiel, hätten in scheißbrauner, feldgrauer oder schwarzer SS-Uniform vor Kamera und Mikrofon gesessen, wären ihre Großväter und Väter nicht durch den todesmutigen Widerstand sowjetischer Rotarmisten und deutscher Kommunisten von der Nazi-Weltherrschaft abgehalten worden.
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Gerhard Zwerenz
Serie
- Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
- Wird Sachsen bald chinesisch?
- Blick zurück und nach vorn
- Die große Sachsen-Koalition
- Von Milbradt zu Ernst Jünger
- Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
- Reise nach dem verlorenen Ich
- Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
- Van der Lubbe und die Folgen
- Unser Schulfreund Karl May
- Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
- Die Westflucht ostwärts
- Der Sänger, der nicht mehr singt
- Ich kenne nur
Karl May und Hegel
- Mein Leben als Prophet
- Frühe Liebe mit Trauerflor
- Der Schatten Leo Bauers
- Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
- Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
- Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
- Tanz in die zweifache Existenz
- General Hammersteins Schweigen
- Die Pleiße war mein Mississippi
- Im Osten verzwergt und verhunzt?
- Uwe Johnson geheimdienstlich
- Was fürchtete Uwe Johnson
- Frühling Zoo Buchmesse
- Die goldenen Leipziger Jahre
- Das Poeten-Projekt
- Der Sachsenschlag und die Folgen
- Blick zurück auf Wohlgesinnte
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
- Brief mit Vorspann an Erich Loest
- Briefwechsel mit der Welt der Literatur
- Die offene Wunde der Welt der Literatur
- Leipzig – wir kommen
- Terror im Systemvergleich
- Rachegesang und Kafkas Prophetismus
- Die Nostalgie der 70er Jahre
- Pauliner Kirche und letzte Helden
- Das Kickers-Abenteuer
- Unser Feind, die Druckwelle
- Samisdat in postkulturellen Zeiten
- So trat ich meinen Liebesdienst an …
- Mein Ausstieg in den Himmel
- Schraubenzieher im Feuchtgebiet
- Der Fall Filip Müller
- Contra und pro Genossen
- Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
- Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
- Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
- Als Atheist in Fulda
- Parade der Wiedergänger
- Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
- Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
- Fragen an einen Totalitarismusforscher
- Meine fünf Lektionen
- Playmobilmachung von Harald Schmidt
- Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
- Denkfabrik am Pleißenstrand
- Rendezvous beim Kriegsjuristen
- Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
- Der Bunker ...
- Helmut auf allen Kanälen
- Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
- Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
- Die Sächsischen Freiheiten
- Zwischen Genossen und Werwölfen
- Zur Geschichte meiner Gedichte
- Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
- Der Dritte Weg als Ausweg
- Unendliche Wende
- Drei Liebesgrüße für Marcel
- Wir lagen vor Monte Cassino
- Die zweifache Lust
- Hacks Haffner Ulbricht Tillich
- Mein Leben als Doppelagent
- Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
- Vom Langen Marsch zum 3. Weg
- Die Differenz zwischen links und rechts
- Wo liegt Bad Gablenz?
- Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
- Der 3. Weg eines Auslandssachsen
- Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
- Am Anfang war das Gedicht
- Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
- Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
- Im Hotel Folterhochschule
- Brief an Ernst Bloch im Himmel
- Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
- Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
- 94/95 Doppelserie
- FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
- Rainer Werner Fassbinder ...
- Zähne zusammenbeißen ...
- Das Unvergessene im Blick
1. Nachwort
Nachworte
- Nachwort
siehe Folge 99
- Auf den Spuren des
Günter Wallraff
- Online-Abenteuer mit Buch und Netz
- Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
- Die Leipziger Denkschule
- Idylle mit Wutanfall
- Die digitalisierte Freiheit der Elite
- Der Krieg als Badekur?
- Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
- Alter Sack antwortet jungem Sack
- Vor uns diverse Endkämpfe
- Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
- Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
- Kampf der Deserteure
- Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
- Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
- Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
- Was zum Teufel sind Blochianer?
- Affentanz um die 11. Feuerbach-These
- Geschichten vom Geist als Stimmvieh
- Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
- Trotz – Trotzalledem – Trotzki
- Der 3. Weg ist kein Mittelweg
- Matroschka –
Die Mama in der Mama
- Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
- Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
- Jan Robert Bloch –
der Sohn, der aus der Kälte kam
- Das Buch, der Tod und der Widerspruch
- Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
- Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
- Hölle angebohrt. Teufel raus?
- Zwischen Heym + Gauck
- Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
- Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
- Die Philosophenschlacht von Leipzig
- Dekonstruktion oder Das Ende der Verspätung ist das Ende
- Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
- Meine Weltbühne im poetenladen
- Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
- Die Internationale der Postmarxisten
- Dies hier war Deutschland
- Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
- Einiges Land oder wem die Rache gehört
- Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
- Macht ist ein Kriegszustand
- Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
- Damals, als ich als Boccaccio ging …
- Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
- Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
- Leipzig am Meer 2013
- Scheintote, Untote und Überlebende
- Die DDR musste nicht untergehen (1)
- Die DDR musste nicht untergehen (2)
- Ein Orden fürs Morden
- Welche Revolution darfs denn sein?
- Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
- Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
- Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
- Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
- Die heimatlose Linke (I)
Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
- Die heimatlose Linke (II)
Ein Zwischenruf
- Die heimatlose Linke (III)
Wer ist Opfer, wer Täter ...
- Die heimatlose Linke (IV)
In der permanenten Revolte
- Wir gründen den Club der
heimatlosen Linken
- Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
- Links im Land der SS-Obersturmbannführer
- Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
- Leipzig. Kopfbahnhof
- Ordentlicher Dialog im Chaos
- Büchner und Nietzsche und wir
- Mit Brecht in Karthago ...
- Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
- Die Suche nach dem anderen Marx
- Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
- Vom Krieg unserer (eurer) Väter
- Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
- Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
- Die Heldensöhne der Urkatastrophe
- Die Autobiographie zwischen
Schein und Sein
- Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
- Atlantis sendet online
- Zur Philosophie des Krieges
- Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
- Der Prominentenstadl in der Krise
- Der Blick von unten nach oben
- Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
- Vom Krieg gegen die Pazifisten
- Keine Lust aufs Rentnerdasein
- Von der Beschneidung bis zur
begehbaren Prostata
- Friede den Landesverrätern
Augstein und Harich
- Klarstellung 1 – Der Konflikt um
Marx und Bloch
- Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philosophie und Verbrechen
- Der Kampf ums Buch
- Und trotzdem: Ex oriente lux
- Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
- Der liebe Tod – Was können wir wissen?
- Lacht euren Herren ins Gesicht ...
- Die Blochianer kommen in Tanzschritten
- Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz
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