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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 69. Nachwort
Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
69. Nachwort |
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Ordentlicher Dialog im Chaos
Gerhard Zwerenz
Büchner und Nietzsche und wir
Bei seiner vorjährigen Preisrede nutzte Dieter Hildebrandt das Prinzip des mehrfachen Anfangs, und da schon Platon seine Schrift über die REPUBLIK siebenmal angefangen hatte, was also eine Tradition begründet, die von der griechischen Antike vor zweieinhalbtausend Jahren bis zur Preisrede Hildebrandts vor einem Jahr hier in Darmstadt reicht, schließe ich mich dem an und beginne auch mindestens siebenmal. Denn das ist ein literarisches Prinzip geworden, und ein politisches. Wir. möchten immer wieder gern neu anfangen. Die Pluralisierung des Anfangs kündet immerhin von unserm guten Willen.
Erster Anfang also: Schon gibt's die Schwierigkeit mit der Anrede. Soll ich sagen: Verehrte Alternative? Oder: Hochverehrte Freunde? Aber wer nun gar kein Freund sein will? Also etwa: Liebe Freunde und Feinde? Liebe - deine Feinde? Schon wird's zu christlich, das brachte Büchner schon gegen den tapfren Weidig vor.
Und was unterscheidet eine Alternativpreisrede von einer üblichen Preisrede? Vielleicht dies: Mach keine Sprüche, rede frei von der Leber weg und lass' die Luft raus.
So danke ich als erstes dem Stifter, der aus freien Stücken und ganz ohne Not und Hintergedanken mit seiner Preisstiftung den Ämtern und obwaltenden Göttern so nahe tritt, daß sie Bannkreisverletzung argwöhnen und Verlust angemaßter staatlicher Exklusivität. ja, darf der denn das ohne staatliche Erlaubnis? hätte Tucholsky ironisch gefragt.
Er darf nicht, er tut es.
Das wäre der Anfang. Und was kommt jetzt? Natürlich Büchner, der in „Dantons Tod“ seinen Helden sagen läßt: „Puppen sind wir von unbekannten Gewalten am Draht gezogen.“ Das Wort sei modifiziert. Zwar hängen wir puppengleich an Telefondrähten, Computerleitungen, Befehlssträngen, Karriereseilen, doch die Gewalten, die an uns ziehen, läßt unsere feige Trägheit unbekannt sein und unbenannt. Statt Geschichte gut zu produzieren, produzieren wir sie lieber schlecht und starten nach jedem Krieg geschichtliche Aufarbeitungs-Aktionen. Die einen tun das Falsche, die anderen sagen danach, der unterlassene Widerstand täte ihnen leid. Beim nächsten Akt wiederholt die Arbeitsteilung sich in schöner Monotonie.
Nein, so hart anzufangen wäre unhöflich. Ein anderer Anfang also. Warum zwei Büchner-Preise? Den staatlichen und den alternativen? Verkam des jungen Autors Wink nicht längst zur bloßen Schulbuch-Lektüre? Sind seine Stücke nicht Lückenbüßer, spielplanfüllend, kaum noch das Parkett? Verkehren Akademien und Jurys den Rebellen nicht aus guten Gründen zum bequemen Halbklassiker?
Bestenfalls amüsiert ei; läßt ein windeliebender postmoderner Regisseur den Woyzeck wie beschrieben auf offener Bühne furzen, was die Kritik zur Anmerkung inspiriert, endlich habe einer den Duft der Blumen des Bösen unparfümiert dargeboten. Im Rostocker Atelier-Theater führten neulich dreizehn Schauspieler den „Woyzeck“ für acht Besucher auf. -
Ein neuer Versuch des Beginns: In den siebziger Jahren hielt ich für den Übersetzer und PEN-Generalsekretär Janheinz Jahn auf dem Waldfriedhof die Totenrede. Der um Darmstadt verdiente Oberbürgermeister und Autor Heinz Winfried Sabais, der bald nachfolgte in den Tod, war dabei, Karl Krolow sprach zarte Gedichte, Wolfgang Weyrauch, der Begräbnisse scheute, hatte seine Frau geschickt, sie stand neben Ernst Kreuders
Witwe. Es war ein vom Sarg ausgehender Sog zu spüren, der aristotelische Horror vacui. Wenig respektvoll dachte ich: In Darmstadt möchte einer nicht begraben sein. Daß zur selben Zeit eines meiner Bücher von der Darmstädter Jury zum „Buch des Monats“ ernannt wurde, schreckte mich auf. Was hatte ich falsch gemacht?
In diesen Tagen schrieb ich den Monolog, den zu Beginn Joseph Lorenz vertrug, und den ich als höfliche Bitte an die Akademie verstehe, die Mahnung des Hofpredigers in „Leonce und Lena“ zu beherzigen und, das Reich Popo wie das Reich Pipi verlassend, einen Präsidentenspruch zu dementieren, der da lautet: „Alle Untertanen werden aufgefordert, die Gefühle Ihrer Majestät zu teilen.“
Stattdessen wäre ein anderes Büchner-Wort aus „Dantons Tod“ angebracht: „ Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet?“
Aber nein, der Anfang mit Mord ist zu brutal. Ich versuche einen vierten: Büchner 1835 aus Straßburg an Gutzkow: „Das Verhältnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt... “
Ein gefährlicher, ein überholter Satz. Wir, die Reichen dieser Welt antworten den Armen, wenn und wo sie revoltieren, mit Grundgesetzänderung, mit NATO-Eingreiftruppen, elektronisch gesteuerten, ihr Ziel suchenden Massakerraketen. Kein revolutionäres Element darf unseren abendland-fürstlichen Reichtum antasten. Im Frieden bestimmen wir die Rohstoffpreise, im Krieg die Tötungsraten. Unsere Priester gebieten den armen Völkern karnikkelhafte Vermehrung, unsere Dichter definieren fremde Völker, wenn sie aufbegehren, als todessüchtige Nazi-Massen und unsere Söldner tun dann auf Befehl nichts als ihre Pflicht, wozu der Militärbischof Dyba als Fundi von Fulda die Waffen segnet. Da mag
Die Kriege werden nicht mehr erklärt, sondern erlogen – Man muss doch auf Teufel komm raus damit beginnen können. Ohne Grund geht's nicht rund. – Was ich dich schon immer mal fragen wollte: Warum ist der Leipziger Kopfbahnhof der größte Europas? – Damals hatten die Leipziger noch viel Geld. – Nein. Und das ist schon sehr lange her. – Frankfurt am Main hat auch einen Kopfbahnhof. – Aber nicht den größten. – Muss doch nicht immer der größte sein. – Dafür ist Fritz J. Raddatz auf Frankfurts Hbf verunglückt und wie! – Wie denn? – Er ist dort mit Goethe zusammengeprallt. – Mit Goethe, dem größten Sohn Leipzigs? – Dem größten Sohn Frankfurts, meinen die Frankfurter. – Die Leipziger bieten Goethe überlebenslang Exil in Auerbachs Keller. – Mephisto, Faust und Gretchen, jeder hat sein eigenes Poetchen. Wie sind Johann Wolfgang und Fritz Jott auf dem kleinen Frankfurter Kopfbahnhof verunglückt? – Das hat der berühmte Raddatz in der ZEIT genau beschrieben. Als Chef vom Feuilleton. Und der westdeutsche Leser hat's brav geglaubt. Bis ein Außenseiter entdeckte, zu Goethes Zeiten gab's noch gar keine Eisenbahn. Noch nicht mal einen Kopfbahnhof in Frankfurt oder Leipzig. – Und warum musste Leipzig gleich den größten bauen? – Architekten sind meistens Männer, da will jeder den größten haben. – 1813 passierte die Völkerschlacht von Leipzig, da musste ein klotziges Schlachthaus her, dazu ein unübersehbarer Riesenkopfbahnhof. – Zum Ankommen oder Wegfahren, wie die Zeiten grad' laufen? – Der Leipziger Kopfbahnhof ist auch ein Kopf-ab-Bahnhof. – Was denn, etwa der größte europäische Kopf-ab-Bahnhof? – Denk ans Reichsgericht, für den Genossen Marinus van der Lubbe nur als Beispiel, mit Kopf zum Prozess, mit hängendem Kopf im Prozess und mit Kopf-ab auf'n Friedhof.
Marinus van der Lubbe – ein Feuerteufel? – Kopf ab
– Merke dir, mit erhobenem Kopf durchs Leben, das macht's gefährlich. Es beginnt schon mit den Christen. Der Papa opfert den Sohn, den er der unschuldigen Mama Maria als ne Art umgedrehter Pallas Athene einpflanzte, die der Zeus dem erhobenen eigenen Haupt entspringen ließ, weil er sich ne Lieblingstochter wünschte, die er hegte und förderte, während der liebe Christen- Gott seinen Sohn der Folter und dem Kreuz auslieferte. Was stellt der vorm Kreuz betende Glaubens-Christ dar? Nietzsche rettet sich ängstlich in die Formel vom Tod Gottes. Wahr ist: Die Gläubigen bringen einen um, weil sie jemanden zur Anbetung brauchen, der ihnen, bilden sie sich ein, die Untat verzeiht. Also opfern sie einen, um sich später davon und von allen Folgefolterern und Folgemorden freisprechen zu lassen. – Und auf so was kommst du vom Leipziger Kopfbahnhof aus? Wo bleibt die Logik? – Kopfbahnhof, Kopfhochbahnhof, wer es riskiert, landet schnell beim Kopfabbahnhof. Volker Schlöndorf macht gerade einen Film über den Kopf-ab-van-der-Lubbe. – Vom Schlöndorf gibt's einen Film über Die Blechtrommel von Grass? – Sein neuer Film handelt von Ernst Jünger. Der soll als Hauptmann in Paris einen Wehrmachtsdeserteur erschießen lassen haben. – Auf Befehl. Und nicht in den Kopf – Aber schön kunstvoll beschrieben hat er's, der Herr Hauptmann, das lernte ich in der Schule. Das zeigt uns der Schlöndorf jetzt im Kino? – Im Fernsehen. Dafür gibt's bestimmt einen Preis. Einen Friedenspreis. Büchnerpreis. Nobelpreis und so was. Zu den 1941 in Frankreich von der Wehrmacht erschossenen Geiseln zählt der siebzehnjährige Kommunist Guy Moquet. Sein Abschiedsbrief wird jedes Jahr an seinem Todestag in den französischen Schulen verlesen. Was immer gegen Sarkozy spricht, dieses Gedenken hat er angeordnet. Am Reichsgericht in Leipzig heißt der Dimitroffplatz nicht mehr so. Warum? Der Mann, der Göring widersprach und widerstand, war Kommunist. – Immerhin trägt der Platz nicht den Namen Hermann Göring. – Warum verfilmt Schlöndorf jetzt den Hauptmann Jünger? Die Kultur braucht Widerstandskämpfer, so denk ich's mir. – Aber – Aber, immer nur aber – Ernst Jünger leitete die Exekution eines Wehrmachtdeserteurs auf höheren Befehl, dem Fahnentreue-Eid gehorsam verpflichtet. Ist das Kultur? Hat Zukunft? – Kopf hoch heute und Kopf ab morgen oder gestern, das sind so Zeitungsgeistfragen. – Ich glaube das nicht. – Glauben oder nicht glauben. – Es geht um Kopf und Kragen und den vollen Magen. – Es geht um was ganz anderes. – Um was anderes? – Es geht, bitte sehr, um die totale Literatur. Verstehen Sie? Literatur ist Kunst. Die totale Kunst und die totale Literatur sind ins totale Leben integriert. – Ich begreife nicht, was Sie damit sagen wollen. – Wer überlebt und die Macht besitzt, sich unumgänglich zu machen, erscheint der Nachwelt als totales Kunstwerk. – Ich befinde mich lieber auf Bahnsteig 10 im Leipziger Kopfbahnhof. Vor einem Halbjahrhundert fuhr ich von dort ab und kam dort an, bis ich nicht mehr ankam. Für die dort war ich zur Kopf-ab-Person geworden. Dabei liebte ich meine Genossen. Selbst meine Genossen Verfolger liebte ich so hassvoll wie reinen Herzens …
Der lyrische Chaos-Dialog bricht hier ab, bevor das Fragment sich zum Drama am Stück ausbreitet. Die bodenlosen Stimmen müssen Namen und Kontur erhalten. Wie passt das ins Zeitalter von Staatstrojanern als Staatsgewalt und Houellebecq-Melancholien? Der Holocaust wird Tango, Brechts Dreigroschenoper zum Schlager der Protestmoderne, am Ende erhält paranoide Parodie die lang vermisste Dimension Schillerscher Tragödien: Wallenstein als Ballermann auf Bahnsteig 10 im Kopfabbahnhof. Dabei wurde er nur erstochen, weil der Kaiser ihn fürchtete und die Kommunikation fehlte. Facebook war noch nicht erfunden. Man musste selber rangehen. Der Spiegel vom 17.10.2011: „Brauner Bluff … Auf der Jagd nach Wählerstimmen warben CDU und SPD in der Nachkriegszeit um die Veteranen der Waffen-SS … Am Abend des 7. August 1953 … Die Bundestagswahl steht bevor, und der Redner, ein kleingewachsener, schneidiger ehemaliger Oberleutnant, wirbt um Hitlers einstige Elitetruppe. Als alter Kriegskamerad müsse er sagen, dass er ›immer das Gefühl besonderer Zuversicht‹ gehabt habe, wenn die Waffen-SS neben ihm kämpfte. Leider würden deren Angehörige oft mit denen der Gestapo verwechselt und zu Unrecht angeklagt, berichtet später erfreut eine Zeitschrift der Waffen-SS-Veteranen über die Veranstaltung.“
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Jahre nach 1945 warb SPD-Genosse Helmut Schmidt bei der HIAG – bewährten SS-Kämpfern – um Wählerstimmen – 2003 gibt's immer noch Reste der SS-Hilfsorganisation z. B. in Ostsachsen |
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Der SS-Wahllobredner war Helmut Schmidt. Wenn er neben der SS kämpfte, erfüllte ihn Zuversicht. Ein Held neben Helden. Als Ernst Bloch 1977 starb, bedauerte Schmidt, mit dem Philosophen nie über Hoffnung und Utopie diskutiert zu haben. Bloch unterschied zwischen Hoffnung und Zuversicht. Er hatte auch nie neben der SS gekämpft. Nie für die SPD bei SS-Veteranen um Wählerstimmen geworben. Aber, entgegnet man uns, was ist mit Stalin? Es ist Usus, mit der Formel Hitler gleich Stalin der deutschen Kriegsvergangenheit zu entkommen. Das wünschen die Helden von gestern und morgen sich aus tiefster Seele.
Mit den Braunen gegen die Roten
und umgekehrt und immer bis
an die Zähne ein Volk in Waffen:
Ihr Affen! Leid tut's mir nur
um eure unsre Toten.
(Die Venusharfe, Droemer/Knaur, München, Seite 21)
Nach einer tv-Diskussion sagte mir ein teilnehmender Bundeswehrgeneral, der es schon unter Hitler zum Stabsoffizier gebracht hatte: „Bitte verübeln Sie mir nicht, dass ich Sie als jemanden einschätze, der aus dem Krieg als seelisch Beschädigter heimkehrte.“ Ich versicherte dem netten älteren Herrn, dass mir seine Gesundheit als das schwerere Leiden erscheine.
Bei einer Lesung in Marburg fiel mir ein prägnantes, gutes Gesicht im Publikum auf. Danach, im Gespräch, erfuhr ich, der Mann stammte aus Breslau, studierte kurz nach dem Krieg Theologie und war jetzt gerade als Pastor in den Ruhestand getreten. Als junger Artillerieoffizier und vorgeschobener Beobachter hatte er die Wirkung des Beschusses von Leningrad beobachtet und befehlsgemäß seiner Batterie gemeldet: „Wir sahen die Wirkung bei den Bewohnern der Stadt und registrierten sie, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, dass wir Unrechtes taten.“ Wir sahen uns in die Augen und verstanden uns: In welch einer tödlichen Welt lebten wir. Zur Beantwortung der Frage und um Distanz zu damals zu gewinnen hatte er zur Theologie gefunden und ich in die literarische Tretmühle. Wie der damalige vorgeschobene Artilleriebeobachter die Stadt, so beobachteten wir uns selbst in unserer vormaligen fatalen Gestalt. Das nenne ich Aufarbeitung der Vergangenheit, um eine andere Gegenwart zu gewinnen. Bei den zu Politikern aufgestiegenen vormaligen Wehrmachtsoffizieren verabscheute ich die nachhaltige, zum System verfestigte Unbußfertigkeit. Keiner dieser pflichtgetreuen Kameraden brachte jemals den Mut auf, die frühere Blutschuld zu bekennen. Von ihnen waren nur gewundene Entschuldigungen, weitmaschig gestrickte Ausflüchte zu hören und zu lesen, so dass gerade diese Offiziersehrpusseligkeit die jungen Nachkriegsoppositionellen zur Verzweiflung bringen musste. Wer aus eigenem Willen schießt und tötet, ist ein Mörder. Stehen ihm aber welche gegenüber, die auf Befehl geschossen und getötet haben, ohne dies in Wort und Tat zu bereuen, so setzt sich die Blutspur durch die Geschichte fort. Dies der grundlegende Unterschied zwischen den unbewältigten Offizieren und einem Martin Niemöller, dies auch der Grund, weshalb wir Niemöller nahestanden, ja ihn liebten, der, als ich ihn einmal auf seine Vergangenheit als kaiserlicher U-Boot-Kommandant ansprach, schlicht eingestand, er wisse gar nicht, wie viele Menschen er damals auf den Grund des Meeres geschickt habe, aber: "Ich kann die Toten nicht zum Leben erwecken, jedoch dafür kämpfen, dass ihnen keine weiteren Opfer nachfolgen müssen." Es gab in unserem Volk zu wenige Niemöller und zu viele Strauß, Dregger, Schmidt, und so wurde eine einzigartige Chance nach Ende des Zweiten Weltkriegs vertan, leichthin, leichtfertig und um billiger Polit-Karrieren willen, wo Zivilcourage vonnöten gewesen wäre statt erneuten Waffendienstes und militärischen Gehorsams.
Unter den vielen Besuchern, die bei uns anfielen, ist mir ein stiller, bärtiger Mann in Erinnerung, ein Mönch, der nach zwanzig Jahren das Kloster verließ und danach im pädagogisch- sozialen Dienst arbeitet. Wie er mir gestand, gehörte er als junger Mann der SS an, und offenbar nicht im niedrigsten Rang. Das Eingeständnis war eine Frage. Ich hatte darauf nur zu antworten, dass es mich nicht interessiere. Vergangenheit entschwindet unter der Gegenwart. Es kommt nicht darauf an, was einer war, aber darauf, was einer ist, weil er etwas grundsätzlich anderes daraus zu machen wusste. Schönhubers Bestseller Ich war dabei wäre ein anderes Buch geworden, hieße es: Ich bin nicht mehr dabei.
Ich bin, das lässt sich nicht leugnen, beim letzten Krieg dabei gewesen und hab' seitdem oft genug das Hemd nassgeschwitzt, bis ich konterte. Jedes Wort, das ich über meine Soldatenzeit niederschrieb, verschaffte mir den Genuss eines Trittes, mit dem die deutsche Vergangenheit verabschiedet wird, auf dass sie nie zurückkehre.
Marx/Engels – Noske/Ulbricht – wieviel Sozialisten sind das?
Mit der Rechten brauche ich nicht abzurechnen. Das geschah zum letzten Mal in der Warschauer Höhle, als mein Begleiter in Panik geriet, weil wir russische Worte hörten. Panik, Flucht, Tod (?) und ich allein auf dem Fußmarsch Fremde Heere im wilden Osten. Bleibt unsere wirre Linke von heute, an der wir herzschmerzend leiden, weil sie stets Revolution plus Freiheit verspricht und von den faustischen Marx /Engels auf die luziferischen Noske/Ulbricht abfällt.
Mit dem Verrat der Sozis von 1914 an Marx verkam die stolze deutsche Arbeiterbewegung Bebels zum Zerfallsprodukt. Burgfriedenspolitik. Schlosspolitik. Kriegspolitik. Vonwegen Friede den Hütten, Krieg den Palästen. Das kehrten sie blöde um. Georg Büchner auf der Flucht vor der sozialdemokratischen Palastwache. 1914 Friedensverrat. 1918 Revolutionsverrat und vorwärts in die europäische Urkatastrophe. Der Doppelmord an Luxemburg/Liebknecht besiegelt den Niedergang. War 1933 vorgeplant? Der Tanz ums Goldene Kalb beginnt als Parademarsch der braunen Ochsen. Aber die Kommunisten? Macht euch nichts vor. Die deutsche Linke revolutionär zu revitalisieren ist mit dem Ende der DDR endgültig misslungen. Linke Minoritäten bringen nur die Wahl zwischen Diktatur und Opportunismus zustande, mit Marx im 18. Brumaire gesprochen zwischen Tragödie und Farce.
Soviel als Regieanweisung für unser Welttheater am Pleißenstrand zwischen Auerbachs Keller und Völkerschlachtdenkmal, diesem Goethe-Nietzsche-Ulbricht-Quadrat, das den Bloch-Dimitroff-Komplex zum Zentrum hat. Das Reichsgericht samt Vorplatz als Mahnmal an Dimitroff und Marinus van der Lubbe am westlichen Pleißenufer und ostwärts die Bloch-Festung, vormals Amtsgericht, dann Kreisverwaltung zwischen Harkort-Beethoven-Dimitroff-Straße und Peterssteinweg gelegen. Ich halte am Bloch-Komplex Wache, hier wurde im Ostflügel verboten gedacht, im Westflügel eingesperrt, auch todesgestraft, erschossen oder geköpft. Im Stand heidnischer Unschuld muss ich mich befunden haben, als ich einst direkt an Ort und Stelle beides in einem kecken Satz verband und dachte, ich hätte mich nur gewitzt ausgedrückt. Minister Mielke hat's sehr bald anders gerichtet. „Wer vorne im Philosophischen Institut richtig denkt, kann an der Hinterfront gleich abgeurteilt werden“, hatte ich noch geblödelt und die baldigen Gladiatorenkämpfe nicht geahnt. Während die Leipziger Schule der Bildkunst trotz diverser Konflikte ihren geographischen und parteistaatlichen Zwängen weltweit entwachsen konnte, wurde die Leipziger Schule der Philosophie 1957 von der Staatsgewalt radikal zerschlagen. Wer widerstand, wurde repressiert. Wer sich disziplinieren ließ, erlahmte. Die Verräter durften Karriere machen. In Sachen Philosophie verstand der Polizeistaat keinen Spaß, seine Parole hieß Mielke, der mischte sich am Ort des Geschehens ein, den Genossen Ulbricht mit noch mehr schlechten Gründen versorgend als sie sowieso schon erstunken worden waren. In Berlin hatte Harich sich mit seinen Westverbindungen hysterisch unklug verhalten. In Leipzig gab es keinen einzigen Fall von Westeinwirkung. Hier war die juristische, geheimdienstliche und polizeiliche Unterdrückung nichts anderes als parteistaatliche Kriminalität. Die fatale Sachlage wurde bisher von keiner Seite hinreichend geklärt. Soviel zu den Ursachen verbleibender Fremdheit. Allerdings galten die Tübinger Schüler des aus Leipzig vertriebenen Philosophen dort ebenfalls als Blochs Brut. Auch dies ein Stück vorweggenommener deutscher Einheit in freiheitlicher Denkfaulheit.
Der von Mielke lancierte ulbrichtsche Vorwurf der Konterrevolution beruht auf Misstrauen und Geschwätz. Harich wollte Bloch als Präsidenten der DDR und eines künftig vereinten Deutschland sehen. Das war reine Phantasie. Notizen aus einem Bloch-Seminar über den tapferen Philosophen, freikirchlichen Theologen und Pädagogen Comenius (1592 – 1670) ließen ein verderblich aufklärendes „Comenius-Modell“ argwöhnen. Das wog schon schwerer. Die Schüler des Meisters, über die Lehranstalten des Landes verstreut, verbreiten ein neues Denken. Wo das Konterrevolution sein soll, regieren geistige Armleuchter.
Grundmotiv der durch Verfolgung zur Geheimlehre beförderten Philosophie Blochs ist die Dekonstruktion. Wie ich darauf gekommen bin? Ganz einfach durch Brechts, Benjamins, Blochs eingreifendes Denken. An Blochs Titel Das Prinzip Hoffnung missfiel die prioritäre Hoffnung. Dem Band 1 entnahm ich die aufs Theater gezielte Formulierung Trotz und Hoffnung. So entstand mein erstes Büchlein. In den Beiträgen für die Weltbühne wurde ich so lästig, dass sich aus dem ZK Protest meldete. Die Herren Obergenossen argwöhnten zuviel Blochtrotz. Mein am 1. Juli 1956 im Sonntag abgedrucktes Gedicht Die Mutter der Freiheit heißt Revolution war die Aufkündigung der Sklavensprache. Jetzt galten Trotz und Hoffnung als gefahrvolle Konsequenz des Moskauer Tauwetters. Vor neuer Vereisung ging ich lieber nach Westberlin statt nach Bautzen.
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Gerhard Zwerenz
Nicht alles gefallen lassen
Schulbuchgeschichten
Fischer Verlag 1972
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Und was ist mit der Dekonstruktion? Die Kurzgeschichte Nicht alles gefallen lassen, seit Jahrzehnten ein Schulbuch-Dauerseller, dekonstruiert den Krieg glatt als Familienstreitgeschichte mit Weltuntergang. Ganz simpel und plausibel wie es ist. Im Roman Casanova oder der Kleine Herr in Krieg und Frieden wird die Illusionslosigkeit des schwarzen Humors mit so realen wir irrealen Phantasien vitalisierend aufgemischt. Der Erfolg war Lust, Freude, Kasse, nur wurde mir die im Buch enthaltene Existenz-Bedrohung zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Zuviel Spaß bei soviel Tod? Also folgte Kopf und Bauch als wütende Korrektur einer zu harmlosen Rezeption durch das Publikum. Gleichwohl machte auch die total schwarze Prosa von sich reden und, im preiswerten Taschenbuch, sogar Auflage. Der poetologische Schreck wirkt modisch exklusiv genießbar.
Soviel zu den Eckpunkten einer Dekonstruktions-Dramaturgie, wie ich sie, angeregt von Brechts und Blochs Kopfsprüngen, aus dem eigenen Erlebnismaterial filterte, was nicht so ganz schwer fiel, hieß es doch bald, sich von Verfolgung zu Verfolgung durchzuschlagen. Das rhytmisiert und belebt als wärs vom Onkel Doktor Eisenbart.
Die Linkspartei riskierte neulich einen Programm-Parteitag, der selbst skeptische Sympathisanten fast beglücken konnte. Zwar viel Gerede, aber keine Meuterei. Beschlüsse nahezu ohne Quertreibereien. Am Tag danach Rückfallgeräusche. Jeder Linke misstraut den Linken. Jeder Marxist ist der anderen Marxisten Feind und umgekehrt. Dazu die schrägen Kontraste. Beim Kapital der Konkurrenzkampf um Marktmacht. Bei Marxisten der Kampf um Bewusstseinsmacht, die notwenig ist, vollmundig unterzugehen. Immerhin wirkt diese Linkspartei schon fast unglaublich nüchtern im deutschstämmigen Euro-Irrgarten zwischen Akropolis und Brandenburger Tor(-heit). Am 23.10.2011 führte der ARD-Talk-Spitzendompteur zwei Sozizwillinge vor: Atomraketenhelmut empfiehlt den nicht weniger gescheiterten Steinbrück als Nachfolger der Firma Schröder/Merkel. Hat das Zukunft? Wir wissen, Oberleutnant Schmidt kämpfte schon an der Ostfront neben der SS mit „Zuversicht“. Da kann Peer S. nicht nur beim Schachspiel vom bewährten Frontoffizier lernen. Apropos Waffen-SS, im Nachwort 62 wurde notiert: „Am 10.6.2011 klagt Herta Müller in der FAZ über ihren Vater: ›Immer wünsche ich mir, diesen Vater noch im Nachhinein daran hindern zu können, ein SS-Soldat geworden zu sein.‹“ Das ist brav gewünscht, Herta, einfach nobel. Es gab bei uns mal die 68er, die mit ihren schwarzbraunen Eltern tatsächlich abrechneten, was dem deutschen Vaterland alles andere als genehm war. Frau Müller darf sich beim Genossen H. Schmidt Rat holen, der an der Ostfront in SS-Nachbarschaft Zuversicht fühlte. Ganz anders Günter Grass, der immer aufs große Maul setzte, doch die SS-Schnauze hielt, bis es zu spät war. Tapfer trommelte er für die SPD, ein Willy-Freund, der keinen Schimmer davon hatte, dass Brandt einst als SAP-(per) zu den Kommunisten neigte, bis er sich glücklich den Frauen und weniger glücklich den Berufsverboten zuwendete. Da machte ihn der Genosse Wehner von Moskau aus madig. Wir erinnern uns: Willy solle regieren, nicht erigieren. Soviel fürs kurzgeschorene Gedächtnis und über zwei Nobellierte. Sonst wird J. Gauck eifersüchtig. Er ist tapfer für den Krieg am Hindukusch, gegen die Bankenprotestierer und für geheimdienstliche Überwachung der Linken. Ein Christ sui generis und aus gutem bürgerlichen Hause. Des Pastors Papa war Gottseidank nicht in der SS, nur in der SA seit 1934, die Mama als alte Kämpferin in der NSDAP seit 1932. Keiner kann für seine Eltern. Muss ihnen aber von Jahr zu Jahr auch nicht fatal ähnlicher werden. SPD und Grüne wünschten sich den Herrn inniglich als Bundespräsidenten, der Friedensnobelpreis steht ihm gewiss bevor – ach du liebe aufrechte Linkspartei, nun mach mal bei so vielen Bürgerrechtlern was aus deinem schönen Programm, bevor's zu spät sein wird. Die Ideen der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit haben einen längeren Atem als ihre geschichtsverleugnenden Widersacher. Der Fehlschlag russischer Staatssozialisten diskreditiert keine Weltidee, solange ihre Anhänger nicht aufgeben Also liebe Genossen, streitet und ärgert euch weniger. Dass es euch gibt, grenzt nahezu an ein Wunder. Wer weiß wie lange noch. Linke in deutschen Landen bilden die Kaste der Unberührbaren. Kein Dialog mit Kommunisten. Sahra Wagenknecht darf neuerdings ab und zu vor Kamera und Mikrofon einen Gedanken fast zu Ende führen. Gysi hat bei Nachrichten aus dem Bundestag mitunter Platz für mehr als zwei Sätze. In der Talk-Show riskiert er sogar zwölf Sätze, wozu die Moderationsbeauftragten nervös plappermaulend auf ihren Sitzen herumrutschen. Gesine Lötzsch sucht Wege zum Kommunismus? Welch ein Glück, dass SS, SA, NSDAP mit Papa samt Mama und Wehrmacht den Genossen Stalin und die Rote Armee ins deutsche Heimatreich lockten, wo sie sich wie die Sieger aufführten. Das liefert für alle Ewigkeiten antikommunistische Argumente. Linke in Deutschland – ei der Daus! – und wenn die nun auch noch witzig, fröhlich, grundgütig, kurzum herzhaft aufträten, das wär ein Glücksfall nach dem anderen.
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Ingrid Zwerenz (Hg.)
Anonym
Schmäh- und Drohbriefe an Prominente
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Im Jahr 1968 brachte Ingrid Zwerenz bei Rütten + Loening die Sammlung Anonym – Schmäh- und Drohbriefe an Prominente heraus. Zu den Hasstiraden gegen Juden, linke und liberale Intellektuelle gesellte sich eine Sterilisierungsankündigung für den ZEIT-Redakteur Dr. Theo Sommer: „Über Ihre Eier ist bereits verfügt. Die leeren Eierschalen können von Ihren Angehörigen abgeholt oder von Ihnen als Christbaum-Schmuck benutzt werden … Unterschrift: Dr. Saeckel.“ Der Anonymus von damals hat überlebt oder es artikuliert sich einer seiner Nachkommen. Unter dem Pseudonym bimbo binder mailt er am 26.10.2011 über den poetenladen: „Zwerenz, dir sollte man die Eier abschneiden, kurz und schmerzhaft!“ Diese Sprache gehört offenbar zum brillanten deutschen Volksvermögen. Unser 68. Nachwort trug den Titel Leipzig – Kopfbahnhof. Manche verstehen nur Sackbahnhof.
Die Ideologen des Totalitarismus – Stalin gleich Hitler – suchen Vergangenheiten und Täterschaften der eigenen Seite abzumildern, indem die Gegenseite überdimensioniert, mindestens in die Rolle des operativ Angeklagten versetzt wird. Die deutsche Rechte äfft gern das Spiel der jungen Pariser Philosophen von anno dazumal nach, die den Moskauer 20. Parteitag mit Chruschtschows Anti-Stalin-Rede nutzten, sich von Stalin, Lenin und Marx abzuwenden und der KPF samt Sartre den Rücken zu kehren. Inzwischen entsteht zwar eine neue Sehnsucht nach Marx, doch der irrationale Antimarxismus der Antitotalitären richtet sich gegen China. Was wären die Folgen, gäbe es einen chinesischen Gorbatschow? Chinas Zerfall bewirkte eine Weltkonterrevolution als letzten Nagel zum Sarg des Westkapitalismus.
Bevor Honecker 1987 zur Staatsreise in die BRD aufbrach, veröffentlichte die taz am 23.4. unser Schreiben Freiheit für die Fantasie – Erklärung ehemaliger DDR-Bürger. Wolfgang Leonhard, unterwegs in den USA, wurde von Elke Leonhard einbezogen, Erich Loest, eben bei uns zu Besuch, tanzte den Walzer noch nicht rechtsherum, Karola Bloch stimmte von Tübingen her telefonisch zu, Ingrid humanisierte den Text bis zum Limit und ich hatte gerade was für die Kommunikationstheorie von Habermas übrig. Reden wir miteinander. Die Schlusszeilen meines Gedichts Die Mutter der Freiheit heißt Revolution lauten: „… Die Freiheit ist Tochter, Partei ist der Sohn.“ Das hatten die Genossen am 30.1.1957 in der Leipziger Kongresshalle verworfen. Also wurde das Gesprächsangebot 30 Jahre und 3 Monate später ein wenig spezifiziert wiederholt. Und leider erneut abgelehnt. Der Staatsratsvorsitzende wollte mit uns nicht sprechen, zog westliche Staatsgrößen von Kohl bis Strauß vor und glaubte eine offizielle Anerkennungsreise nach Bonn und München zu unternehmen. Daraus wurde eine aberkennende Abschiedstournee. Die Mächtigen mögen nun mal keine Kommunikation mit Leuten, die nicht buckeln. Lieber richten sie sich selber zuschanden. In der Habermas'schen Kommunikationstheorie fehlt eben der Übergang von der Sklavensprache zur Sprachrevolte.
Am 24.10.2011 blicken Schmidt&Steinbrück als siamesische Sozi-Zwillinge vom Spiegel-Cover. Helmut über Peer: „Er kann es.“ Was kann er? Weiter im Spiegel: „Helmut Schmidt über seinen Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück.“ Sein Kandidat also. Arme SPD. Die FAZ am Tag danach: „Talk als Tanz“, das geht gegen alle tv-Talk-Tänze, bei denen das Blatt nicht mitschwoft. Alles dreht sich a) um ein gerade erscheinendes Buch der beiden SPD-Genossen, das auf die Seller-Liste muss, und b) um Peers Panthersprung ins Bundeskanzleramt, das Angela die Große seit langem besetzt hält. Als Requisit beim Dialog dient ein Schachbrett, mit dem Helmut&Peer ihre Intellektualität illustrieren. Von Ernst Bloch, mit dem der damalige Bundeskanzler Schmidt mal über Utopie diskutieren wollte, stammt die Aufforderung, Schach statt Mühle zu spielen. Bei Schmidt und Steinbrück reicht es noch nicht mal zu einer Partie Mensch ärgere dich nicht. Ihre brave SPD ärgert sich schon gewaltig. So ist das, wenn Helmut und Peer erläutern, wie literaturläufig sie heideggern und poppern wollen. Soviel ist klar wie dicke Tinte: Der Doppelbeschluss-Schmidt bildete mit Oberleutnant Strauß und Hauptmann Dregger das Trojaner-Trio im Bauch des Gauls, in dem Hitlers Wehrmachtsgeist in die Bonner Republik eingeschmuggelt wurde. Hochgerüstet und krisenschwer steht ihr Deutschland endlich am EURO-Abgrund. Für sie ist und bleibt der Krieg der Vater aller Dinge. Mit dem hier falschen Griechen Heraklit haben sie mächtig auf Sand gebaut. Wir kommen drauf zurück.
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Gerhard Zwerenz
Serie
- Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
- Wird Sachsen bald chinesisch?
- Blick zurück und nach vorn
- Die große Sachsen-Koalition
- Von Milbradt zu Ernst Jünger
- Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
- Reise nach dem verlorenen Ich
- Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
- Van der Lubbe und die Folgen
- Unser Schulfreund Karl May
- Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
- Die Westflucht ostwärts
- Der Sänger, der nicht mehr singt
- Ich kenne nur
Karl May und Hegel
- Mein Leben als Prophet
- Frühe Liebe mit Trauerflor
- Der Schatten Leo Bauers
- Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
- Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
- Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
- Tanz in die zweifache Existenz
- General Hammersteins Schweigen
- Die Pleiße war mein Mississippi
- Im Osten verzwergt und verhunzt?
- Uwe Johnson geheimdienstlich
- Was fürchtete Uwe Johnson
- Frühling Zoo Buchmesse
- Die goldenen Leipziger Jahre
- Das Poeten-Projekt
- Der Sachsenschlag und die Folgen
- Blick zurück auf Wohlgesinnte
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
- Brief mit Vorspann an Erich Loest
- Briefwechsel mit der Welt der Literatur
- Die offene Wunde der Welt der Literatur
- Leipzig – wir kommen
- Terror im Systemvergleich
- Rachegesang und Kafkas Prophetismus
- Die Nostalgie der 70er Jahre
- Pauliner Kirche und letzte Helden
- Das Kickers-Abenteuer
- Unser Feind, die Druckwelle
- Samisdat in postkulturellen Zeiten
- So trat ich meinen Liebesdienst an …
- Mein Ausstieg in den Himmel
- Schraubenzieher im Feuchtgebiet
- Der Fall Filip Müller
- Contra und pro Genossen
- Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
- Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
- Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
- Als Atheist in Fulda
- Parade der Wiedergänger
- Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
- Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
- Fragen an einen Totalitarismusforscher
- Meine fünf Lektionen
- Playmobilmachung von Harald Schmidt
- Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
- Denkfabrik am Pleißenstrand
- Rendezvous beim Kriegsjuristen
- Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
- Der Bunker ...
- Helmut auf allen Kanälen
- Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
- Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
- Die Sächsischen Freiheiten
- Zwischen Genossen und Werwölfen
- Zur Geschichte meiner Gedichte
- Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
- Der Dritte Weg als Ausweg
- Unendliche Wende
- Drei Liebesgrüße für Marcel
- Wir lagen vor Monte Cassino
- Die zweifache Lust
- Hacks Haffner Ulbricht Tillich
- Mein Leben als Doppelagent
- Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
- Vom Langen Marsch zum 3. Weg
- Die Differenz zwischen links und rechts
- Wo liegt Bad Gablenz?
- Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
- Der 3. Weg eines Auslandssachsen
- Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
- Am Anfang war das Gedicht
- Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
- Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
- Im Hotel Folterhochschule
- Brief an Ernst Bloch im Himmel
- Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
- Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
- 94/95 Doppelserie
- FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
- Rainer Werner Fassbinder ...
- Zähne zusammenbeißen ...
- Das Unvergessene im Blick
1. Nachwort
Nachworte
- Nachwort
siehe Folge 99
- Auf den Spuren des
Günter Wallraff
- Online-Abenteuer mit Buch und Netz
- Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
- Die Leipziger Denkschule
- Idylle mit Wutanfall
- Die digitalisierte Freiheit der Elite
- Der Krieg als Badekur?
- Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
- Alter Sack antwortet jungem Sack
- Vor uns diverse Endkämpfe
- Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
- Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
- Kampf der Deserteure
- Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
- Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
- Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
- Was zum Teufel sind Blochianer?
- Affentanz um die 11. Feuerbach-These
- Geschichten vom Geist als Stimmvieh
- Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
- Trotz – Trotzalledem – Trotzki
- Der 3. Weg ist kein Mittelweg
- Matroschka –
Die Mama in der Mama
- Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
- Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
- Jan Robert Bloch –
der Sohn, der aus der Kälte kam
- Das Buch, der Tod und der Widerspruch
- Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
- Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
- Hölle angebohrt. Teufel raus?
- Zwischen Heym + Gauck
- Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
- Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
- Die Philosophenschlacht von Leipzig
- Dekonstruktion oder Das Ende der Verspätung ist das Ende
- Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
- Meine Weltbühne im poetenladen
- Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
- Die Internationale der Postmarxisten
- Dies hier war Deutschland
- Kopfsprünge von Land zu Land und Stadt zu Stadt
- Einiges Land oder wem die Rache gehört
- Schach statt Mühle oder Ernst Jünger spielen
- Macht ist ein Kriegszustand
- Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
- Damals, als ich als Boccaccio ging …
- Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
- Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
- Leipzig am Meer 2013
- Scheintote, Untote und Überlebende
- Die DDR musste nicht untergehen (1)
- Die DDR musste nicht untergehen (2)
- Ein Orden fürs Morden
- Welche Revolution darfs denn sein?
- Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
- Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
- Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
- Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
- Die heimatlose Linke (I)
Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
- Die heimatlose Linke (II)
Ein Zwischenruf
- Die heimatlose Linke (III)
Wer ist Opfer, wer Täter ...
- Die heimatlose Linke (IV)
In der permanenten Revolte
- Wir gründen den Club der
heimatlosen Linken
- Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
- Links im Land der SS-Obersturmbannführer
- Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
- Leipzig. Kopfbahnhof
- Ordentlicher Dialog im Chaos
- Büchner und Nietzsche und wir
- Mit Brecht in Karthago ...
- Endspiel mit Luther & Biermann & Margot
- Die Suche nach dem anderen Marx
- Wer ermordete Luxemburg und Liebknecht und wer Trotzki?
- Vom Krieg unserer (eurer) Väter
- Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
- Der Feind ist in den Sachsengau eingedrungen
- Die Heldensöhne der Urkatastrophe
- Die Autobiographie zwischen
Schein und Sein
- Auf der Suche nach der verlorenen Sprache
- Atlantis sendet online
- Zur Philosophie des Krieges
- Deutsche, wollt ihr ewig sterben?
- Der Prominentenstadl in der Krise
- Der Blick von unten nach oben
- Auf der Suche nach einer moralischen Existenz
- Vom Krieg gegen die Pazifisten
- Keine Lust aufs Rentnerdasein
- Von der Beschneidung bis zur
begehbaren Prostata
- Friede den Landesverrätern
Augstein und Harich
- Klarstellung 1 – Der Konflikt um
Marx und Bloch
- Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philosophie und Verbrechen
- Der Kampf ums Buch
- Und trotzdem: Ex oriente lux
- Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
- Der liebe Tod – Was können wir wissen?
- Lacht euren Herren ins Gesicht ...
- Die Blochianer kommen in Tanzschritten
- Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz
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