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Gerhard Zwerenz
Die Verteidigung Sachsens und warum Karl May die Indianer liebte
Sächsische Autobiographie in Fortsetzung | 97. Nachwort
Dies ist eine sächsische Autobiographie als Fragment in 99 Fragmenten. Schon 1813 wollten die Sachsen mit Napoleon Europa schaffen. Heute blicken wir staunend nach China. Die Philosophen nennen das coincidentia oppositorum, d.h. Einheit der Widersprüche. So läßt sich's fast heldenhaft in Fragmenten leben.
97. Nachwort |
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»Lacht euren Herren ins Gesicht und wagt den aufrechten Gang«
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Und gute Witwer?
Gerhard Zwerenz
Gute Witwen weinen nicht
Kranichsteiner Literaturv. 2002
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Dem neuen imperialen Größenwahn zu widerstehen brauchte es die Selbstbestimmung der Bedrohten. Die Deutschen haben den Siegern von 1945 die Ur-Erfahrung der Niederlage voraus. Die Sieger gefallen sich seitdem in neuen Kriegen, denen die Deutschen sich, unklug geworden, anschließen als sei etwas zu gewinnen. Unser Interesse aber verlangte eine Welt ohne Kriege. Lässt sich also ein kriegsverhinderndes Gesellschaftsmodell entwickeln, das nicht vom herrschenden Kapital-Imperium verfolgt und zerstört wird? Der Marxismus hat es versucht. Norbert Blüm dagegen: Marx ist tot, Jesus lebt! Da soll euer Herr Jesus also den unsäglichen heutigen Weltzustand verantworten? Wie wäre es mit: Jesus wurde zu Tode gekreuzigt und Marx zu Tode verleugnet? Der Marxismus ist tot, Marx hat überlebt. Vielleicht sind wir Atheisten die letzten Gläubigen, die den ewigen Tanz ums Goldene Kalb so satt haben, dass sie ihn verweigern. Ein Rat von Ernst Bloch: »Lasst euch nicht bange machen, lacht euren Herren ins Gesicht und wagt den aufrechten Gang.« Was aber ist hier und heute aufrechter Gang? Von Marx/Engels bleibt das Manifest inklusive nachfolgender Kapital-Analysen. Die Revolutions-Theorie darf mit dem Ende der SU samt DDR als gescheitert gelten. Marx hatte den Wecker zu früh gestellt und bald war es zu spät zum Aufwachen. Ab 1914 dementierte die deutsche Sozialdemokratie den Marxismus. Ihren Noske von 1918 kriegt die SPD nie mehr aus den Kleidern. In Russland siegte 1917 der vom kaiserlichen Deutschland gesponserte geniale Lenin, den ab 1924 Stalin besiegte, aus dessen Schatten die Kommunistischen Parteien kaum je herauskommen. Hitler und Stalin überleben in Ewigkeit, während die USA die Fortsetzung einer Welteroberungspolitik betreiben, deren Auftakt der Völkermord an den Indianern bildete. Seither gilt Rot als Farbe des Feindes. Ist Gelb die Schlussfolgerung? Wer nicht bis nach Asien fahren will, darf daheim mit Jesus über Marx/Engels bis Kant, Hegel, Nietzsche und Bloch reisen. Es gibt eigene Reserven, die gegen die Kriege der besitzenden Macht-Monster helfen. Wenn Revolutionen zu Konterrevolutionen entfremden, ist Zeit für die permanente pazifistische Revolte.
Immerhin wagten wir manche aufrechte Erinnerung, 1963 z.B. an 1848:
Die Veranstaltung in der Paulskirche liegt neununddreißig Jahre zurück, von den Beteiligten leben nur noch drei außer mir. Hat die Paulskirche sich oder uns überlebt? Wir erinnerten an den Vormärz 1848. Was hat das schon zu bedeuten im Zeitalter totaler Aktualitätenshows? Gehirne mit eingebauter Gedächtnisleiste gibt's demnächst im Supermarkt. Der bürgerliche Mensch in der Revolution hieß 2005 der Vortrag von Alfred Schmidt an unserem Frankfurter Bloch- Abend.
Schmidt verstarb am 28. August 2012 – Goethes Geburtstag.
Und wieder ging ein wissensdurstiger Unruhestifter unserer Generation dahin. Noch ein bürgerliches Original weniger. Sein Horizont reichte von Feuerbach bis Marx und Bloch, von Adorno und Horkheimer bis zu den Gewerkschaften und endlich bis zum humanistischen Freimaurertum. Frankfurt ohne diesen deliziös unprofessoralen Professor ist wieder um ein Stück Kulturgeschichte ärmer geworden. Wir erinnern uns hier gern an erstrittene Gemeinsamkeiten:
Der Abend wurde organisiert von Jörg-Herbert Klement
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Gerhard Zwerenz bei Gertrude Meyer 1978 in Hindas/Schweden
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Wer altert überlebt. Er wird immer einsamer. Wir trauern nicht, wir erinnern in der Hoffnung, erinnert zu werden. Es ist wie in Platons Höhlen-Gleichnis – die Bilder undeutlich, an der Wand Schatten und Fetzen. Vom Vormärz bis Ernst Bloch und Kurt Tucholsky – eine Reihe von Erinnerungen an vergebliche oder verlorene Revolutionen. Trotzdem – »Gute Witwen weinen nicht« – den Satz von Meyer wählte ich als Buchtitel für meinen Tucholsky-Roman. Das klingt so schön lieb und dennoch oder gerade deswegen aufrecht. In der Reprintausgabe heißt es dazu:
Im Rückblick auf die siebziger und achtziger Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts und mit Blick auf unser hintergründiges Hausarchiv erstaunt mich selbst die Fülle der angesammelten Dokumente. Lange Zeit vermied ich es, über die Ursachen meiner irrwitzigen Aktivität nachzudenken. Die letzte autobiographische Bestandsaufnahme zwingt zur Rechenschaft. Blochs lebenslange Energieleistung war mir in Leipzig plausibel geworden. Seine wie Tucholskys Antikriegshaltung wurzelten in der Urkatastrophe des 1. Weltkriegs. Tucholsky hatte bei kriegsgerichtlicher Vollstreckung von Todesurteilen bloß »die Akten gehalten«, was er nie vergaß, aber nur gelegentlich anmerkte. Was also, frage ich mich, wurde mein Antrieb? Als 1933 unsere Bodenkammer-Bücher in Gefahr gerieten, reagierte ich mit einer kindlich-jugendlichen Widersetzlichkeit, die bis zu meiner Zeit in Warschau nachwirkte.
Die Erinnerung an Warschau erst wurde zum realen Albtraum einer Höhle. Mitte August 1944 retteten wir, zwei Soldaten, uns in einen höhlenartigen Gang, wo wir niedersanken und vor Erschöpfung einschliefen. Am Morgen weckten uns Stimmen. Etwas oberhalb am Hang stritten russische Soldaten. Mein Begleiter verlor die Nerven, sprang auf, rief Polski – Polski und rannte weg. Ich hörte Rufe, dann Schreie, dann Schüsse. Vom nahen Feld pflückte ich Mohnkapseln, kaute sie, wie ich es mir angewöhnt hatte, lag den ganzen Tag still. Gewitter und Artilleriefeuer ringsum. Wie gehe ich zu den Russkis, ohne von ihnen erledigt zu werden wie eben mein nervenschwacher Kamerad, der Bruder Kopflos? In der Höhle liegen bleiben ist das Märchen, das dir zum Herzenswunsch gerinnt. Hans Pfeiffer und ich erzählten uns in Leipzig aus glorreicher Militärzeit. Er vom amputierten Soldatenbein, das ihm der Sani-Feldwebel auf die ausgestreckten Arme legte: Zehn Kniebeugen, Sie Scheißkerl! Ich deutete mein Warschau-Trauma an.
Dieser Text-Ausschnitt stammt aus dem 66. Nachwort mit dem Titel: »Links im Land der Obersturmbannführer«. Bei den Höhlengesprächen mit Hans Pfeiffer erinnerte ich mich plötzlich mit aufstörender Genauigkeit an vergessene Details. Der damalige Begleiter war geflüchtet, den Schüssen folgte Stille als wär's der Hall. Ich lag reglos, lauschte, riss das beiseite geworfene MG an mich, ging in Stellung, im Kopf nichts als die Wut, die es braucht, den Endpunkt zu setzen. Zweimal war mein Fluchtversuch misslungen, beim dritten Mal gehe ich nicht allein übern Jordan. Waren das damals wirklich meine Gedanken? Ungern glaub ich's. Falls aber doch? Russen, Polen, Deutsche, wer jetzt auftauchte, durch die Schießerei wild alarmiert, bewaffnet mit Handgranaten, für den war ein Entkommen ausgeschlossen. Ich werde euch mitnehmen zur letzten Fahnenflucht in den Himmel, zur Hölle, aus dem Albtraum heraus.
Ich hockte und lag und lauschte. Eisenzeit. Granatenzeit. MG-Zeit. Aus und vorbei. Es regte sich nichts am Höhleneingang. So hab ich bald vergessen, dass ich dort ein Stücklein Heldentod gestorben bin. Und den Helden gleich mit begrub. Sieben Leben hat die Katze? Der Mensch hat die Wahl zwischen einem Leben kurz oder lang. Heute passt mir das Detail vom August 1944 endlich in die flotte Idee einer Dramaturgie des Autobiographischen. Eins unter hundert geschwindelten Ich-Büchern sollte es wenigstens mit der irren Wahrheit versuchen.
Beim Überlesen bin ich unzufrieden. Die zurückgewonnene Erinnerung an die Einsamkeit des jungen Mannes mit dem MG, den ich aus dem Gedächtnis pulte, als beträfe es einen ganz anderen, hatte zur Folge, dass ich mich schon in Leipzig in Frontstellung brachte. Besonders klug ist sowas nicht. Hilft dem Wissenden aber zum Gewissen: »Geschichte verstehe ich als Entwicklung zu Tod und Untergang. ...« Die Fortsetzung steht in Kopf und Bauch, Seite 111. Die zurückgeholte und fixierte Erinnerung an das Höhlen-Erlebnis erst im Gespräch mit Hans Pfeiffer, dann beim Niederschreiben ließ mich künftige Gefahrensituationen gefasster überstehen.
Als 1957 die in der Leipziger Kongresshalle versammelten Kulturgenossen die Vorwürfe gegen mich ungerührt anhörten und disziplinarisch geduckt schwiegen, während ich mich zur Wehr setzte, lag ich wieder wie dreizehn Jahre früher in der letzten Höhle, aus der es kein Zurück gibt oder du gibst dich auf. Als 1971 in Frankfurt / Main endlich mein Bekenntnisbuch Kopf und Bauch erschien, erfasste selbst die Werbeabteilung des S. Fischer Verlags den geschärften Doppelsinn von Dekonstrukt und konträrer Erzählweise:
Die Frage ist, hält der Text, was von der Reklame versprochen wird, obgleich die Werbe-Adepten nicht durchschauen, was sie da herauslassen? Und ist die autobiographische Subversion des jede Sklavensprache verweigernden Subjekts adäquat fassbar?
»Die vulgärwitzige Beschreibung eines Sachverhalts offenbart den ganzen Johannes. Man muss die Sachverhalte zum Tanzen bringen. Wir geraten in exemplarische Szenen.
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Gisela May
Stimme aus Stahl gegen Saalschlachtdrohung in der Westfalen-Halle
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Heiner Halberstadt, Klaus Vack:, im Club Voltaire Else, Rührt Euch, Genossen, das war unsere Schönheit, als wir noch um den Frieden fochten, Ostermarsch in Frankfurt, Hamburg, Bremen, Hannover, Dortmund, Nürnberg, die Polizei mit Knüppeln gegen die Schönheit. Mann warum soll ich mich für euren Frieden verprügeln lassen. Papa hat viele Gestalten. Irgendwann Mitte der Sechziger in Dortmund. Rolf Hochhuth, dünne Stimme, besorgte Friedensworte, immerzu Fotografen. Wer einen Apparat hatte, machte Aufnahmen. Wir spielten mit in der Westfalenhalle. Harichs neue Frau aus Ostberlin vom Podium herab, Stimme aus Stahl, Lied einer alternden Kommunistin, ihren Wolfgang hat sie in der Tasche, der singt die zweite Stimme im Friedenskampf. Gegen Ende Saalschlachtdrohung. Die KP beherrscht die Halle, der SDS ist mit Hunderten aufgerückt, Wolff will zum Mikro, die kommunistischen Genossen kontern, Postenketten breitschultriger Proleten halten Wache gegen anbrandende Jungs. Prügelt für den Frieden. Die Geheimpolizisten und Spitzel atmen erregt, ich quatsche mir die Zunge aus dem Hals. Die Vermittlungsversuche schlagen fehl. Die Genossin Sängerin und Wolfgang-Gattin aus Ostberlin mit versteintem Gesicht. Wie soll man singen können, sind die Lippen Steinstufen, Demonstration unserer Ohnmacht. Schriftsteller ohne Einfluss, Aushängeschilder (reden, ja reden durften wir, aber nichts sagen), Galionsfiguren, nette Ornamente. In Machtfragen sind wir Ballast, über Bord damit.
Ich sage Euch, Genossen, Ihr brütet faule Eier aus …
Peter Handke, der in Düsseldorf sagte: Du reagierst zu konsequent und böse. Redete wie Columbus über Indien, glaubte das Land zu kennen, war nie dort gewesen. Was ist eine Publikumsbeschimpfung als Spiel gegenüber der Publikumsbeschimpfung, der eine Proletarier-Ratte zeitlebens ausgesetzt ist? …
Auf kurzer Taxifahrt vorn neben dem Fahrer. Drei andere hinter mir, die sich unterhalten. Reinhard Baumgart:
›Zwerenz sagt gar nichts. Der hasst uns alle!‹
Aus reiner Höflichkeit bestreite ich die Behauptung. Wie könnte ich plausibel machen, dass dies nicht HASS ist und zugleich doch HASS. Aggressionsdruck gegen das eigene Unvermögen und infolge Unvermögen. Aus der eigenen Person heraus und gegen sie. Gegen den Schriftstellerstand und begründet im Verdacht, dass wir auch aus subjektiven Gründen so unzulänglich sind. Aus Gründen der Bequemlichkeit, Inkonsequenz, Charakterschwäche, Fatalität. Wenn man das ruhigen Gewissens immer auf die objektive Situation abwimmeln könnte. Sich selbst freisprechen, den Verhältnissen alles aufbürden, Gott oder dem Teufel in die Schuhe schieben. Die Kapitalisten, das Funktionärsregime oder sonstwenundwas vorschützen – wie gut das geht, wie wohl das tut, wie unbefriedigend das ist und zugleich hilfreich, selbstbegütigend, demobilisierend.
Was hilft Höflichkeit. Was hilft's, das Wort zu bestreiten, das genau ins Zentrum trifft. Die tiefe Wahrheit des Ausspruchs macht mich für einen Moment sprachlos. Der Mann weiß ja nicht, wie sehr er mich getroffen hat. Das Wort HASS ist kein Ausdruck für diese Essenz von Hass, die ich jahrelang empfunden habe für alles, was sich westliche Intelligenz nennt. Ich gebe ganz den tiefen Eindruck des Widerwärtigen zurück, den ich erhalte von diesen ausgeflippten Typen, die die Bewusstseinsschlacht gar nicht erst schlagen und sich gleich eilfertig-devot nach den Krumen bücken, die von den Tischen der Herrschaft abfallen für sie.«
Soviel aus dem Gedächtnis-Koffer von 1971. Kennworte: Avantgardistische Berichterstattung, Erlebtes aus dem individuellen Memorial-Safe, Fremdkörper im Areal der Staatsgeschichtsschreibung, statt Gehirnwäsche Gehirnkonzentrat im Tanz der Sätze beim Frankfurter Marathon. Gute Witwen weinen nicht? – Gute Witwer auch nicht. Die starke Linke von gestern schrumpfte auf Veteranenverbände ein. Eine rote Klasse verabschiedet sich in die Urnen. Letzte Lautsprecher referieren das Überleben aus der Unterwelt. Heute ist Mittwoch, der 7. November 2012 – gegen 5 Uhr wird bekannt, der Friedensnobelpreisträger Obama darf seine Morddrohnen weiter starten lassen. Der Spiegel vom Montag dieser Woche berichtet über The End of Men – Das Ende der Männer – Info stammt auch aus den USA – warum das? Wegen Obama? Nein, sondern Sex ist banal. Das alles saust und saut auf den blutigen Witzen der Zeitgeschichte rasant dahin wie auf Seifenkisten.
Wir stellen aus Notwehr unsere zeitlose Kamera auf:
Mao, Napoleon, Hitler, Stalin, Eisenhauer, Churchill, Obama, Adenauer, Ulbricht, Honecker sowie Mutter Maria, Rosa Luxemburg und Schwester Teresa sitzen in dem Bus, der sie von ihrer Irrenanstalt nach Schloss Hoheneck bringt, wo sie vergast werden sollen. Als sie den Bus verlassen, wird das Schloss bombardiert. Die Gruppe der Irren irrt durch den Ort. Als SS auftaucht, die die Flüchtigen erschießen will, gibt Hitler sich als der Führer zu erkennen. Die SS requiriert einen neuen Bus, den ein SS-General nach Warschau fährt, wo sie eine polnische Irrenanstalt beschlagnahmen, die Patienten zu ihren Untergebenen machen und ein Führerhauptquartier einrichten. Als es zum Aufstand kommt, übernimmt Napoleon das Kommando. Die Gruppe überquert die Weichsel und wird von Rotarmisten gefangengenommen. Kurz bevor alle erschossen werden und nachdem die drei Frauen anständig vergewaltigt worden sind, gibt Stalin sich zu erkennen und alle werden nach Moskau in den Kreml verfrachtet, wo Stalin sich an seinem Doppelgänger delektiert. Beide Stalins beseitigen im Kreml-Keller die Leiche des wahren Hitler. Der Doppelgänger entmachtet den wirklichen Stalin, der fortan zu den Enteigneten gehört und sich mit der Gruppe nach Kriegsende in den Westen repatriieren lässt, denn im tiefsten Herzen war er längst Antikommunist geworden..
Die Heimkehrer werden in Hadamar nahe Frankfurt / Main stationiert und wandeln die alte Irrenanstalt zielstrebig in eine Akademie für Neusprech um. Jeder Verrückte macht seinen Doktor und wird Professor. Bis die gesamte Gruppe zur Talkshow ins Fernsehen geladen wird. Thema: Rehabilitation für alle. Der Talk findet in Westberlin an dem Tag statt, an dem das Brandenburger Tor sich offenbart. Die Runde erörtert die Ursachen der Ereignisse sowie die Zukunftsaussichten und gelangt zur Einsicht, dass alle großen Männer der Vergangenheit die Vorläufer aller großen Männer der Gegenwart sind. Nachdem das dem Volk verkündet wurde, schließen Mutter Maria, Rosa Luxemburg, Schwester Teresa sich zu einer kriminellen Gang zusammen und vergiften die Heroen der Weltgeschichte. Danach legen sie sich zum Sonnen auf eine große grüne Wiese in der Hoffnung, wie einst Mutter Maria in aller Unschuld durch einen vorübergehenden Herrn Gott geschwängert zu werden. In der Zwischenzeit erscheint der wohnungssuchende Student Obama. Als er erfährt, was die drei Jungfrauen erwarten, bietet er seine Dienste an, denn »von irgendetwas muss einer leben«. In einer kurzen Verschnaufpause richtet der Student sich auf, breitet die Arme aus und ruft beinahe emphatisch: »Mann, ist das geil. Ich komme mir vor wie Gott.« Daraufhin beginnt die ganze Chose von vorn: Alle Hauptfiguren der Vergangenheit treten aus der Kulisse und erfinden unsere himmlische Zukunft.
Mögliche Bühnenfassung
Es wird keine parodierende Ähnlichkeit der Figuren angestrebt. Das ganze geschieht als Talk-Runde. Die Spieler sitzen auf der Bühne, Schilder mit den Namen der von ihnen gesprochenen Personen um den Hals. Auf einen Moderator kann man verzichten. Die Spieler agieren als würden sie aufgerufen, gefragt, geben Auskunft, nehmen übel, streiten miteinander, springen auf, laufen herum, skizzieren die Geschehnisse, nehmen wieder Platz. Evtl. lässt man die Schluss-Szene konkret vorführen. Die drei Damen legen die Kleider ab, strecken sich auf dem Boden aus, der Student Obama erscheint. Nachdem er seine welthistorischen Worte (We can usw.) von sich gegeben hat, bilden die drei Frauen eine einzige Mutterfigur, die den jungen Obama halten als wäre er das kleine Jesulein …
PS: Wegen der keineswegs irrwitzigen Konstellationen müsste alles atemberaubend real und phantastisch gespielt werden.
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Gerhard Zwerenz
Serie
- Wie kommt die Pleiße nach Leipzig?
- Wird Sachsen bald chinesisch?
- Blick zurück und nach vorn
- Die große Sachsen-Koalition
- Von Milbradt zu Ernst Jünger
- Ein Rat von Wolfgang Neuss und aus Amerika
- Reise nach dem verlorenen Ich
- Mit Rasputin auf das Fest der Sinne
- Van der Lubbe und die Folgen
- Unser Schulfreund Karl May
- Hannah Arendt und die Obersturmbannführer
- Die Westflucht ostwärts
- Der Sänger, der nicht mehr singt
- Ich kenne nur
Karl May und Hegel
- Mein Leben als Prophet
- Frühe Liebe mit Trauerflor
- Der Schatten Leo Bauers
- Von Unselds Gegner zu Holtzbrincks Bodyguard
- Karl May Petrus Enzensberger Walter Janka
- Aus dem Notizbuch eines Ungläubigen
- Tanz in die zweifache Existenz
- General Hammersteins Schweigen
- Die Pleiße war mein Mississippi
- Im Osten verzwergt und verhunzt?
- Uwe Johnson geheimdienstlich
- Was fürchtete Uwe Johnson
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- Die goldenen Leipziger Jahre
- Das Poeten-Projekt
- Der Sachsenschlag und die Folgen
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- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (I)
- Sächsische Totenfeier für Fassbinder (II)
- Brief mit Vorspann an Erich Loest
- Briefwechsel mit der Welt der Literatur
- Die offene Wunde der Welt der Literatur
- Leipzig – wir kommen
- Terror im Systemvergleich
- Rachegesang und Kafkas Prophetismus
- Die Nostalgie der 70er Jahre
- Pauliner Kirche und letzte Helden
- Das Kickers-Abenteuer
- Unser Feind, die Druckwelle
- Samisdat in postkulturellen Zeiten
- So trat ich meinen Liebesdienst an …
- Mein Ausstieg in den Himmel
- Schraubenzieher im Feuchtgebiet
- Der Fall Filip Müller
- Contra und pro Genossen
- Wie ich dem Politbüro die Todesstrafe verdarb
- Frankfurter Polzei-buchmesse 1968
- Die Kunst, weder Kain noch Abel zu sein
- Als Atheist in Fulda
- Parade der Wiedergänger
- Poetik – Ästhetik und des Kaisers Nacktarsch
- Zwischen Arthur Koestler und den Beatles
- Fragen an einen Totalitarismusforscher
- Meine fünf Lektionen
- Playmobilmachung von Harald Schmidt
- Freundliche Auskunft an Hauptpastor Goetze
- Denkfabrik am Pleißenstrand
- Rendezvous beim Kriegsjuristen
- Marx, Murx, Selbstmord (der Identität)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (I. Teil)
- Vom Aufsteiger zum Aussteiger? (II. Teil)
- Der Bunker ...
- Helmut auf allen Kanälen
- Leipzig anno 1956 und Berlin 2008
- Mit Konterrevolutionären und Trotzkisten auf dem Dritten Weg
- Die Sächsischen Freiheiten
- Zwischen Genossen und Werwölfen
- Zur Geschichte meiner Gedichte
- Poetenladen: 1 Gedicht aus 16 Gedichten
- Der Dritte Weg als Ausweg
- Unendliche Wende
- Drei Liebesgrüße für Marcel
- Wir lagen vor Monte Cassino
- Die zweifache Lust
- Hacks Haffner Ulbricht Tillich
- Mein Leben als Doppelagent
- Der Stolz, ein Ostdeutscher zu sein
- Vom Langen Marsch zum 3. Weg
- Die Differenz zwischen links und rechts
- Wo liegt Bad Gablenz?
- Quartier zwischen Helmut Schmidt und Walter Ulbricht
- Der 3. Weg eines Auslandssachsen
- Kriegsverrat, Friedensverrat und Friedenslethargie
- Am Anfang war das Gedicht
- Vom Buch ins Netz und zur Hölle?
- Epilog zum Welt-Ende oder DDR plus
- Im Hotel Folterhochschule
- Brief an Ernst Bloch im Himmel
- Kurze Erinnerung ans Bonner Glashaus
- Fritz Behrens und die trotzkistische Alternative
- 94/95 Doppelserie
- FAUST 3 – Franz Kafka vor Auerbachs Keller
- Rainer Werner Fassbinder ...
- Zähne zusammenbeißen ...
- Das Unvergessene im Blick
1. Nachwort
Nachworte
- Nachwort
siehe Folge 99
- Auf den Spuren des
Günter Wallraff
- Online-Abenteuer mit Buch und Netz
- Rückschau und Vorschau aufs linke Leipzig
- Die Leipziger Denkschule
- Idylle mit Wutanfall
- Die digitalisierte Freiheit der Elite
- Der Krieg als Badekur?
- Wolfgang Neuss über Kurt Tucholsky
- Alter Sack antwortet jungem Sack
- Vor uns diverse Endkämpfe
- Verteidigung eines Gedichts gegen die Gladiatoren
- Parademarsch der Lemminge und Blochs Abwicklung
- Kampf der Deserteure
- Fritz Bauers unerwartete Rückkehr
- Der Trotz- und Hoffnungs-Pazifismus
- Als Fassbinder in die Oper gehen wollte
- Was zum Teufel sind Blochianer?
- Affentanz um die 11. Feuerbach-These
- Geschichten vom Geist als Stimmvieh
- Von Frankfurt übern Taunus ins Erzgebirge
- Trotz – Trotzalledem – Trotzki
- Der 3. Weg ist kein Mittelweg
- Matroschka –
Die Mama in der Mama
- Goethe bei Anna Amalia und Herr Matussek im Krieg
- Der Aufgang des Abendlandes aus Auerbachs Keller
- Jan Robert Bloch –
der Sohn, der aus der Kälte kam
- Das Buch, der Tod und der Widerspruch
- Pastor Gauck oder die Revanche für Stalingrad
- Bloch und Nietzsche werden gegauckt ...
- Hölle angebohrt. Teufel raus?
- Zwischen Heym + Gauck
- Von Marx über Bloch zu Prof. Dr. Holz
- Kafkas Welttheater in Auerbachs Keller
- Die Philosophenschlacht von Leipzig
- Dekonstruktion oder Das Ende der Verspätung ist das Ende
- Goethes Stuhl – ein Roman aus Saxanien
- Meine Weltbühne im poetenladen
- Von Blochs Trotz zu Sartres Ekel
- Die Internationale der Postmarxisten
- Dies hier war Deutschland
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- Macht ist ein Kriegszustand
- Dekonstruktion als Kriminalgeschichte I
- Damals, als ich als Boccaccio ging …
- Ein Traum von Aufklärung und Masturbation
- Auf der Suche nach der verschwundenen Republik
- Leipzig am Meer 2013
- Scheintote, Untote und Überlebende
- Die DDR musste nicht untergehen (1)
- Die DDR musste nicht untergehen (2)
- Ein Orden fürs Morden
- Welche Revolution darfs denn sein?
- Deutschland zwischen Apartheid und Nostalgie
- Nietzsche dekonstruierte Gott, Bloch den Genossen Stalin
- Ernst Jünger, der Feind und das Gelächter
- Von Renegaten, Trotzkisten und anderen Klassikern
- Die heimatlose Linke (I)
Bloch-Oper für zwei u. mehr Stimmen
- Die heimatlose Linke (II)
Ein Zwischenruf
- Die heimatlose Linke (III)
Wer ist Opfer, wer Täter ...
- Die heimatlose Linke (IV)
In der permanenten Revolte
- Wir gründen den Club der
heimatlosen Linken
- Pekings große gegen Berlins kleine Mauer
- Links im Land der SS-Obersturmbannführer
- Zweifel an Horns Ende – SOKO Leipzig übernimmt?
- Leipzig. Kopfbahnhof
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- Mit Brecht in Karthago ...
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- Wohin mit den späten Wellen der Nazi-Wahrheit?
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- Die Heldensöhne der Urkatastrophe
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- Der Blick von unten nach oben
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- Von der Beschneidung bis zur
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- Friede den Landesverrätern
Augstein und Harich
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Marx und Bloch
- Bloch & die 56er-Opposition zwischen Philosophie und Verbrechen
- Der Kampf ums Buch
- Und trotzdem: Ex oriente lux
- Der Soldat: Held – Mörder – Heiliger – Deserteur?
- Der liebe Tod – Was können wir wissen?
- Lacht euren Herren ins Gesicht ...
- Die Blochianer kommen in Tanzschritten
- Von den Geheimlehren der Blochianer
Aufsatz
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