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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte

Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 30. Nachwort

Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.

  30. Nachwort

Bloch und Nietzsche werden gegauckt und Berlin wird Weimar


  Gerhard Zwerenz friedlich im Arbeits­zimmer, bevor Pastor Gauck via tv mit Kriegs­bekennt­nissen einrückte.


Das vorige Nachwort endete mit Pastor Gauck, der auf dem von Grünen und SPD gemeinsam gebauten Holz­weg ins Schloss Bellevue über die ARD-Sendung Farbe bekennen in mein Arbeits­zimmer einrückte und sich als perfekter deutscher Christ mit Kriegs­bekenn­tnis offenbarte. Das geschah am 11. Juni 2010 – fatalerweise erschien nur 3 Tage später, am 14. Juni der Spiegel mit den zer­knirsch­ten Absagen von Peter Struck, Walther Stützle, Volker Rühe, Harald Kujat – lauter Afghanistan-Krieg-Enthu­sias­ten von vorgestern, die nun zum Rück­zug von der Freiheits-Vertei­digung am Hindu­kusch blasen. „Die Qual der alten Krieger“ dichtete der Spiegel gefühl­voll. Puste­kuchen. Es sind Schreib­tisch­helden, die zu spät erkennen: „Und in der Fläche lauerte der Tod“. In den sie andere schickten. Als Ober­gefreiter des vor­letzten Welt­krieges zaubere ich die gläu­bige Kriegs­trompete Gauck schnur­stracks nach Leipzig in Auerbachs Keller, wo Mephisto lauert: Will­kommen in der Hölle hinter der Tür des Franz Kafka. (Meine poeten­laden-User wissen Bescheid. Die Losung lautet: Kampf, nicht Krieg.) Joachim der Fromme ist wie bei ihm üblich auf dem falschen Dampfer, ob er nun Bundes­prä­sident wird oder nicht. Er fällt Friedrichs Zara­thustra an­heim: … der gute Krieg ist es, der jede Sache heiligt. Da wir einmal mitten in Leipzig sind, bleiben wir auch an den Ufern der Pleiße, denn genau dort hatte ich vor rund fünf­zig Jahren erwogen, einen Bloch-Roman zu schreiben. So holte ich mir aus seinem Haupt­werk die Kenn­worte „Trotz und Hoffnung.“ (Nachwort 16) Das ist heute so aktuell wie gestern.

 

Gehen wir der Reihe nach: Vor gut einem Halb­jahr­hundert gab es in der DDR einen Aufbruch der Intel­lektuel­len, der im Osten zerschlagen und vergessen gemacht, im Westen erst durch die Medien ausgenutzt, später ignoriert wurde. Aufmerksamkeit erregten die Urteile gegen Wolfgang Harich, Walter Janka, die Sonntag-Redakteure und Erich Loest, sowie die Vertreibung Blochs vom Leipziger Lehrstuhl. Die promi­nenten Einzelfälle verdecken bis in die jüngste Gegen­wart den Fraktions-Charakter der Revolte samt ihren so­zialis­tischen Zielen und Chancen. Schon der Versuch eines Aufbruchs war strafbar in der DDR. Die heutige Berliner Republik verdrängt die 56er ebenso wie andert­halb Jahrhunderte Arbeiter­bewe­gung. Dazu spielt ein Parlament die Volks­kammer nach und zur gefälligen Unter­haltung gibt es läp­pische personen­fixierte Streite­reien mit tv-Begleitung, genannt Talk. Die behaup­tete Plura­lität wird von Charak­ter­masken im Schlag­schatten ent­staat­lichter Kapital­mächte dar­gestellt, obwohl die politische Viel­falt längst zum Teufel ging. Das Land ohne Alter­native will nicht an die DDR-Revolte von 1956 erinnert werden, als eine sozialis­tische Alter­native möglich schien, bis sie von den Feinden in damals zwei deutschen Staaten gemeinsam erledigt wurde.

 

Es gab aber vor den 68ern und ihren nahtlos anschließenden Opportunismen einen Aufstand intellektueller Genossen und Genossinnen. Freilich in einer DDR, von der auch in der Erinnerung nichts bleiben soll als die Löcher im Käse bourgeoiser Geschichts­betrachtung Deutschland/West. Soweit die erste Idee zu meinem Bloch-Roman.

 

Wer war Bloch? Als Knabe entfloh er dem Elternhaus in der Industrie­metropole Ludwigs­hafen. Entdeckte in der präch­tigen Mann­heimer Schloss­biblio­thek die märchen­haften Abenteuer der Philo­sophie­geschichte. Revol­tierte gegen das Kaiser­reich, die Mängel der Weimarer Republik, gegen das Dritte Reich und die Fehler der DDR. Liebte reiche Frauen, auch wenn sie durch Revo­lutionen, für die er votierte, verarmten. Verstarb zweiund­neunzig­jährig unversöhnt in einer Tübinger Drei­zimmer­wohnung, zu der am Ende ein vierter Raum hinzu­gemietet wurde, der vielen Besucher aus aller Welt wegen.

 

Erinnerung an Georg Lukács 1955 in Weimar – Privatfoto
Wer war Bloch? Laut Georg Lukács be­diente Bloch sich der „Mutter­sprache ... im Geist der alten Philo­sophie.“ Max Weber meinte, Bloch hielte sich „für den Vorläufer eines neuen Messias.“ Hitler­deutsch­land bürgerte ihn aus. Franz Josef Strauß gratu­lierte zum 90. Geburts­tag. Bun­des­kanzler Schmidt erin­nerte sich nach dem Ableben des Philo­sophen, er habe schon seit langem mit ihm über Utopie sprechen wollen. Hitler­biograph Joachim C. Fest er­nannte noch den toten Bloch zum lebenden gefähr­lichen Revo­lu­tionär, und Walter Ulbricht beschuldigte ihn glatt der Kon­ter­revolution, während Joseph Ratzin­ger vor Blochs „atheistischer Frömmig­keit“ und „marxis­tischer Ver­suchung“ warnte. Der so vielfach Belobigte und Be­schul­digte wurde 1885 in Lud­wigs­hafen geboren und ver­starb 1977 in Tübingen. Dort auf dem Berg­friedhof liegt er begraben. Seiner eigenen Philo­sophie nach ist es eine Warte­stellung. Es ist zugleich der Platz des ver­folgten, zu Tode verehrten, miss­ver­stan­denen, miss­gedeu­teten, mies­gemachten linken deutschen Juden, der noch einen Koffer in Leipzig hat, den zu akzeptieren es an Courage fehlt.

 

Bloch heute: Lebte Bloch noch, setzte er der Berliner Republik zu, wie er es mit der Weimarer Republik tat, in seinem Buch Erbschaft dieser Zeit nach­zulesen. Das fatale Ende von Weimar kennen wir, das Ende von Berlin ist, so hoffen wir, noch offen. Die Republik bedarf der Energien ihrer Verteidiger gegen die virulenten Gefahren der Entpluralisierung und Ent­soziali­sierung. Bloch und die 56er Reformer in der DDR schei­terten, weil das östliche Moderni­sierungs­verbot keine Veränderungen zuließ. Der damaligen Bewegung in der DDR wird mit ver­legener Unwissenheit, wo nicht pauschaler Feindschaft begegnet. Die Welt soll weiter zum ewigen Kreislauf von Krisen und Kriegen verurteilt sein. Wer das nicht will, muss Revolutionen wagen. Sie können intellektuell und politisch die Köpfe und Herzen bewegen oder die Form mörderischer Bürger­kriege annehmen. Jede Alternative ruht nur auf zwei Angeboten. Tertium non datur.

 

Der Bloch-Kreis: Der zwanzigjährige Ernst Bloch war schon revolu­tionär, als Lenin, Trotzki und Rosa Luxemburg am Exempel Russlands im Jahre 1905 die Revolution erst zu erlernen begannen. 1977 starb er als Revolutionär, da parodierte das revolutionäre Russland nur noch sich selbst. Bloch, Archetyp und Phänotyp zugleich, wollte ursprünglich eine andere Revolution. Bei Lenins Tod 1924 erfasste der Philosoph nicht, was es nach sich zog, dass statt Trotzki Stalin an die Macht gelangte. Begriff jedoch, was Hitler bedeutete. Überzeugt, die Zweite Revolution ließe sich nur als Folge des Roten Oktober erreichen, baute er seine Philosophie im US-Exil und von 1949 an in Leipzig aus, per Sklavensprache getarnt. 1956 revoltierte er offen. Die Weigerung, sich ab 1961 im letzten Exil Tübingen als Renegat zu bekennen, zeugt von Trotz und Hoffnung.

 

 
„Zu einem bestimmten Zeitpunkt über­sprühten Akti­visten das Schild Tübingen an der alten Ver­sammlungs­halle der Uni­versität mit Ernst-Bloch-Universität. In: Aus meinem Leben erkennt Ratzinger Blochs Einfluss ver­drießlich an und erklärt bei­läufig, dass Bloch Heidegger für sein Klein­bürgertum verächtlich mache.“



 

Blochs Philosophie und Haltung der permanenten Revolte weist ihn als revolutionären Reformator aus. Den Begriff „Bloch-Kreis“ - analog zum „George- Kreis“ – benutzte Gerhard Zwerenz erstmals 1957, weil Bloch und seine Anhänger als „Gruppe“ diffamiert wurden, was nach sowjetischer Manier seit 1921 als „Gruppenbildung“ (Fraktionsverbot) mit schweren Strafen sanktioniert war. Bestand der engere Bloch-Kreis aus einigen Dutzend Schülern und Freunden des Philosophen, erweiterte die Repression ihn auf Hunderte und Tausende von Anhängern. Blochs Lehrtätigkeit, in Leipzig verboten, traf danach in Tübingen auf den Widerspruch des dortigen Theologie-Professors und späteren römischen Kardinals und Papstes Joseph Ratzinger. Eine Gruppen-Bildung wurde in Tübingen ebenso verhindert wie in Leipzig, wenn auch mit eleganteren Mitteln.

 

Lebensphilosophie im 21. Jahrhundert: Ihr moderner Exponent Ernst Bloch ist der meistverfolgte und verleugnete deutsche Philosoph. Nach dem selbstverschuldeten Ende der Staatssozialisten kehrt man dumpf-deutsch zu Heidegger zurück. Was bleibt sind ein paar EB-Zitate im Feuilleton.

 

Das Blochsche Denken bietet aber die Alternative zur bornierten nationalen Loyalität vom Kaiserreich bis zur heutigen Berliner Republik der Krisen und Kriegsteilnahmen. Bloch ist der Trotzki der Philosophie, der Nietzscheaner unter den Marxisten und Marxist unter den Nietzscheanern, der permanent revoltierende Sisyphos im Gegensatz zu Adorno, dem geistreichen Hamlet. Konträr zu Nietzsches Lehre, der Mensch sei etwas, das überwunden werden müsse, lehrt Bloch, der Mensch ist etwas, das erst erfunden werden muss. Sei es im Gedicht oder der Prosa einer widerständigen Denkfreiheit. Seine Existenzphilosophie enthält die Energie und Lebensweisheit der individuellen Revolte.

 

Von der lebens- zur Überlebensphilosophie: Bloch lehrte von Nietzsche und Marx ausgehend die Notwendigkeit der Weltrevolution im 20.Jahrhundert. Die Revolution pervertierte zu zwei Weltkriegen, Kalten Kriegen und zur Gefahr eines letzten Weltbürgerkriegs zwischen USA und Asien. Blochs Existenzdenken fasst die jüdische, christliche und marxistische Humanität gegen ihre inhärenten Gewaltpotentiale zusammen zur europäischen Botschaft der 3. Linie. Im Rückgriff auf den Philosophen ist eine europäische Friedenskraft erreichbar.

 

Die letzten 6 Abschnitte wurden 2003 und 2004 in verschiedenen Variationen in diversen Medien zur Vorbereitung unseres Buches Sklavensprache und Revolte veröffentlicht. Ihre Schwäche besteht in der Ernsthaftigkeit, mit der Hoffnung verbreitet werden sollte. Wir sind zwar immer noch der Meinung, dass alles gut oder zumindest besser werden könnte, doch erscheint uns das heute lachhaft und zugleich saukomisch, denn erst geschieht, schreibt Karl Marx, die Tragödie und hernach die Farce oder wie wir heute sagen, der Comic-Strip, z.B. die umwerfend erheiternden und ironischen Zeichnungen samt Texten von Volker Reiche, der in der FAZ vom 12.6.2010 den Möchtegernpräsidenten Gauck durch den scharfzüngigen Kater Herrn Paul exakt charakterisierte:

 


FAS vom Juni 2010

 

Tatsache ist, mitten im Juni des weltmeisterlichen Jahres 2010 wird sogar im Blatt der Monopol- und Finanzakrobaten vom Main Alarm geschlagen. So herrscht in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 13. Juni die „Angst vor dem nächsten Loch“, denn „Die Gefahr einer zweiten Rezession ist nicht gebannt“ und „Die Angst hat einen Namen, ›Double Dip‹“, womit ein doppelter Niedergang gemeint ist. Das alles ist zu finden in der FAS-Beilage Geld und Mehr, wo die Schlümpfe des Kapitals plötzlich Galgenhumor entwickeln. Ein Klugmichel fragt gar: „Hatte Karl Marx doch recht?“ Unter dieser Überschrift liefert er einen zu 95 % zutreffenden Aufklärungsartikel über Marx in Person und Werk ab, verständlich und nachvollziehbar geschrieben ohne jenes aufgeblasene, akademische Kauderwelsch, dass die Genossen Ober-Marxisten so lieben. Die 5% Falsches sind bereits im Vortext angekündigt, wo es heißt: „Der Kapitalismus geht an sich selbst zugrunde – sagte Marx - gibt ihm die Krise recht? Nein, der Sozialismus kennt zwar keine Bankenkrise, dafür aber genug andere Probleme.“ Das mag ja zutreffen, nur erwähnt der Autor China nicht, ohne dessen Hilfe und Lokomotiven-Funktion der ganze US-EURO-Kladderadatsch längst hätte den dritten Niedergang antreten müssen. Rettet also das kapitalkommunistische China die Dollar-Euro-Welt? Und wie lange noch, falls Charly Marx doch recht haben sollte? Volker Zastrow dazu im Meinungs-Leitartikel: „Es brennt.“ Sie warten ringsum auf die rettende übermächtige Feuerwehr so wie das SED-Politbüro anno 1989 auf die brüderliche Hilfe der Sowjetunion. Die Untergänge laufen zeitverschoben parallel.

 

Der Exitus der DDR ist mit der Verfolgung ihrer sozialistischen Bloch-Alternative ab 1957 ursächlich verbunden. Bis zum Ende Moskaus und Ostberlins dauerte es noch reichlich drei Jahrzehnte. Ob der Untergang des Westens, wir definieren ihn als Rom II, sich Jahrzehnte lang hinziehen wird, ist fraglich. Historisch gesehen war die westeuropäische Linke eine Alternative, mit der Deutschland 1933 Schluss machte. Die seither machthabende Rechte beruft sich auf ihre Vor- und Nachdenker Nietzsche, Heidegger, Ernst Jünger, Carl Schmitt samt Adenauer, Kohl, Schmidt, Merkel und Gauck. Soweit die männlichen und weiblichen Geistesriesen der nationalen Postmoderne. Die ewige Wiederkehr des banal Gleichen erweckte im aufmerksamen Leipzig in Auerbachs Keller den scheintoten Goethe, der auf seinem voluminösen Weinfass einritt wie früher der schwarze Meister Mephisto und dazwischen fuhr wie einstens Gott mitten unter die Tänzer ums Goldene Kalb. (Von da an wird Gott vom Verfassungsschutz als Terrorist überwacht, droht er doch mit Todesstrafe.) Johann Wolfgang aber schreibt sein neues Stück Faust 3 unter dem Titel „Am 30. Juni ist Weltuntergang – Es folgt die gegauckte Republik.“ Der Text wird noch geheimgehalten, die Uraufführung findet in Auerbachs Keller am 30. Juni als Parallele zur Schlacht um den Posten im Berliner Schloss Bellevue statt. Im Interview mit FAZ und Bild soll Goethe geäußert haben, er wolle Widerstand leisten, weil er Weimar nicht dem maladen Nietzsche und dessen fanatischer Schwester samt allen Zarathrustierten zu überlassen gedenke. Frau von Stein nämlich, respektive die Herzogin Anna Amalia und er selbander symbolisierten Weimar und Weimar sei Weimar, ihr Saubeutel, und nicht das Berlin vom Alten Fritz bis hin zur Merkelina. Gauck übrigens soll im 3. Akt selbst gegauckt werden, auf dass seine Wahlunterstützer von den schlaffen Sozis bis hin zu den stinkenden Grünkohlstrünken statt zu applaudieren nur noch laut quietschen können. Soweit also des Klassikers Komödie nach der Leipziger Tragödie.

 

Da ich Goethes mephistofelisierten Gauck nicht das letzte Wort lassen will, hier ein optimistisches Zitat aus Sklavensprache und Revolte: Die DDR bestand aus zwei Republiken. Die Macht lag in Moskau, das den unter­worfenen deutschen Ver­trauten das untaugliche Modell verschrieb. In der Gesell­schaft aber bildeten sich die Konturen eines anderen Modells heraus, das unterdrückt zu haben die Schuld der Machtinhaber ist, die sich und den sozialistischen Versuch damit zur Untaug­lichkeit verurteilten, und es ist die Schuld derer, die zum Dritten Reich keinen hinreichenden Bruch zulassen wollten, so geschehen im Westen.

 

Diese verhinderte zweite DDR, eine mögliche, aber nicht realisierte Republik, die durch Blochs Emigration nach Tübingen sich Richtung BRD öffnete, lässt an eine kulturelle Europäi­sierung denken, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg von der Weltbühne Jacobsohns, Tucholskys, Ossietzkys ange­strebt worden ist. Keine schlechten Ahnen am Vorabend des drohenden Welt­bürger­krieges zwischen ameri­kanischen religiösen Funda­mentalisten und den islamischen Massen, denen das geölte, waffen­starrende US-Imperium als moderni­sierte Kolonial­herren­macht entgegentritt, die jede Wider­setzlichkeit mit Straf­aktionen ahndet wie das Römische Reich seine Sklaven­aufstände.

 

Am 16.6.2010 hielt es die FAZ für an der Zeit, den Nazi-Juristen Carl Schmitt, seinen Schüler und Freund Johannes Gross und Pastor Gauck zu ehren, indem sie aus ihrem FAZ-Magazin vom 10. September 1993 folgende Empfehlung nachdruckte:

 

Auszug aus Wer war wer im Dritten Reich? von Robert Wistrich:
„Schmitt, Carl (1888 – 1985) Führender Staats­rechtler der Weimarer Republik … Am 1. Mai 1933 schloss er sich der NSDAP an und war bald der führende Rechtstheoretiker des NS-Staates.“

 

Ein berühmtes Schmitt-Zitat von 1934 lautet: „Der Führer schützt das Recht.“ So seine Reaktion auf Hitlers Reichstagsrede vom Juli 1934, in der die Mordbefehle im soge­nannten Röhm-Putsch gerechtfertigt wurden, denen auch General Schleicher, dessen Regierung Schmitt beraten hatte, zum Opfer fiel. Dass heute eine Zeitung, die sich tagtäglich ihres hohen Niveaus rühmt, Hitlers obersten Nazi-Staats­juristen und dessen Schüler und Freund Johannes Gross zur Wahl­propaganda für den Bundes­präsidenten nutzen zu können vermeint, offenbart unüber­sehbar – rechts wurde zu wenig gegauckt. So ein Blatt weiß eben, was es seiner klugen Leser­schaft zumuten darf und was erwartet wird. Schmitt und Gross sind tot. Gauck lebt fort in ihrer Tradition: Der Feind steht links. Dieser mörderische deutsche Linken­hass hat bei der bürger­lichen Intel­ligentsia Tradition. Die SPD-Führung samt mitlaufenden Grünen schließt sich der Linie von Carl Schmitt über die FAZ bis zu Joachim Gauck an, obwohl der „mehr Rückhalt für den Afgha­nistan-Ein­satz“ fordert, „denn er ist aus meiner Sicht notwendig.“ Schickt doch das kämpferische Großmäulchen an den Hindukusch statt der Bundes­wehr. Kurt Tucholsky: Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft – !

Ein weiteres Nachwort ist für Montag, den 28.06.2010, geplant.

Fotos zur Lesung mit Gerhard Zwerenz aus der Sächsischen Autobiographie am 19.11.2009 im Haus des Buches, Leipzig   externer Link

Lesungs-Bericht bei Schattenblick  externer Link

Interview mit Ingrid und Gerhard Zwerenz bei Schattenblick  externer Link

Gerhard Zwerenz   21.06.2010   
Gerhard Zwerenz
Serie
  1. Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
  2. Wird Sachsen bald chinesisch?
  3. Blick zurück und nach vorn
  4. Die große Sachsen-Koalition
  5. Von Milbradt zu Ernst Jünger
  6. Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
  7. Reise nach dem verlorenen Ich
  8. Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
  9. Van der Lubbe und die Folgen
  10. Unser Schulfreund Karl May
  11. Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
  12. Die Westflucht ostwärts
  13. Der Sänger, der nicht mehr singt
  14. Ich kenne nur
    Karl May und Hegel
  15. Mein Leben als Prophet
  16. Frühe Liebe mit Trauerflor
  17. Der Schatten Leo Bauers
  18. Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
  19. Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
  20. Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
  21. Tanz in die zweifache Existenz
  22. General Hammersteins Schweigen
  23. Die Pleiße war mein Mississippi
  24. Im Osten verzwergt und verhunzt?
  25. Uwe Johnson geheimdienstlich
  26. Was fürchtete Uwe Johnson
  27. Frühling Zoo Buchmesse
  28. Die goldenen Leipziger Jahre
  29. Das Poeten-Projekt
  30. Der Sachsenschlag und die Folgen
  31. Blick zurück auf Wohlgesinnte
  32. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
  33. Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
  34. Brief mit Vorspann an Erich Loest
  35. Briefwechsel mit der Welt der Literatur
  36. Die offene Wunde der Welt der Literatur
  37. Leipzig – wir kommen
  38. Terror im Systemvergleich
  39. Rachegesang und Kafkas Prophetismus
  40. Die Nostalgie der 70er Jahre
  41. Pauliner Kirche und letzte Helden
  42. Das Kickers-Abenteuer
  43. Unser Feind, die Druckwelle
  44. Samisdat in postkulturellen Zeiten
  45. So trat ich meinen Liebesdienst an …
  46. Mein Ausstieg in den Himmel
  47. Schraubenzieher im Feuchtgebiet
  48. Der Fall Filip Müller
  49. Contra und pro Genossen
  50. Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
  51. Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
  52. Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
  53. Als Atheist in Fulda
  54. Parade der Wiedergänger
  55. Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
  56. Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
  57. Fragen an einen Totalitarismusforscher
  58. Meine fünf Lektionen
  59. Playmobilmachung von Harald Schmidt
  60. Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
  61. Denkfabrik am Pleißenstrand
  62. Rendezvous beim Kriegsjuristen
  63. Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
  64. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
  65. Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
  66. Der Bunker ...
  67. Helmut auf allen Kanälen
  68. Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
  69. Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
  70. Die Sächsischen Freiheiten
  71. Zwischen Genossen und Werwölfen
  72. Zur Geschichte meiner Gedichte
  73. Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
  74. Der Dritte Weg als Ausweg
  75. Unendliche Wende
  76. Drei Liebesgrüße für Marcel
  77. Wir lagen vor Monte Cassino
  78. Die zweifache Lust
  79. Hacks Haffner Ulbricht Tillich
  80. Mein Leben als Doppelagent
  81. Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
  82. Vom Langen Marsch zum 3. Weg
  83. Die Differenz zwischen links und rechts
  84. Wo liegt Bad Gablenz?
  85. Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
  86. Der 3. Weg eines Auslandssachsen
  87. Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
  88. Am Anfang war das Gedicht
  89. Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
  90. Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
  91. Im Hotel Folterhochschule
  92. Brief an Ernst Bloch im Himmel
  93. Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
  94. Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
  95. 94/95 Doppelserie
  96. FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
  97. Rainer Werner Fassbinder ...
  98. Zähne zusammen­beißen ...
  99. Das Unvergessene im Blick
    1. Nachwort
Nachworte
  1. Nachwort
    siehe Folge 99
  2. Auf den Spuren des
    Günter Wallraff
  3. Online-Abenteuer mit Buch und Netz
  4. Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
  5. Die Leipziger Denkschule
  6. Idylle mit Wutanfall
  7. Die digitalisierte Freiheit der Elite
  8. Der Krieg als Badekur?
  9. Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
  10. Alter Sack antwortet jungem Sack
  11. Vor uns diverse Endkämpfe
  12. Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
  13. Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
  14. Kampf der Deserteure
  15. Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
  16. Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
  17. Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
  18. Was zum Teufel sind Blochianer?
  19. Affentanz um die 11. Feuerbach-These
  20. Geschichten vom Geist als Stimmvieh
  21. Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
  22. Trotz – Trotzalledem – Trotzki
  23. Der 3. Weg ist kein Mittelweg
  24. Matroschka –
    Die Mama in der Mama
  25. Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
  26. Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
  27. Jan Robert Bloch –
    der Sohn, der aus der Kälte kam
  28. Das Buch, der Tod und der Widerspruch
  29. Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
  30. Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
  31. Hölle angebohrt. Teufel raus?
  32. Zwischen Heym + Gauck
  33. Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
  34. Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
  35. Die Philosophenschlacht von Leipzig
  36. Dekonstruktion oder Das Ende der Ver­spä­tung ist das Ende
  37. Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
  38. Meine Weltbühne im poetenladen
  39. Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
  40. Die Internationale der Postmarxisten
  41. Dies hier war Deutschland
  42. Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
  43. Einiges Land oder wem die Rache gehört
  44. Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
  45. Macht ist ein Kriegszustand
  46. Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
  47. Damals, als ich als Boccaccio ging …
  48. Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
  49. Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
  50. Leipzig am Meer 2013
  51. Scheintote, Untote und Überlebende
  52. Die DDR musste nicht untergehen (1)
  53. Die DDR musste nicht untergehen (2)
  54. Ein Orden fürs Morden
  55. Welche Revolution darfs denn sein?
  56. Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
  57. Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
  58. Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
  59. Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
  60. Die heimatlose Linke (I)
    Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
  61. Die heimatlose Linke (II)
    Ein Zwischenruf
  62. Die heimatlose Linke (III)
    Wer ist Opfer, wer Täter ...
  63. Die heimatlose Linke (IV)
    In der permanenten Revolte
  64. Wir gründen den Club der
    heimatlosen Linken
  65. Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
  66. Links im Land der SS-Ober­sturm­bann­führer
  67. Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
  68. Leipzig. Kopfbahnhof
  69. Ordentlicher Dialog im Chaos
  70. Büchner und Nietzsche und wir
  71. Mit Brecht in Karthago ...
  72. Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
  73. Die Suche nach dem anderen Marx
  74. Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
  75. Vom Krieg unserer (eurer) Väter
  76. Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
  77. Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
  78. Die Heldensöhne der Urkatastrophe
  79. Die Autobiographie zwischen
    Schein und Sein
  80. Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
  81. Atlantis sendet online
  82. Zur Philosophie des Krieges
  83. Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
  84. Der Prominentenstadl in der Krise
  85. Der Blick von unten nach oben
  86. Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
  87. Vom Krieg gegen die Pazifisten
  88. Keine Lust aufs Rentnerdasein
  89. Von der Beschneidung bis zur
    begeh­baren Prostata
  90. Friede den Landesverrätern
    Augstein und Harich
  91. Klarstellung 1 – Der Konflikt um
    Marx und Bloch
  92. Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philo­sophie und Verbrechen
  93. Der Kampf ums Buch
  94. Und trotzdem: Ex oriente lux
  95. Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
  96. Der liebe Tod – Was können wir wissen?
  97. Lacht euren Herren ins Gesicht ...
  98. Die Blochianer kommen in Tanzschritten
  99. Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz